Schmetterlinge suchen jetzt nach letzten herbstlichen Nahrungsquellen

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Nach letzten herbstlichen Wiesenmahden begeben sich Schmetterlinge alljährlich auf Wanderschaft, um nach Orten zu suchen die noch Futterpflanzen für sich und ihre Raupen aufweisen. Die wichtigen Bioindikatoren unserer Landschaft suchen in dieser Zeit gerne Linzer Brachflächen auf, um das dort reichhaltig vorkommende Futterpflanzenangebot für sich und ihren Nachwuchs zu nutzen, wobei ständig nach potentiellen Geschlechtspartnern Ausschau gehalten wird, um ihrer Daseinsbestimmung - neben der jeden erfreuenden farbenprächtigen Erscheinung und der Bestäubung selbst - gerecht werden zu können.

Wie finden die Falter neue Nahrungsgründe und Partner?

Für die Suche nach geeigneten Nektarpflanzen setzen die Falter deren hoch sensibles Geruchsorgan, ihre Antennen, ein. Mit ihren Facettenaugen sind sie imstande, unterschiedlich gefärbte Blüten farblich zu unterscheiden.
Auch Pheromone können diese mit ihren Fühlern erschnüffeln, die kommunikativ eingesetzt, hauptsächlich der Partnerfindung dienen.
Geschmacksrezeptoren auf den Tarsen – letzter Beinabschnitt von Gliederfüßern - helfen den Weibchen beim Auffinden der für ihren Nachwuchs bestmöglichen Raupenfutterpflanze.

Die Artenvielfalt auf unseren Brachen kann sich wirklich sehen lassen. Das macht Brachflächen erst zu einzigartigen Oasen der Natur, die es langfristig zu schützen gilt, da diese kostbaren Biotope letzte Rückzugsgebiete unserer Fauna und Flora darstellen, welche gleichzeitig eine nicht zu unterschätzende arterhaltende Funktion erfüllen.

Welche futterreichen Orte suchen die Falter im Herbst noch auf?

Neben Brachflächen - die sich auch neben Straßenbahngeleisen befinden, werden von Schmetterlingen, wie zum Beispiel dem Admiral (Vanessa atalanta), sowie Tagpfauenauge (Aglais io), aber auch vom C-Falter (Polygonia c-album), gerne Fallobstplantagen aufsucht, um hier an am Boden befindliche Früchte zu saugen. Das halb verfaulte Obst können Schmetterlinge bestimmt bereits aus größerer Entfernung riechen.
Ebenfalls werden die Falter vorwiegend vom Geruch und der Farbenpracht vieler Blüten in von Menschenhand gestalteten Hausgärten, aber auch von der Blütenvielfalt auf den Gräbern unserer Friedhöfe und von größeren Blumengeschäften, die Blumen im Freien zum Verkauf anbieten, förmlich angezogen.

An sonnigen Herbsttagen kann man ihre sensationellen Balzflüge beobachten, wo oft mehrere Männchen fliegend um ein Weibchen werben. Das Weibchen entscheidet selbst, welches kräftig erscheinende Männchen sie anschließend für die Paarung wählt. Dabei geht sie sehr kritisch vor. Daher kommt es immer wieder zu Ablehnungen der männlichen Anwärter, welches ihnen, während der Balz, vom Weibchen mittels abrupten Anhebens ihres Abdomens = Hinterleib signalisiert wird.
An dieser Stelle sei erwähnenswert, dass die Gestensprache eine bedeutsame Rolle bei der Balz von Schmetterlingen zukommt.

Im Spätherbst konzentrieren sich die Schmetterlinge mehr auf die Nahrungsaufnahme selbst. Revierkämpfe und Balzen sind seltener zu beobachten. Sinken die Temperaturen unter 12°C, suchen sich die Falter Plätze, wo sie gut getarnt sind. Dort ziehen diese oft ihre Vorderflügel ein, befinden sich aber im abflugbereiten Ruhezustand (Kombination aus Vorschlafphase und "ergänzend neu" ersten Teil der meinerseits ebenfalls studierten Einschlafphase), um bei Gefahr noch reagieren zu können. Am Abend reduzieren sie ihren Stoffwechsel – befinden sich dann im Tiefschlaf - fallen damit in eine Starre und sind in dieser Zeit leicht angreifbar. Auf ihre gute Tarnung vertrauend, versuchen sie nun von Fressfeinden nicht entdeckt zu werden.
Schmetterlinge spüren, wann sie sich geschützte trockene Plätze für ihre Überwinterung suchen müssen. Nur wenige Arten überwintern als fertig entwickeltes geschlechtsreifes Insekt (Imago). Die meisten Arten sterben jedoch noch vor dem Winterbeginn, aber deren Eier, Puppen oder Raupen können den Winter schadlos überstehen. Manche Falter, wie der Zitronenfalter (Gonepteryx rhamni) bilden ein körpereigenes Frostschutzmittel. Es kann durchaus sein, das diese Weißlingsart auf einen Ast sitzend und vom Schnee zugedeckt den Winter verbringt, was schier unglaublich erscheint. Aber selbst im Winter kann man an sonnigen wärmeren Tagen diese Art herumfliegen sehen, wobei natürlich keinerlei Nahrung aufgenommen wird.
Für die Diapause = stoffwechselreduzierter Winterschlaf werden neben natürlichen Gegebenheiten, wie Baumhöhlen und Felsspalten auch vom Menschen errichtete Behausungen und Gebäude von den Schmetterlingen gerne aufgesucht, da sie ihren natürlichen Überwinterungsplätzen, von der Luftfeuchtigkeit her, sehr nahe kommen. Während ihres Winterschlafes zehren die Falter dann von ihren Fettreserven, bis sie wieder im März des folgenden Jahres auf der Bildfläche unserer Natur erscheinen.

Dieser Artikel stammt von meinen mehrjährigen Beobachtungen der Linzer Schmetterlingsfauna und wurde aufgrund der Dringlichkeit, einer sehr interessanten bereits angekündigten Veröffentlichung aus meinen diesjährigen Feldforschungen vorgezogen. Ein ergänzender Artikel, zu meiner mehrjährigen Brachflächenforschung, erscheint in Kürze. In diesen wird ein wertvoller Linzer Biotopverbund erwähnt, wo ein großer Teil davon, entlang der Westbahnstrecke, ein grünes Artenschutzband bildet. Wunderschöne Fotos und ein Lageplan sollen selbsterklärend auf die Schutzwürdigkeit artenreicher Gebiete hinweisen.

Ihr Verhaltensforscher
Franz Huebauer

© Copyright by Franz Huebauer
Gilt nicht für die Linzer Rundschau, falls mein Artikel in gedruckter Form erscheint.

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