Obdachlos in Österreich

Obdachlosigkeit - kann jeden treffen

Derzeit sind in Österreich mehr als 38.000 Menschen obdachlos gemeldet. Die Dunkelziffer liegt wahrscheinlich doppelt so hoch!

Sind aber wirklich alle Betroffenen von Krankheiten gezeichnet, von Schicksalschlägen getroffen, von Scheidungen und Schulden gepeinigt oder könnte es nicht auch ein Problem unseres Gesellschaftssystem sein?

Kann Obdachlosigkeit wirklich jeden treffen und wie sieht es aus, das Leben "ganz unten"?
Ich arbeite seit vielen Jahren ehrenamtlich in der Obdachlosenhilfe und muss zugeben, dass diese Aufgabe und die Geschichten der Leute, meine Einstellung grundlegend verändert haben.

Ich hatte früher selbst Vorurteile und habe öfter einen Bogen gemacht um jüngere Leute, die auf der Straße lagerten und mir ihren Becher hinhielten. Ich dachte, die meisten erbetteln das Geld nur, um ihren Alkoholkonsum zu finanzieren. Aber was für ein elendes und mühevolles Leben sie führen und welche Schicksale und Biografien hinter diesen Menschen stehen – das habe ich erst in den letzten Jahren nachvollziehen können.

Da gibt es den Unternehmer, dem plötzlich sein Hauptkunde abhandenkommt, den Mann, der seine dramatische Scheidung nicht verkraftet und viele Schicksale mehr. Viele von ihnen geraten auch durch Arbeitslosigkeit in diese Situation. Menschen, die jahrzehntelang gearbeitet haben, finden sich in der Rolle von Bittstellern wieder und verlieren dadurch ihre Würde. Ich hatte bei etlichen den Eindruck, sie sind über den Rand der Gesellschaft gekippt und haben sich dann irgendwann selbst aufgegeben. Es ist ein Teufelskreis: Wer seine Arbeit verloren hat, bekommt keine Wohnung und wer keine Meldeadresse vorweisen kann, ist chancenlos auf dem Arbeitsmarkt.

Es gibt auch genug Menschen, denen man ihre Obdachlosigkeit gar nicht ansieht. Sie sehen aus, als kämen sie gerade aus dem Büro. Man erkennt es nur an kleinen Zeichen: die Haare sind ungekämmt, der Anzug ein bisschen verknittert und die Zähne sind nicht geputzt.

Letzten Winter, als ich wieder einmal warme Decken und Hundefutter in einen Park in der Nähe des Wiener Gürtels brachte, konnte ich beobachten, dass manche Obdachlose Bundesheerschlafsäcke haben, die die schlimmste Kälte abhalten. Jene die darüber nicht verfügten, schliefen in Decken gehüllt unter Planen und Müllsäcken. Die Menschen, die so ein Leben über viele Jahre führen, sind gesundheitlich schwerst angeschlagen und haben nur eine geringe Lebenserwartung. 50, 60 Jahre ist auf der Straße schon ein stolzes Alter. Es ist für viele ein Selbstmord auf Raten. Ein Alkoholiker, ein ehemaliger Unternehmer, sagte mir einmal: "Es gelingt mir leider nicht, mich totzusaufen, der Körper wehrt sich."

Stimmt also das Vorurteil, dass die meisten Obdachlosen alkohol- oder drogenkrank sind, tatsächlich? Nein, weit mehr als die Hälfte der Menschen, die ich getroffen habe, hatten keine Alkohol- oder Drogenprobleme. Es stimmt allerdings, dass einige in diesem Milieu zu Alkoholikern werden. Gerade in Heimen mit längerfristiger Unterbringung findet man als Neuankömmling nur schwer Kontakt, wenn man nicht "mithalten" kann.

Am meisten beeindruckt mich die Solidarität unter den Obdachlosen. Viele haben sich auf der Straße ihre Ersatzfamilie geschaffen. Das hat mich erstaunt. Ich dachte, je härter man ums nackte Überleben kämpft, umso mehr würde man nur noch den eigenen Vorteil sehen. Das kommt natürlich auch vor, Diebstähle sind nicht selten in dem Milieu. Aber ich habe mehrfach erlebt, dass auch das Allerletzte noch geteilt wurde. Einmal konnte ich beobachten, wie ein Mann, einem jungen Mädchen seine Schlafstelle über einem Heizungsschacht angeboten hat. Er gab ihr von seinem erbettelten Geld und sagte, sie sollte sich nehmen, was sie brauche. In diesem Moment war mir wirklich zum Heulen zumute

Was kann also der Staat tun um die Situation der Obdachlosen zu verbessern?
Ich finde, es gibt viel zu viel Bürokratie angesichts von Menschen, die oft gar nicht in der Lage sind, sich damit auseinanderzusetzen. Es müsste mehr geschulte Betreuer und Sozialarbeiter geben, die sich dem Einzelnen zuwenden. Vielleicht sogar Menschen, die früher selbst obdachlos waren und es geschafft haben, in ein normales Leben zurückzukehren. Die hätten ein viel größeres Einfühlungsvermögen und könnten Obdachlose auf der Straße aufsuchen und nicht darauf warten, dass mal einer vorbeikommt. Das schaffen diese Menschen oft gar nicht mehr. Sie leben von einem Tag auf den anderen – da geht es ums nackte Überleben.

JA, Obdachlosigkeit kann jeden von uns treffen! Wir befinden uns ja längst nicht mehr nur in einer Wirtschaftskrise, sondern in einer sich auswachsenden Systemkrise, in der alles wegzubrechen droht. Die Obdachlosigkeit wird dann kein marginales, sondern ein sehr zentrales Thema werden. Und zwar schneller, als wir uns im Moment vorstellen können.

Was unserer Gesellschaft dringend braucht ist Zivilcourage, ein Herz für die schwächsten Glieder unserer modernen Gesellschaft und MUT denen zu helfen, die nach Hilfe suchen und sich nicht mehr alleine helfen können.

Nicht der Mittelstand ist am bluten, es sind die Ränder unserer modernen Gesellschaft die im Wahn des modernen Zeitgeist von neoliberaler Gehirnwäsche die soziale Kälte am meisten spüren.

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