Burnout: Wenn Arbeit krank macht

Frauen sind häufiger von Burnout betroffen als ihre männlichen Kollegen. | Foto: Gernot Krautenberger/Fotolia
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BEZIRK (lenz). Obwohl es mittlerweile kein Tabubruch mehr ist, sich zur Diagnose Burnout zu bekennen, ist der Umgang mit der Krankheit ein verhaltener. "Für manche ist es leichter zuzugeben, ein Burnout zu haben, als zu sagen: Ich leide an einer Erschöpfungsdepression", weiß Sonja Seiler-Baumfeld, Psychotherapeutin aus Ried im Innkreis. Betroffen sind meist Menschen, die verlässlich, fleißig und verantwortungsbewusst sind. "Meist sind es Menschen mit hohen Wertvorstellungen und Idealismus für ihre Arbeit – oft Frauen sowie Menschen in helfenden Berufen", erklärt die Expertin.

Wie entwickelt sich Burnout?
Die Entwicklung zum Burnout beginnt meist durch äußere Umstände, etwa den Ausfall von Kollegen, Druck durch Vorgesetzte oder unrealistische Vorgaben und Ziele. Burnoutgefährdete Menschen reagieren darauf mit mehr Engagement, Fleiß und Überstunden. "Können die geforderten Leistungen dennoch nicht erfüllt werden, fühlen sich Betroffene schuldig und versuchen trotz steigender Erschöpfung ihren Verpflichtungen nachzukommen", erklärt Seiler-Baumfeld. Anspannung, depressive Verstimmung, körperliche Beschwerden, Schlafstörungen und Infektanfälligkeit nehmen zu. "Wenn hier nicht ein Stop erfolgt, kommt zwangsläufig die Phase der Stagnation: Der Job kann nur noch unter großen Anstrengungen ausgeübt werden, auch privat kommt es zu Rückzug und Passivität. Dann braucht es nicht mehr viel bis zum völligen Zusammenbruch." Betroffene sind emotional, sozial, körperlich und geistig völlig erschöpft.

Was sind die Ursachen von Burnout?
Neben persönlichen Ursachen – Perfektionsstreben, Streben nach Anerkennung, Einzelkämpfertum – sind vor allem betriebliche Ursachen oft Auslöser für die Krankheit. "Ein schlechter Kontakt zum Vorgesetzten begünstigt Burnout – zum Beispiel, wenn Betroffene zu wenig Anerkennung bekommen. Aber auch zu starke Kontrolle, ein schlechtes Arbeitsklima oder Teamkonflikte können ausschlaggebend sein", sagt Seiler-Baumfeld. Auch gegen seine eigenen Wertvorstellungen handeln zu müssen oder zu wenig Entscheidungsfreiheit in der Arbeit zu haben, können Ursachen für ein Burnout sein. Zusätzliche betriebliche Ursachen können massive körperliche Belastungen wie ständig wechselnde Schichtdienste, schwere körperliche Arbeit oder häufige starke Temperaturwechsel sein.

Wie können Unternehmen Burnout vorbeugen?
Den möglichen Ursachen entsprechend, sollten Unternehmen realistische, an die Fähigkeiten des Einzelnen angepasste, Aufgaben vorgeben. "Wichtig sind Rückhalt durch Vorgesetzte und Kollegen, Raum für Austausch und Feedback sowie gegenseitige Begleitung", weiß Seiler-Baumfeld. Sie empfiehlt professionelle Formen der Reflexion, etwa Supervisionen und Coachings. "Zudem sollten die Unternehmen der Einhaltung der Arbeitsschutzbestimmungen mehr Gewicht geben als einer vorrangigen Zielerreichung im ökonomischen Sinn. Dabei geht es nicht nur um gesetzliche Pflichten, sondern auch um ethische Normen."

Wie können Arbeitnehmer individuell vorbeugen?
Burnout-Gefährdete sollten sich genügend Zeit und Raum zum Ausruhen nehmen und für Ausgleich sorgen, etwa in Form von Sport, Musik oder anderen Hobbys. „Eine gesunde Distanz zur Arbeit zu bewahren – und wenn dies alleine nicht gelingt, Hilfe anzunehmen – ist wichtig“, so Seiler-Baumfeld. So können mögliche unrealistische Vorstellung korrigiert und die eigene "Aufopferungsbereitschaft" hinterfragt werden.

Wie wird Burnout behandelt?
Im fortgeschrittenen Stadium braucht es sowohl ärztliche als auch psychotherapeutische Hilfe sowie einen längeren Krankenstand, um ein Burnout zu behandeln. In den Anfangsphasen hilft oft eine ausgedehnte Erholung, etwa in Form einer Kur oder eines längeren Urlaubes. Aber auch Distanz zu schaffen – zum Beispiel durch einen Arbeitsplatzwechsel – kann helfen. "Bei Burnoutgefährdung empfehle ich: Reflexion der Situation in Supervision oder Coaching, bei stark depressiven Symptomen eine Psychotherapie", rät Seiler-Baumfeld.

Frauen sind häufiger von Burnout betroffen als ihre männlichen Kollegen. | Foto: Gernot Krautenberger/Fotolia
Sonja Seiler-Baumfeld, Psychotherapeutin in Ried in Innkreis. | Foto: privat
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