Schallaburg zeigt "wie Wickie tickt"
Die neue Schau auf der Schallaburg räumt mit vielen unserer gängigen Wikinger-Bilder gründlich auf.
SCHALLABURG. Der kleine schlaue Wickie und seine starken Männer sind eines von vielen Klischees, die wir mit dem Volk aus dem hohen Norden - den Wikingern - verbinden.
"Den Wickie kennt in Schweden kein Mensch", sagt dazu Schallaburg-Chef Kurt Farasin, der auch gleich mit einem weiteren Mythos aufräumt: "Behörnte Helme kommen von einem Regieeinfall zu einer Wagner-Oper. Tatsächlich hatten die Wikinger solche Helme gar nicht", so Farasin.
Unser Bild von Nationen
Kürzlich präsentierte er mit Sophie Nyman vom schwedischen Nationalmuseum Göteborg sowie den Kuratorinnen Michaela Helmbrecht und Renate Woditschka die neue Ausstellung. Neben zahlreichen - erstmals in Österreich zu sehenden - Exponaten aus schwedischen Beständen steht für Farasin das Stellen von Fragen im Vordergrund: "Welche Bilder haben wir von den Wikingern oder von anderen Nationen, etwa Griechenland oder der Ukraine und wie lösen wir sie auf", geht es Farasin und seinem Team vorwiegend darum, Stereotype aufzulösen.
Um das zu schaffen, soll die Schallaburg noch mehr als bisher ein Ort der Begegnung werden. Teil davon ist der "Treffpunkt ich & wir" wo anhand konkreter Experimente brennende Fragen erörtert werden können: Wer waren die Wikinger? Wer sind wir und wer bin ich?
Schrift versus Archäologie
Um dem Fragenstellen noch mehr Raum zu geben, fungiert die Schallaburg-Eintrittskarte ab sofort auf Wunsch als Dauerkarte für die ganze Saison: "Wir wollen mehr als nur eine Kurzzeitbegegnung. Bei Bedarf soll man die Ausstellung mehrmals aufsuchen können, etwa wenn noch weitere Fragen auftauchen", erzählt Farasin, der auch die neue direkte Anbindung der Burg an die Wachaulinie WL 1 besonders betont. Um den thematischen Zugang zu den Wikingern, die im Zeitraum 750 bis 1100 nach Christus lebten und über weitreichende Handelsnetze verfügten, zu erleichtern, hat die Kuratorin Michaela Helmbrecht regionale Anküpfungspunkte geschaffen.
"Wir zeigen, was in Europa war, während es die Wikinger gab", erklärt sie und weist auf den schwierigen Umgang mit den Quellenbeständen hin: "Während archäolgische Quellen viel über den damaligen Handel aussagen, ist in schriftlichen Quellen meist von Plünderung und kriegerischen Auseinandersetzungen die Rede." Das liege vor allem daran, dass schon damals der Handel - etwa mit den Wikingern - als völlig normal und nicht aufschreibenswert erachtet wurde.
Stimmen
Michaela Helmbrecht: Zur Zeit der Wikinger ging es auch in unserer Region ganz schön turbulent zu.
Sophie Nyman: Die Wikinger sind für Schweden eine Art Markenzeichen, ähnlich wie IKEA oder ABBA.
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