Feuerwehrkommandant Light

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Dietmar Fahrafellner folgte im März Josef Buchta als Landesfeuerwehrkommandant. Der 44-Jährige war zuvor Bezirkskommandant von St. Pölten. Er will 1.640 Wehren trotz Krise in die Zukunft führen.

Herr Fahrafellner, wie gefährlich der Feuerwehrdienst ist sah man vor einem Monat in Texas. Eine ganze Stadt ist durch eine Explosion zerstört worden, unter den Opfern waren auch viele Feuerwehrmänner. Ist Feuerwehrmann nicht eigentlich ein Beruf für Profis?

Wir haben in Niederösterreich keinen einzigen Berufsfeuerwehrmann, nur Freiwillige. Die Gefahr ist für uns natürlich immer mit dabei. Es gibt immer wieder viele schwerverletzte und leider auch tote Feuerwehrleute. Etwa 75 Prozent des Einsatzrisikos ist kalkulierbar, 25 Prozent Restrisiko bleiben.

In ganz Niederösterreich gibt es nicht einen Berufsfeuerwehrmann?

In großen Städten gibt es hauptamtliche Kräfte die bei den Gemeinden angestellt sind. Es gibt auch Betriebsfeuerwehren, wie etwa am Flughafen Schwechat.

Was sind die größten Gefahrenquellen im Land?

Wir haben sehr viele chemische Betriebe in Niederösterreich, sogenannte "Seveso 2" Betriebe. Das Problem ist aber eher der Transport auf Schiene und Straße, weil hier durch die Bewegung mehr Risikopotenzial liegt. Stationäre Anlagen kennen wir, da gibt es auch Übungen.

"Seveso 2" heißt ein hohes Gefahrenpotenzial, etwa wie bei jenem Unglücksbetrieb in Texas. Wieviele Betriebe gibt es da in Niederösterreich?

So rund 50 in ganz Niederösterreich verteilt. Die Gefahren vom Transport auf der Straße sind aber ungleich höher, weil das Unfallrisiko da ist.

Was rollt da so durch Niederösterreich?

Niederösterreich ist Ost/West und Nord/Süd Achse. Alles was es an Chemie gibt wird hier transportiert. Alles was für den Straßenverkehr zu gefährlich ist, wird auf die Schiene verlagert. Hier gibt es Kesselwaggons, weil das Unfallrisiko hier wesentlich geringer ist werden hochbrisante Stoffe darin transportiert.

Was ist da so der gefährlichste Stoff?

Zum Beispiel Chlorgas. Hier kann es bei Unfällen zu Giftgaswolken kommen. Wir sind vorbereitet, haben Ausbreitungsmodelle, mit denen wir die Wolke berechnen können, damit wir wissen, wie wir evakuieren müssen.

Das zeigt, Sie müssen doch sehr speziell geschult werden, es ist also doch ein job für Profis. In Wien gibt es eine Berufsfeuerwehr, wäre das nicht ein Modell für Niederösterreich?

Das könnte sich niemand leisten. Wir hatten im Vorjahr 65.000 Einsätze in Niederösterreich. Mit über acht Millionen Einsatzstunden. Das ist natürlich ein politisches Thema. Wenn wir diese Sicherheit wie wir sie derzeit erleben aufrecht erhalten wollen, dann müssen wir dieses System aufrecht erhalten. In Griechenland wartet man etwa 20 Minuten bis zu einer halben Stunde auf eine Feuerwehr. Stellen Sie sich das bei uns vor, das wäre undenkbar.

In Niederösterreich gibt es 1640 Feuerwehren, das Netz ist dicht. Wieviele Mitglieder haben Sie da?

Insgesamt 97.500. Davon sind 5.000 im Nachwuchs und 5.000 Frauen.

Man hört immer wieder, es ist ein Problem Kommandanten zu finden. Wäre hier eine Zusammenlegung von Wehren ein Thema? In meiner Heimatgemeinde Neulengbach gibt es sieben Feuerwehren, eine für 1000 Einwohner. Ist das gescheit, wenn man Personalprobleme hat?

Ich möchte betonen, dass wir nachweisbar 50 Prozent des Finanzaufkommens selbst finanzieren. Wir haben zusätzlich die freiwillige Leistung in der Übung, Ausbildung und im Einsatz. Das wegzurationalisieren wäre der falsche Weg. Wir werden außerdem jede einzelne Wehr brauchen. Man hat das bei den großen Hochwasserkatastrophen gesehen. Nur mit einem flächendeckenden System haben wir die Einsatzgarantie, um die Bevölkerung vor solchen Katastrophen zu schützen.

Aber was macht man, wenn man keinen Kommandanten findet. In der Region Traismauer gab es unlängst so einen Fall. Wo nimmt man die her? Die Leute müssen das fast wie einen Beruf betreiben, viele Stunden investieren.

Man muss sich überlegen, ob in Zukunft jeder Kommandant die gleiche Ausbildung braucht. Man muss sich überlegen warum der Kommandant einer Feuerwehr wie St. Pölten oder Wiener Neustadt die gleiche Ausbildung braucht, wie jener in einem kleinen Dorf bei Traismauer. Man muss schauen, ob wir jedem diese Ausbildung zumuten, auch wenn er sie vielleicht gar nicht braucht.

Es könnte in kleinen Wehren einen „Kommandanten Light“ geben?

Ja, einen Kommandanten, der für sein Einsatzgebiet nicht die komplette Ausbildung braucht, wie etwa ich sie habe. Aber mit einer Kann-Bestimmung. Wenn er will, kann er auch weniger Ausbildung haben. Das ist vielleicht ein zukünftiges Modell.

Immer leerere Gemeindekassen sind eine weitere Herausforderung für die Feuerwehren. Wird sich das System in Zukunft so weiterfinanzieren lassen?

Aus Katastrophenschutz und Feuerschutz-Steuer kommen immer weniger Mittel. Da fehlt uns in Niederösterreich eine Million Euro. Es stimmt, wir haben bereits Finanzierungsprobleme. Andererseits werden wir etwa bei Feuerwehrfesten mit 20 Prozent besteuert, das muss man auch sehen.

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