"Die letzten Zeugen" kommen ins Salzburger Landestheater
Marko Feingold: "Erinnern und niemals vergessen, das müssen wir beibehalten – solange, bis wir es vergessen können."
Bisher war es den Kulturverantwortlichen in der Stadt und dem Land Salzburg zu teuer und zu aufwändig: Mithilfe von Spendengeldern holt nun NEOS-Gemeinderätin Kornelia Thön das Theaterstück "Die letzten Zeugen" nach Salzburg. Die Burgtheaterproduktion nach einem Stück von Doron Rabinovici und Matthias Hartmann kommt am 11. und 12. Oktober ans Salzburger Landestheater.
Burgschauspieler tragen Texte von Zeitzeugen vor
Thöni, die selbst im Kulturausschuss der Stadt Salzburg sitzt, ist begeistert davon, dass es nun auch in Salzburg "eine der letzten Möglichkeiten" geben wird, Holocaust-Zeitzeugen zu hören. Marko Feingold (102), der Leiter der Israelitischen Kultusgemeinde Salzburg ist ebenfalls Teil des Stücks. "Wir Zeitzeugen sitzen hinter einem Vorhang, und die Burgschauspieler tragen unsere Texte vor, das sind unsere Worte, aber sie wirken anders, wenn sie von Schauspielern vorgetragen werden, irgendwie eindrucksvoller", sagt Feingold. Dabei sei jeweils das Bild jenes Zeitzeugen zu sehen, dessen Text gerade gelesen werde. "Und zwar sieht man uns dann so, wie wir hinter dem Vorhang sitzen."
Politik zeigt kein Interesse
Ihre Enttäuschung über die mangelnde politische Unterstützung in Salzburg kann und will Thöni nicht verbergen. Für die erste Vorstellung konnte die Berndorf Stiftung als Sponsor geworben werden. Damit die zweite Vorstellung – die für Schüler gedacht ist – auch verwirklicht werden kann, fehlen noch 18.000 Euro. Um die hat Thöni nun bei Stadt und Land angesucht. Gerade angesichts der zahlreichen rechtsradikalen und nationalsozialistisch motivierten Taten wie der wiederholten Beschmierung von Stolpersteinen und Schändung von Mahnmalen sei es enorm wichtig, dieses Stück in Salzburg zu zeigen, und da ganz besonders den Jungen.
Marko Feingold: "Es sind noch kleine Feuerherde des Nationalsozialismus da"
"Beim Schmieren sind wir eher dabei als beim Gedenken", sagt dazu Marko Feingold und erzählt, dass beim jährlichen Auschwitz-Gedenktag Tausende aus Mexiko oder Panama kämen, aber erst im Vorjahr erstmals eine Schulklasse aus Salzburg. "Der Nationalsozialismus konnte in 70 Jahren nicht ausgerottet werden, es sind immer noch kleine Feuerherde da und die wandern durch das Land."
Marko Feingold: "Alle haben es gewusst. Nicht nur ich."
Mit dem Stück "Die letzten Zeugen" sei er, Marko Feingold, gemeinsam mit den weiteren Zeitzeugen, insgesamt 30 Mal – Es waren 27 Vorstellungen, "aber ein bisschen übertreiben wird man ja dürfen", so der 102-Jährige – in Wien, aber auch in Dresden, Berlin, Hamburg und Frankfurt aufgetreten. Und im Publikum säßen 15- bis 80-Jährige. "Auch in meinen Vorträgen begegne ich vielen alten Leuten, die nicht glauben können, dass sie etwas vom Holocaust gewusst haben." Marko Feingold drückt ein Auge zu und sagt "Das Auge muss ich jetzt zudrücken, weil alle haben es gewusst. Nicht nur ich."
Mitwirkende im Stück "Die letzten Zeugen":
Zeitzeugen: Lucia Heilman, Vilma Neuwirth, Suzanne-Lucienne Rabinovici, Marko Feingold, Rudolf Gelbard, Ari Rath.
Burgschauspieler: Mavie Hörbiger, Dörte Lyssewski, Peter Knaack, Daniel Sträßer.
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