WHO-Studie: Bald ist jeder Dritte dick
Schlechte Aussichten für Österreichs Waagen: Im Jahr 2030 soll jeder Dritte fettleibig sein.
REGION PURKERSDORF/KLOSTERNEUBURG. Bis 2030 wird jeder dritte Österreicher fettleibig sein – zu diesem Schluss kommt eine Studie im Auftrag der Weltgesundheitsorganisation WHO. In fast allen europäischen Ländern wird die Zahl der fettleibigen (adipösen) Menschen zunehmen. Laut der aktuellen Untersuchung waren je 17 Prozent der Männer und Frauen fettleibig. Bis 2030 soll dieser Anteil auf 33 Prozent ansteigen. Wir haben uns im Bezirk umgehört und baten Diätologin Annika Stiel und Fitness-Expertin Astrid Golda um Tipps.
Versteckte Zucker und Fette
"Ich muss ehrlich sagen: Ich halte das schon für realistisch", meint Diätologin Annika Stiel aus Wolfsgraben und fügt hinzu: "Ich arbeite auch sehr viel mit adipösen Kindern, da sind die Zahlen sogar noch höher – und die jetzigen Kindern sind in 20 Jahren die Erwachsenen." Laut dem öst. Ernährungsbericht 2012 ist rund jedes vierte Schulkind zwischen 7 und 14 Jahren übergewichtig oder adipös. Doch wo liegt der Fehler? Für Diätologin Annika Stiel gibt's mehrere Ansätze, einer davon sind zahlreiche versteckte Zucker und Fette, "nämlich nicht nur klassisch bei Softdrinks, sondern auch bei vielen Milchprodukten oder Fruchtsäften bei denen man eigentlich denkt man tut sich was gutes."
Zeichen unserer Zeit
Zum anderen sei es ein Zeichen unserer Zeit, meint Annika Stiel: „Essen bekommt keinen Zeitraum mehr, alles passiert nebenbei und es fehlt das Bewusstsein.“ Vielfältige und bewusste Ernährung kommen dabei oft zu kurz. Dies wirkt sich natürlich auch auf Kinder aus, erklärt Stiel: "Gemüse und Obst als solches kennen viele Kinder gar nicht mehr. In der Beratung können viele Kinder nur drei oder vier Obstsorten aufzählen und wissen gar nicht wie‘s schmeckt.“ Daher sollte man gerade Kindern gesunde Lebensmittel immer wieder anbieten, wenn auch in versteckter oder stark zerkleinerter Form: "Oft müssen Dinge bis zu 15 gekostet werden bis es einem schmeckt. Es geht wirklich darum die Lebensmittel auch anzubieten, und wenn‘s nur ein Löffel ist – einfach der Kontakt mit dem Geschmack muss da sein."
Kleine effektive Einheiten
Doch nicht nur für Ernährung, auch für Sport räumen sich viele keine Zeit ein, weiß Astrid Golda, Personal Trainer bei Mrs. Sporty Purkersdorf: "In uns ist immer noch dieses 'ich habe keine Zeit' verhaftet. Man muss dieses Muster durchbrechen und sich bewusst machen dass auch mehrere kleine, effektive Einheiten wirkungsvoll sein können." Astrid Golda hat jedoch Hoffnung: "Ich hoffe die Studie ist zu schwarz gemalen. Ich glaube die Tendenz geht schon wieder in Richtung Bewusstsein." Dennoch fällt auch ihr auf: "Es gibt heutzutage viele Schilddrüsenerkrankungen, viele Allergiker, das hat schon mit den Umwelteinflüssen zu tun. Die Welt ist schneller geworden und viele sind erschöpft." Dem passt sich jedoch auch der aktuelle Fitnesstrend an: "Lieber kurz und effektiv als gar nichts tun!", rät Astrid Gold und betont: "'Ich habe keine Zeit für Sport' ist heutzutage keine Ausrede mehr." Auch Diätologin Annika Stiel ruft in Erinnerung: "Die Ausrede ,man hat keine Zeit‘ ist bis zu einem gewissen Grad verständlich, aber den Körper brauchen wir jeden Tag – das ist ein schlechtes Argument."
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