Veranstaltung beschäftigte sich mit Menschenhandel

Sr. Maria Schlackl ist die Initiatorin der Veranstaltung.
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Ein möglichst objektiver Blick auf Menschengruppen und einzelne Personen, die ausgebeutet werden, und auf solche, die ausbeuten. Unter diesem Motto stand die zweite Großveranstaltung der Initiative „Aktiv gegen Menschenhandel – aktiv für Menschenwürde in OÖ“. Rund 200 Vertreter verschiedenster sozialer und kirchlicher Einrichtungen und Organisationen sowie private Interessierte trafen sich dazu im Linzer Ursulinenhof. Initiiert wurde die Veranstaltungsreihe von der Salvatorianerin Schwester Maria Schlackl.

Würdevolles Leben

„Über-Macht und Würde“ war der Hauptaspekt der Impulse aus unterschiedlichen Blickwinkeln und Erfahrungswelten zu den Themenbereichen Menschenhandel – Sexdienstleistung – (Zwangs-)Prostitution. Schlackl betonte in ihrer Einführung: „Von Grund auf ist jeder Mensch ermächtigt, ein würdevolles Leben zu führen. Ich glaube, dass in jedem Menschen ein von Gott gegebener Kern grundgelegt ist, aus dem heraus sich jede Person zu einem würdevollen Menschsein entwickeln kann. Würde macht stark! Würde wird dort frag-würdig, wo eine Person sich anmaßt, über andere Macht auszuüben.“

Was hat Sexarbeit mit Arbeit zu tun?

Anita Kienesberger, Autorin des Buches „Fucking poor: Was hat ‚Sexarbeit‘ mit Arbeit zu tun?“, setzte sich in ihrem Statement mit dem Begriff „Sexarbeit“ auseinander. In den letzten Jahren wurde versucht, Prostitution als normalen Markt zu etablieren. In Deutschland liegt der Umsatz in diesem Wirtschaftszweig bei 14 Milliarden Euro jährlich. Ein Wirtschaftszweig, der im Dunkeln blüht. Die Legalisierung der Prostitution hat in den letzten 10 Jahren zu einer steigenden Nachfrage geführt. „Das Geschäft mit der Ware Sex und der Ware Frau ist zu einem der lukrativsten Wirtschaftszweige geworden. Für Menschen und Arbeitsrechte ist da kein Platz mehr“, so Kienesberger. Die Umbenennung der sexuellen Ausbeutung in „sexuelle Dienstleistung“ habe die Zuhälter zu Geschäftsleuten aufgewertet und Bordelle zu Gentlemen-Clubs und Wellnesstempeln werden lassen. Das bewusste Etablieren der Bezeichnung „Sexarbeiterin“ zum Zwecke der gesellschaftlichen Aufwertung der Prostitution habe den Prostituierten nichts gebracht.

Der schwedische Weg

Kienesberger verwies in ihren Ausführungen auf den schwedischen Weg im Umgang mit der Prostitution. Seit 1999 wird Prostitution in Schweden kriminalisiert, jedoch nur seitens der Kunden. Die Prostituierten bleiben straffrei. Kunden drohen Geld- oder Gefängnisstrafen bis zu einem Jahr. Erklärtes Ziel war es, einen abschreckenden Effekt auf alle Käufer von Sex und Sexdienstleistungen zu erzielen und die damit verbundene organisierte Prostitution von Schweden fernzuhalten. Dem Gesetz werden gute Erfolge attestiert. Das Sexkaufverbot hat auch die Einstellung der Schwedinnen und Schweden zur Prostitution verändert. Am meisten wird das Verbot von den unter 30-Jährigen befürwortet.

Situation in Oberösterreich

Über die aktuelle Situation in Oberösterreich informierte der Chefinspektor des Landeskriminalamtes OÖ, Manfred Bauer. Das in Oberösterreich 2012 beschlossene Sexualdienstleistungsgesetz sei seiner Meinung nach eines der Besten in ganz Österreich. Durch das Gesetz seien die Prostituierten relativ gut geschützt, da die Betreiber alles offen legen müssten und keine Prostituierten anstellen dürften, die nicht untersucht seien. Derzeit gibt es in Oberösterreich ca. 110 Rotlichtbetriebe, in denen rund 950 Prostituierte arbeiten. Das klassische Bordell ist fast nicht mehr vorhanden. Diese Lokale haben sich geändert in Laufhäuser, in denen die Betreiber nur noch Zimmer vermieten und die Prostituierten sich einmieten. Der Großteil der Prostituierten in Oberösterreich kommt aus Ungarn, Rumänien und Bulgarien. Vor allem die Prostituierten aus Ungarn kommen aus extrem ärmlichen Verhältnissen.

Warum kaufen Männer Sex?

Der Psychotherapeut Arnold Mettnitzer und der Männerforscher Erich Lehner gingen in ihren Ausführungen darauf ein, warum Männer eigentlich Sex kaufen und welche Sehnsüchte dahinter liegen. Untersuchungen zeigen, dass es unter Männern häufig geschieht, dass sie sich in Konkurrenz zu anderen definieren, wodurch Sexkauf gleichsam zu einem Statussymbol wird. Auffallend ist, dass es eigentlich keine spezielle Gruppe an Männern gibt, die Sex kaufen. Alle alters- und gesellschaftlichen Schichten betätigen sich als Käufer. Rund 10 bis 20 Prozent der Männer kaufen Sex.

Im nächsten Jahr wird sich die dritte Veranstaltung der Initiative „Aktiv gegen Menschenhandel in OÖ“ am 18. Oktober 2016 mit der Thematik „Verantwortungsvolle Marktwirtschaft“ beschäftigen.

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