Roggendorf: Das Sterben im Stollen

Hauptsächlich junge Menschen fanden sich zum Rundgang um den Wachberg ein, um sich über die Geschichte des Ortes zu informieren. | Foto: privat
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  • Hauptsächlich junge Menschen fanden sich zum Rundgang um den Wachberg ein, um sich über die Geschichte des Ortes zu informieren.
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MELK. "Es freut mich ganz besonders, dass heute viele junge Menschen gekommen sind", so Historiker Gerhard Floßmann zum Auftakt einer von nur jährlich zwei geführten Touren der Arbeitsgemeinschaft "Quarz B9 Roggendorf" rund um den Wachberg. Floßmann lieferte am Areal des früheren KZ-Außenlagers, wo sich heute die Gedenkstätte mit einer (in die Jahre gekommenen) Überblicksausstellung befindet, einen Einblick in die Lagergeschichte.

Kriegsrüstung unter Tage
Am 21. April 1944 auf dem Areal der Birago-Kaserne eingerichtet, diente das Mauthausen-Außenlager der sogenannten "U-Verlagerung", deren Zweck es war, die reichsdeutsche Kriegsrüstung unter die Erde zu verlegen, um den zunehmenden Bombardierungen durch alliierte Truppen zu entgehen. Zur Errichtung der Stollen im Wachberg, sowie zur späteren Produktion von Kugellagern für Steyr-Daimler-Puch, wurden rund 14.000 KZ-Häftlinge aus etwa 30 Nationen herangezogen, die unter unmenschlichen und brutalen Bedingungen zur Arbeit unter dem Wachberg gezwungen wurden.

SS, Luftwaffe und "Kapos"
Bewacht und zur Arbeit angetrieben wurden die Häftlinge von SS-Angehörigen, hauptsächlich aber von Luftwaffen-Angehörigen, die ab 1944 von der Wehrmacht in viele KZ-Außenlager überstellt wurden, sowie sogenannten Kapos (Häftlinge, die von der SS mit Bewachungsaufgaben betraut wurden). Misshandlungen durch die Bewacher standen an der Tagesordnung, hinzu kamen die extremen Arbeitsbedingungen in den Stollen, schlechte Ernährung und mangelhafte Ausrüstung.

Tunnelsystem genau erkundet
Im Anschluss an die Besichtigung der Gedenkstätte folgte eine interessante Führung auf und rund um den Wachberg. Dabei wiesen die Mitglieder der ARGE, darunter der Roggendorfer Peter Pammer sowie Michael Urmann, auf viele "Überbleibsel" der früheren Stollenanlagen hin und berichteten über das vielfach tödliche Schicksal der KZ-Häftlinge. "Die Stollen sind jetzt nicht mehr zugänglich, da die Gefahr, sich in dem Tunnel-netz, das rund acht Kilometer umfasst, zu verirren, zu groß ist", berichtete Urmann, der aber in den letzten Jahren mit Kollegen der ARGE die Gelegenheit hatte, die Stollen genau zu erkunden.

Fundstücke sind zu besichtigen
Zahlreiche Fundstücke, etwa ein alter Presslufthammer, wurden bei den vielen Tunnel-Expeditionen zutage gefördert und kürzlich im Rahmen der Gedenkfeier samt Vitrine an die KZ-Gedenkstätte übergeben, wo sie nun besichtigt werden können. Zu den Ausmaßen der Stollenanlage sagt Urmann: "Wir sprechen hier von sieben Stollen, die mit Buchstaben von A bis G durchnummeriert waren. Das war eine Fläche von rund 65.000 Quadratmetern, teilweise gab es drei Etagen."

5.000 Opfer binnen eines Jahres
Die Bilanz der Menschenausbeutung durch das NS-Regime war katastrophal. Während des Lagerbestehens fanden im Außenlager Melk fast 5.000 Häftlinge den Tod. Im April 1945 wurden die Häftlinge dann ins Außenlager Ebensee evakuiert.

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