Ein Faktencheck gegen Vorurteile
Asylmythen und Wirklichkeit: Grüne luden zum „Faktencheck Flüchtlinge“.
BEZIRK. „Die kommen doch nur wegen dem Geld.“ „Ein Flüchtling bekommt 2000 Euro im Monat und ein Handy mit Wertkarte obendrauf.“ „Die liegen dem Staat auf der Tasche und nehmen uns die Arbeitsplätze weg.“ Vorurteile wie diese halten sich hartnäckig. Doch was ist dran an diesen vermeintlichen „Fakten“? Christian Hrubes, Leiter des Kompetenzzentrums für Flüchtlinge des Roten Kreuzes OÖ, klärt auf: „Natürlich kommen auch Menschen zu uns, die in ihrer Heimat keine wirtschaftliche Perspektive mehr sehen. Doch wenn ich meine Heimat verlasse, habe ich guten Grund dazu – das mache ich nicht wegen 100 Euro. Es kommen aber vor allem Menschen, die vor Verfolgung oder Krieg flüchten.“ Zwischen 150 und 350 Asylanträge werden täglich in Österreich gestellt. Im Bezirk Ried sind aktuell rund 240 Flüchtlinge untergebracht – in Quartieren von Caritas, Volkshilfe und Rotem Kreuz sowie in Privatunterkünften.
5,50 Euro am Tag
Flüchtlinge in Quartieren erhalten ein Verpflegungsgeld von 5,50 Euro täglich – davon müssen sämtliche Lebensmittel, Kosmetikartikel oder weitere Einkäufe getätigt werden. Zudem sieht die Grundversorgung jährlich 150 Euro für Kleidung und 200 Euro für Schulbedarf sowie monatlich 20 Euro Windelgeld und zehn Euro für Freizeitaktivitäten vor. „Fakt ist: Flüchtlinge bekommen nicht mehr als österreichische Familien. Sie bekommen keine Markenkleidung und auch kein Handy vom Staat“, erklärt Hrubes. Dass viele Flüchtlinge ein Handy besitzen, sei einfach erklärt. „Die Flucht ist extrem beschwerlich und gefährlich. Deshalb macht sich meist der Mann auf den Weg, um die Familie über legalem Weg nachzuholen. Und natürlich will man mit der Familie in Kontakt bleiben.“ Mit ein Grund, warum sich meist nur ein Familienmitglied auf den Weg macht, sei auch der Kostenfaktor. Zwischen 5000 und 10.000 Euro koste eine Flucht bis nach Europa – bei einem Durchschnittseinkommen von rund 500 Euro. Laut Hrubes riskierten zuletzt immer mehr Familien die Flucht. Grund: „Die Lage in Syrien und dem Libanon wird immer drastischer und die Verfahren dauern sehr lange, die Familienzusammenführung zögert sich hinaus.“ Mehrere Familien sind derzeit auch im Kapuzinerkloster in Ried untergebracht – acht Frauen, acht Männer und fünf Kinder.
21 Flüchtlinge im Kloster
„Das Zusammenleben funktioniert wirklich gut, wie in einer großen Wohngemeinschaft. Die Kinder gehen in den Kindergarten oder die Schule, die Erwachsenen besuchen Deutschkurse oder holen ihren Schulabschluss nach“, berichtet Flüchtlingsbetreuerin Remiza Traubenek. Sie zeigt sich von der Hilfsbereitschaft der Bevölkerung begeistert. „Es ist unglaublich, wie viele Menschen helfen.“ Benötigt werden vor allem ehrenamtliche Helfer. „Mit den Flüchtlingen Deutsch lernen, sie bei Behördengängen oder Arztbesuchen unterstützen, Freizeit gestalten oder mit den Kindern spielen – wir finden für jeden eine Aufgabe“, so Traubenek. Gesucht werden zudem noch Unterkünfte. Einige Privatpersonen haben sich bereits gemeldet, viele weitere sollen folgen. Eine Trendumkehr, die auch Hrubes begrüßt: „Die Stimmen jener, die für die Flüchtlinge sind, werden immer lauter, weil jene, die gegen sie sind, zu laut waren.“
Info & Kontakt
Wenn auch Sie helfen wollen, gibt es im Bezirk Ried eine Reihe von Möglichkeiten:
Quartierangebote: Ob ein Zimmer im Wohnhaus oder eine freie Wohnung – mehr Informationen zu den erforderlichen Standards, Mietvertrag und weitere Vorgehensweise erteilt Heidemarie Schachinger von der „Flüchtlingskoordination Ried“. Kontakt: heidemarie.schachinger@ooe.gv.at oder 07752/912-68410.
Ehrenamt & Spenden: Wer Kleidung, Essen, Räder und sonstige Sachspenden oder Zeit zur Verfügung stellen möchte, der kann sich direkt an die jeweiligen Flüchtlingsheime oder an das ReKI (Regionales Kompetenzzentrum für Integration und Diversität) Ried wenden. Dort koordiniert Renate Brandstötter für alle Gemeinden des Bezirks die Anfragen. Kontakt: renate.brandstoetter@volkshilfe-ooe.at oder 0676/87347171.
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