So viel Krieg war nie

Dr. Robert Streibel | Foto: privat

Das Jahr 2014 hatte noch nicht begonnen und manche Zeitungen waren bereits mitten im Krieg; Geschichtsserien, wohin man blickt. So viel Krieg war nie. Keine Kriegsbegeisterung, denn die verfremdeten Uniformen, die lächerliche Moderne, mit den militärischen Erfindungen, dem Luftkrieg, den Kavalleristen und den Bergsteigern lassen fast vergessen, dass es Tote gegeben hat.

Anders als beim zweiten Weltkrieg können wir uns auf diesen Krieg einlassen, wer kennt noch die Urgroßväter, wer kann noch die Briefe lesen, wenn es überhaupt welche gibt und die Verbrechen sind vergessen. Die österreichischen Standgerichte waren keineswegs lächerlich. Da wären dann auch noch die vorschnellen Analysten, die zum Schluss kommen, dass es einen Genius loci gibt. Und da unten in Serbien und in Bosnien, da ist eben kein Frieden, da war kein Friede, das liegt in der Natur der Menschen, Fanatismus pur eben. Princip lebt. Und wer alles Hurra geschrien hat und sich dann nicht mehr erinnern konnte.

Der Sündenfall der Moderne, die Probe für später, die dann ohne Lächerlichkeit von statten ging. Das „Nie wieder Krieg“ war nach 1918 bald verklungen, das Land wurde mit Heldendenkmälern überzogen, Kriegerdenkmäler in jedem Dorf. Nach dem Krieg ist vor dem Krieg. Über den Krieg zu reden, war nicht gewünscht, keineswegs so, dass sein Grauen begreifbar wurde. „Im Westen nichts Neues“ - ein Skandal war das. Die Waffen wurden wiederverwendet für die Milizen. Und nach dem Zweiten Krieg? Die alten Kriegerdenkmäler wurden erweitertet, Zusatztafeln angebracht und geredet wurde auch da nicht. Wie auch, mit wem auch? In den Versammlungen der Veteranen vielleicht, da war dann wieder vom Zusammenhalt in den Schützengräben die Rede und dass sich das niemand vorstellen könne, der nicht dabei war.

Ein Gespräch? Wer hätte das führen sollen, wer hätte es ertragen zuzuhören, wer hätte Fragen stellen können ohne Vorwurf. Nach dem Krieg kommt das Schweigen, manchmal ist es auch ein beredtes, eines mit Floskeln, das die Verbrechen verkleidet und verharmlost, weil es wehtut, sich eingestehen zu müssen, dass der Großvater vielleicht… Die Hilflosigkeit, darüber zu reden, schmerzt dann, wenn niemand mehr da ist, der es erlebt hat, das verbindet heute den 1. mit dem 2. Weltkrieg. Eine Geschichte ohne lebende Akteure. Wer würde heute nicht gerne den Großvater fragen, mit dem Wissen und der Sicherheit des Alters, um der Verdrängung auf die Spur zu kommen. So viel Krieg war nie, zum Glück nur in der Erinnerung, zumindest bei uns. Und die Kriege, die seither auch in Europa stattgefunden haben, die zählen nicht so richtig, denn das war doch am Balkan. Oder? Aber eine Möglichkeit gibt es noch, eine Flaschenpost, die keinen Fluss und kein Meer braucht, sondern…

Dr. Robert Streibel, geb. am 27.1.1959 in Krems a.d. Donau, Studium in Wien (Geschichte, Germanistik, Theaterwissenschaft und Kunstgeschichte), Dissertation am Institut für Zeitgeschichte. Seit 1987 im Verband Wiener Volksbildung für PR und Öffentlichkeitsarbeit, seit 1999 Direktor der Volkshochschule Hietzing. Forschungsprojekte zu Nationalsozialismus, Judentum, […]

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