Als Christ muss ich mich einmischen

Elisabeth Mayer ist neue Präsidentin der Katholischen Aktion Salzburg, der Laienorganisation der Erzdiözese Salzburg. | Foto: Marco Riebler
  • Elisabeth Mayer ist neue Präsidentin der Katholischen Aktion Salzburg, der Laienorganisation der Erzdiözese Salzburg.
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Das Amt der Präsidentin der Katholischen Aktion (KA) ist ein Ehrenamt. Was treibt Sie an, es zu übernehmen?
ELISABETH MAYER:
Ich halte es nach wie vor für wichtig für die Kirche, in der Gesellschaft präsent zu sein, etwas zu sagen zu haben. Zum katholischen Bewusstsein gehört der Weltdienst dazu. Im stillen Kämmerlein zu beten, wäre mir zu wenig.

Was hat die Kirche der Gesellschaft zu sagen?
ELISABETH MAYER: Wenn ich mir aktuell unsere Gesellschaft anschaue und sehe, dass Angst das beherrschende Thema ist, dann lautet die Antwort für mich: keine Angst zu haben. Ich lasse mir meinen Glauben nicht nehmen, dass man in einer Gesellschaft auch etwas zum Besseren verändern kann.

Als Präsidentin der KA folgen Sie ebenfalls einer Präsidentin nach – nämlich Doris Witzmann. Ist das Zufall oder ist das vonseiten der Erzdiözese auch ein Zeichen dafür, dass Frauen, wenn sie schon nicht Priesterinnen oder Päpstin werden können, zumindest in Führungspositionen in der Laienorganisation willkommen sind?

ELISABETH MAYER: Ich halte das für keinen Zufall. Ich bin mittlerweile die dritte Frau an der Spitze der KA Salzburg. Natürlich geht es hier auch um die Stimme der Frauen. Die Katholische Frauenbewegung ist übrigens eine der größten Teilorganisationen der KA.

Muss man zu hundert Prozent hinter den Ansichten der Katholischen Kirche stehen, um Präsidentin der KA sein zu können?

ELISABETH MAYER: Es gibt nicht ‚die’ Ansichten der Katholischen Kirche. Kirche ist bunt, Kirche ist Vielfalt. Die Aussagen von Papst Johannes Paul II sind nicht zu 100 Prozent deckungsgleich mit jenen von Papst Franziskus. Aber: Ich würde nicht in der Kirche arbeiten, wenn ich nicht an die Auferstehung oder die Aktualität von Seligpreisungen glauben würde oder nicht von der katholischen Soziallehre überzeugt wäre.

Was ist mit der Gleichstellung der Frau in der Kirche?
ELISABETH MAYER: Natürlich wünsche ich mir eine andere Stellung der Frau in der Kirche als wir sie haben. Dass Frauen nicht zu Diakoninnen geweiht werden können, verstehe ich zum Beispiel nicht. Wo soll da das Problem sein? Ich verstehe aber auch nicht, warum sich hier nicht tausende Ordensfrauen auf die Füße stellen. Das alles vergällt mir aber nicht mein Engagement. Ich glaube an Entwicklung – auch weil ich das in der Zeit nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil schon erlebt und diesen Zeitgeist der Veränderung in der Kirche kennengelernt habe. Salzburg war mit seiner Diözesansynode 1968 und der Erfindung der Pfarrgemeinderäte 1970 österreichweit Vorreiter.

Werden Sie spezielle, neue Akzente setzen, wird man merken, dass es Elisabeth Mayer ist, die die KA leitet?
ELISABETH MAYER: Ich hoffe es. Ich arbeite sehr gerne in der Kirche, ich bin ja auch Pfarrgemeinderatsobfrau in Puch – und in der Kirche finde ich sehr viele spannende Menschen, die nicht nur daran denken, wieviel Geld sie ins nächste Einkaufszentrum tragen können. Und in der KA gibt es diese Menschen erst recht – da ist sehr vieles da, die Plattform für Menschenrechte, die Arbeit mit Flüchtlingen und Bettlern, das in der KA entstandene Männerbüro, das ABZ Itzling, in dem sich von der muslimischen Jugend bis zum Eisenbahner-Philatelisten alles trifft. Ich möchte darauf aufbauen, manches verstärken und mehr in die Öffentlichkeit bringen.

Soll und darf sich die Kirche auch in die Politik einmischen?
ELISABETH MAYER: Nicht in die Tagespolitik, aber in die Politik sehr wohl. Wenn ich Politik als Gestaltung der Gesellschaft betrachte, dann muss ich mich als Christ einmischen. Die Zeiten, in denen aus der KA oder der Katholischen Hochschülerschaft Politiker hervorgegangen sind, gibt es – ich sage leider – nicht mehr. Ich würde auch nie eine Wahlempfehlung abgeben, aber Hetze und Aufhussen dürfen nicht belohnt werden. Das Recht, das zu sagen, habe ich. Ich würde sogar sagen, ich habe die Pflicht, das zu sagen.

Wie bringen Sie sich, wie bringt sich die KA in den Zukunftsprozess der Kirche ein?
ELISABETH MAYER: Ich sitze in der Steuerungsgruppe und unser interner Leitsatz lautet: Wir werden zeigen, dass die Katholische Aktion unverzichtbar ist. Zur KA gehört auch die Katholische Jugend. Und ohne Jugend wird es in Zukunft nicht gehen – da muss die Kirche auch noch mehr tun, da brauchen wir uns nichts vorzumachen. Wir müssen sie ernst nehmen, sie fragen, was sie wollen und sie Gemeinschaft erleben lassen.

Die Religion von Menschen in unserer Gesellschaft wird heute sehr viel öfter zum Thema gemacht als noch vor zehn Jahren. Finden Sie das gut?
ELISABETH MAYER: Ob ich das gut finde, ist gar nicht die Frage. Religion wird offenbar wichtiger. Die Beschäftigung mit der Religion anderer – etwa mit dem Islam – führt uns vor Augen, wie wenig Verständnis wir von unserem eigenen Christentum haben. Denn – und das sagt Paul Zulehner – es geht ja nicht darum, das christliche Abendland zu retten, sondern darum, das Christliche im Abendland zu retten. Und eines wird ganz sicher nicht passieren, nämlich das Abendland unchristlich zu retten.

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