Ein Handschlag - und ein Festival wurde geboren
Jetzt ist es wieder so weit. Die Sommer-Kulturdürre in Wien wird im breiten Speckgürtel für Festivals jeder Art genutzt. Die Königin ist der Grafenegger Kultursommer. Dieser Tage fand die Eröffnung statt. Bereits zum 10. Mal. Was damals zwischen Rudolf Buchbinder und dem niederösterreichischen Landesfürsten per Handschlag vereinbart wurde, hält heute noch. Mit immer neuen Highlights hat der Intendant das Festival nicht nur gefestigt, sondern auch die Zuschauerzahlen heftig gesteigert.
Oben dunkle Wolken, unten heitere Stimmung. Die Sommernachtsgala wird vor allem von den Solisten Bryn Terfel – walisischer Bassbariton mit exzellenter Stimme und schauspielerischen Fähigkeiten - und Olga Peretyatko - Sopran der Extraklasse - geprägt. Peretyatko ist die, die mit Plácido Domingo beim Opernball „Lippen schweigen“ gesungen hat (nachzuhören bei YouTube.com). In Grafenegg singt sie dieses Duett mit Bryn Terfel. Beeindruckend „The impossible dream“ aus „Man of La Mancha“ und „Credo in un Dio crudel“ aus Verdis Otello. Peretyatko brilliert in „Linda di Chamounix“. Der Hausherr am Klavier schlägt den Takt in Carl Maria von Webers „Aufforderung zum Tanz“ an. Das Tonkünstler Orchester unter Yutaka Sado begleitet ihn mit Demut.
Im Vorfeld des Konzertes verriet Olga Peretyatko einer Zeitung, dass sie ihr Lampenfieber mit Karate und Kaffee bekämpft. Und Bryn Terfel sagte der „Welt“, warum er nicht im Wagner-Mekka auftreten will, nämlich seinen Kindern zuliebe. Worauf die renommierte deutsche Zeitung titelte „Lieber Sangria am Strand als Siegfried in Bayreuth“.
Ein durchaus ausgegorenes Programm, an dem das Publikum große Freude hat. Was allerdings Gounods „Faust“ darin zu suchen hat, wäre zu klären.
Wer dem Ex-Chefdirigenten Andrés Orozco-Estrada so wie ich nachtrauert, dem kann geholfen werden. Am 22. 6.2016 gastiert der Weltdirigent (Der Standard) mit den Wiener Philharmonikern im Konzerthaus. Und am 1.9. in Grafenegg.
Next Grafenegg: 25.6. Carmina Austriaca mit den Tonkünstlern unter Michael Schønwandt und den Wiener Sängerknaben.
Reinhard Hübl
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