Horst, Sepp und ein "Letter of Intent" – OÖ-Delegation zu Gast in Bayern
Bayern und Oberösterreich intensivieren Zusammenarbeit in der Medizintechnik und im Wirtschaftsbereich.
BAYERN/OÖ. Bayern und Oberösterreich: Eine Sprache, ein Kulturkreis, gute Nachbarschaft – und gute Geschäfte. Die beiden wirtschaftsstarken Regionen sind eng verflochten. Ingesamt exportiert Österreich Waren im Wert von 15 Milliarden Euro pro Jahr nach Bayern – knapp die Hälfte davon kommt aus OÖ. Nicht zuletzt deshalb warben die heimischen Politik- und Wirtschaftsvertreter, angeführt von Landeshauptmann Josef Pühringer und WKO-Präsident Christoph Leitl, am 2. Juli im Rahmen eines Empfangs im Münchner Maximilianeum um Investoren.
Kooperation: Medical Valley und OÖ-Gesundheitscluster
Doch die Oberösterreicher statteten den deutschen Nachbarn nicht nur deswegen einen Besuch ab. Mindestens ebenso wie wirtschaftliche Investitionen beschäftigt OÖ derzeit die Linzer Medizin-Uni, die ja noch in den Kinderschuhen steckt. Deswegen holte man sich jetzt Hirnschmalz aus Bayern an die Donau. Oberösterreich und das "Medical Valley" in Mittelfranken unterzeichneten einen "Letter of Intent", der beide Partner in den Bereichen Medizintechnik und Gesundheitstechnologie eng aneinander bindet.
Der Gesundheitscluster in Erlangen (Mittelfranken/Bayern) ist das Medizintechnik-Zentrum Deutschlands. Durch Kooperationsprojekte zwischen Universität, Gesundheitstechnologie-Cluster und internationalen Unternehmen, wird dort an neuen medizintechnischen Lösungen geforscht. Ziel der Forscher ist es, Prävention, Diagnose, Therapie und Rehabilitation verschiedener Krankheiten zu verbessern. Aktuell basteln die dortigen Medizin-Kapazunder an automatisierten Computerlösungen für endoskopische Eingriffe.
Siemens: Eine Milliarde für Forschung
Alle Forschungen in Erlangen erfolgen in enger Abstimmung mit international führenden Medizintechnik-Unternehmen. So ist etwa die Gesundheitssparte des Siemens Konzerns, die Siemens Health Care GmbH, Teil des Medical Valley. Alleine diese Firma investiert eine Milliarde Euro jährlich in Forschung und Entwicklung. "Im Durchschnitt melden wir vier Patente pro Tag an", sagt Siemens CEO Michael Meyer.
Seehofer: "Die EU muss mehr tun" – Pühringer: "Schleierfahndung diskutieren"
Über den Medizinbereich hinaus will OÖ in erster Linie die wirtschaftliche Kooperation mit Bayern intensivieren. So sind etwa durch das Interegg-Förderprogramm bis 2020 insgesamt 54 Millionen Euro im Grenzraum Bayern-Oberösterreich investiert. Diese Gelder sind in erster Linie für grenzüberschreitende Forschungs-, Entwicklungs- und Innovationstätigkeiten sowie für die Zusammenarbeit bei Rechts- und Verwaltungsfragen vorgesehen.
Das bestimmende Thema beim Treffen von LH Josef Pühringer mit seinem bayrischen Amtskollegen Horst Seehofer war freilich die Fremdenrechts- und Asylproblematik.
"Die EU muss mehr tun bei den Flüchtlingen", forderte Seehofer. Der Freistaat hatte ja zuletzt angekündigt, die Schleierfahndung in den bayerischen Grenzregionen zu verstärken. Für OÖ versprach Pühringer bis Ende des Monats die Flüchtlingszelte abzubauen. Und auch bei einer Intensivierung der Schleierfahndung äußerte sich Pühringer vorsichtig positiv: "Ja, das ist zu diskutieren".
Freundschaftliche Meinungsverschiedenheiten gab es hingegen – klarerweise – beim Thema Autobahnmaut. Dort herrscht nicht nur innerhalb Deutschlands, sondern auch zwischen Österreich und seinem nördlichen Nachbarn Uneinigkeit. "Es gibt sachlich unterschiedliche Positionen", meinte Seehofer. Dies würde aber die Freundschaft und das "blinde Verständnis" der Politiker aber nicht beeinflussen. So weit war man sich – von Horst zu Sepp – schnell einig.
Fotos: Land OÖ/Grilnberger
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