Landstraßer Schüler entwerfen Buch für Flüchtlingskinder
LANDSTRASSE. Der kleine Syrer Ali trifft am ersten Schultag das österreichische Mädchen Julia. Für die meisten Kinder ist der erste Schultag ein aufregendes Erlebnis, jedoch nicht für Ali. Er ist nervös, schüchtern und weiß nicht was ihn erwarten wird: Davon handelt das Kinderbuch „Der erste Schultag/The first day at school/Auualu yaumin fie al Madraßa“. Das 48 Seiten starke und dreisprachige (Deutsch/Englisch/Arabisch) Buch wurde von sieben Schülern der HTL Ungargasse im Zweig Wirtschaftsingenieurwesen/Betreibsinformatik entworfen.
Alexander Grois, Ali Khreis, Can Arslan, Sakar Hamad, René Geldner, Valentin Moder und Marco Katic, alle zwischen 17 und 19 Jahre alt, hatten die Idee zu diesem Projekt bei einem Schulausflug. "Das Flüchtlingsthema war gerade in aller Munde und wir dachten uns, dass es sinnvoll wäre, für Flüchtlingskinder ein Deutschbuch zu entwerfen, das gerne gelesen wird", so Ali Khreis. Man wollte eine Hilfestellung für junge Flüchtlinge in Umlauf bringen, die nicht Deutsch können, wenn sie nach Österreich kommen.
5.000 Stück wurden gedruckt
Umgesetzt wurde das Projekt im Unterrichtsfach Betriebstechnik. Dort gründeten die Schüler eine "Juniorcompany" – eine echte Firma, die ein echtes Produkt entwickelt und es dann auch vertreibt. Startkapital: 800 Euro, finanziert durch Anteilsscheine privater Investoren, gefördert von der WKO. Davon bezahlten Junior-Geschäftsführer Alexander Grois und sein Team Grafik, Zeichnungen, Übersetzungen, Druck und Werbung. "Gedruckt wurde eine Auflage von 5.000 Stück, wovon wir 1.000 schon verkauft haben", sagt Khreis. Den Plot erdachte man gemeinsam mit der Deutschlehrerin.
Was das Buch bewirken soll? "Im Vordergrund steht natürlich, dass es den Kindern erleichtert werden soll Deutsch zu lernen, doch es wird auch ein Nebenziel verfolgt, dass die Kinder mit Traditionen vertraut werden. Deshalb die Einbindung der Schultüte in die Geschichte. Es haben uns einige Menschen mit Migrationshintergrund erzählt, dass sie sich am ersten Schultag über diese Tüten sehr gewundert haben und sie für komisch gehalten haben. Wenn sie keine hatten, haben die meisten Eltern schnell eine besorgt, damit die Situation nicht so unangenehm geblieben ist. Diesen Sachverhalt haben wir absichtlich harmonischer in unsere Geschichte eingebaut. Durch das Vertauschen der Schultüten wird ein Austausch und Dialog eingeleitet", schreiben die Autoren auf ihrer Homepage www.readtogether.eu
Für 8,20 Euro kann man das Buch auch direkt über deren Homepage bestellen. Man muss es sich jedoch nicht liefern lassen: Das Projektteam hat bereits dafür gesorgt, dass gekaufte aber nicht verschickte Bücher an Flüchtlingskinder verteilt werden. Natürlich können Kunden die Verteilung aber auch selbst in die Hand nehmen.
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