Milchpreis und Stimmung am Tiefpunkt
BEZIRK (kw). Kühe prägen die österreichische Landschaft und versorgen die Bevölkerung unter anderem mit dem "kuhlen" Produkt Milch. Weniger cool sind die aktuellen Milchpreise, die die Milchbetriebe aus der Region verzweifeln lassen und eine Gefahr für die Existenz vieler Bauern darstellen.
Laut AgrarMarkt Austria liegt der aktuelle Durchschnittspreis für Milch bei 30 Cent. Gründe für diesen Magerlohn sind unter anderem eine europaweite Überproduktion und verlorene Absatzmärkte. Viele Bauernfamilien beklagen, stetig steigende Produktions- und Lebenserhaltungskosten bei rückläufigen Einnahmen nur schwer bezahlen zu können.
"Einen gewissen Strukturwandel hat es immer schon gegeben und das wird sich auch in Zukunft nicht ändern. Jedoch ist Österreich das einzige Land, das gentechnikfrei produziert und die höchsten Tierschutzauflagen hat. Vor allem kleinere Milchviehbetriebe können da nicht mehr mithalten, da der sinkende Milchpreis für diese Zusatzinvestitionen keinen Spielraum lässt," so Bezirksbauernkammerobmann Josef Diermayer. Er ist selbst Landwirt aus Leidenschaft und spürt den Druck, der auf den Milchbetrieben lastet am eigenen Leib. Diermayer weiß, wie schlecht die Stimmung der Bauern momentan ist.
Beratung und Unterstützung
"Einige Betriebe haben kürzlich investiert, was gut ist für die Wirtschaft und für die Sicherung der Arbeitsplätze, aber viele dieser Bauern stoßen nun an die Liquiditätsgrenze und müssen jetzt auf Rücklagen zurückgreifen," weiß Diermayer.
"In Zeiten beserer Preise kommen zu uns viele Bauern, um ihre Investitionsvorhaben in der Beratung auf den Prüfstand zu stellen. Dabei raten wir den Bauern immer, den Durchschnittspreis mehrere Jahre zu betrachten. Derzeit suchen einige Landwirte zur Aufrechterhaltung ihres Betriebes Antworten bei der Begleichung laufender Zahlungen, " erklärt Max Schneglberger, Dienststellenleiter der Bezirksbauernkammer Ried.
"Milchpreis ist beängstigend"
Von den rund 1400 landwirtschafltichen Betrieben im Bezirk Ried im Innkreis, beliefern etwa 580 Bauern Molkereien mit Milch. Einer von ihnen ist der Mehrnbacher, Roland Mitterbucher. Er hat vor fast zehn Jahren den elterlichen Hof übernommen und besitzt aktuell 54 Kühe. Damit liegt er über dem österreichischen Durchschnitt von 20 Kühen.
"Der aktuelle Milchpreis ist beängstigend. Betriebe, die in den letzten Jahren investiert haben, haben jetzt finanziell sehr zu kämpfen," weiß Mitterbucher.
Appell an Konsumenten, Handel & Gastgewerbe
Diermayer und Schneglberger appellieren nicht nur an die Konsumenten: "Auch Handel und Gastgewerbe sind gefordert, denn Österreichs Konsumenten greifen beim Einkauf gerne auf heimische Lebensmitel höchster Qualität."
Ebenso wünscht sich der Mehrnbacher Jungbauer von der Politik mehr Klarheit und vor allem mehr Unterstützung in der aktuellen Situation: "Wenn hier nichts passiert und die Situation sich nicht verbessert, werden wahrscheinlich viele Bauern ihren Hof aufgeben."
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.