Gegenwärtiges und Zeitloses - das Literaturfest Salzburg
SALZBURG (ck). Entspannt sitzen Christa Gürtler, Jochen Jung und Klaus Seufer-Wasserthal hinter dem Tisch mit ihren Papieren. Literatur ist geduldig - sie sind es auch. "Wir fangen erst an, wenn wir Kaffee bekommen haben.", witzelt der Verleger Jochen Jung und meint es doch ernst. Während man weiter auf den Koffeinschub wartet, werden vereinzelt Blicke und ab und an auch einige Worte mit den anwesenden Journalisten gewechselt. Klein ist die Salzburger Medienwelt - klein aber lebhaft. Genau so verhält es sich auch mit der Literaturszene der Provinzstadt. Um diese etwas bekannter zu machen und dem Publikum näher zu bringen, gründete man 2008 das Literaturfest. Ein positiver Nebeneffekt des jährlich stattfindenden und sich über mehrere Tage erstreckenden Events ist es sicherlich auch, dass ihm ebenso international renommierte Autoren beiwohnen. Sie tragen ihren Teil zum besonderen Flair des Festes bei. Vom 18. bis zum 22. Mai wird das Salzburger Literaturfest 2016 unter dem Titel "Vom Gegenwärtigen" stattfinden. Von impulsiven Menschen spricht Jung in seiner behäbigen Art und meint dabei die Literaten. Ihre Gegenwärtigkeit würden sie nicht unbedingt aus offen erkennbaren, zeitpolitischen Inhalten beziehen, sondern aus Dingen, die sie in ihrem persönlichen Alltag bewegen. Den Nerv der Leser treffen sie damit sicherlich. Mit dem präsentierten Programm wollen die drei Kuratoren die Neugierde verschiedenster Publika wecken.
Die Eröffnung
Inzwischen zur Tradition geworden ist die Eröffnung des Literaturfestes in der Großen Universitätsaula. Dabei wird 18. Mai um 19.30 der Autor Dževad Karahasan über Blüte und Zerfall eines islamischen Reiches lesen. Der schweizer Schriftsteller Adolf Muschg wird seinen märchenhaften Roman "Die Japanische Tasche" präsentieren und Jens Nielsen begeistert mit Geschichten aus seinem Band "Flusspferde im Frauenbad". Auf die Gegenwart blickt die Dichterin Monika Rinck mit ihren Streitschriften "Risiko und Idiotie" und für die musikalische Untermalung sorgt das Duo Vila Madalena.
Das Mittagsprogramm
Nicht nur kulinarischen Genuss sondern auch Sprachgenuss verspricht die an der Salzburger Universität lehrende Christa Gürtler, wenn sie das Mittagsprogramm vorstellt. Die Leiterin des Literaturforums Leselampe erklärt, dass auch beim diesjährigen Literaturfest mehrere Veranstaltungen als Kooperation mit der Landesausstellung "Salzburg 20.16" einen Bezug zum Bundesland aufweisen werden. Während Bettina Balàka in ihrem neuen Buch "Die Prinzessin von Arborio" Kriminal- und Liebesroman geschickt miteinander verwebt, schildert Vladimir Vertlib das Altern in einer auf die Jugend fixierten Welt. Der Gesellschaftskritik wendet man sich zu, wenn fünf anwesende und vier digital zugeschaltete Autoren des Lyrik- und Kurztexteblogs "Der goldene Fisch" ihre Texte am 21. Mai ab 12.30 im ICT&S Center preisgeben.
Die Nachmittage
Psychologie und die eigene Innenwelt spielen bei den am 20. Mai ab 16.30 im arthotel Blaue Gans dargebotenen Arbeiten von Friederike Gösweiner und Sandra Weihs eine elementare Rolle, wenn sie von Identitätsfindung und einer verlorenen Generation mit nahezu unbegrenzten Möglichkeiten schreiben. Der auch bereits bei der Eröffnung lesende Dževad Karahasan, wird sich ein zweites Mal seinem Roman "Der Trost des Nachthimmels" zuwenden und am 19. Mai um 16.30 Uhr in der Stadt:Bibliothek nicht nur daraus lesen, sondern auch mit seiner Lektorin Katharina Raabe diskutieren. Fotografien, Werbetafeln und Schilder kombiniert am 21. Mai um 16.30 der berühmte Bodo Hell in seinen "Stadtschriften" in der academy Café-Bar.
Die Abende
Ein selbst vor etwas fliehender Verfolger ist der Protagonist des temporeichen Romans "Hagard", den der schweizer Dramatiker, Romancier und Essayist Lukas Barfüss am 19. Mai um 19.30 in den Kavernen 1595 vorstellen wird. Eine Diskussion zur oft negierten Gegenwärtigkeit zeitgenössischer Literatur folgt im Anschluss. Der Medienkünstler und Musiker David Kleinl wird am 20. Mai um 19.30 im Jazzit die Texte der Künstlerin Teresa Präauer begleiten, deren Arbeiten in diesem Jahr auch in den Schaufenstern der Stadt nachzulesen sein werden.
Zum Schluss bleibt die Lyrik
Beschlossen wird das Festival mit Gedichten der amerikanischen Autorin Emily Dickinson. Ihre Lyrik liegt nun erstmals gesammelt in deutscher Sprache vor. Gunhild Kübler übersetzte das beeindruckende Werk der zu Lebzeiten unbekannten Frau und wird bei ihrer Lesung, wie auch andere Autoren, am 22. Mai ab 11.00 Uhr auf der Edmundsburg durch ein Violoncello begleitet.
Das Kinderprogramm
Um auch den jüngsten Literaturenthusiasten entgegenkommen zu können, entwickelte man ein eigenes Kinderprogramm. Am 20. Mai wird von 9.30 bis 10.30 Uhr Gabriela Hoffmann Kindern zwischen 5 und 7 Jahren ihr Buch "Krokonil und Tupfentiger" vorstellen. Der deutschsprachige Kinderliedermacher Frederik Vahle begeistert mit seinen witzigen Geschichten und Liedern aufgrund hoher Nachfrage gleich an zwei Terminen: Am 19. Mai von 9.30 bis 10.30 Uhr, sowie von 11.30 bis 12.30 Uhr. "Einzelne Plätze für nicht mehr ganz so kleine Besucher werden sicher noch frei sein. Ansonsten stehen Sie halt am Rand.", merkte der Buchhändler Klaus Seufer-Wasserthal den anwesenden Journalisten gegenüber mit einem verschmitzten Lächeln an.
Mobiler Büchertisch
Während des Literaturfestes werden in Salzburg zwei Bücherfahrräder unterwegs sein um Literatur mitzunehmen und zu tauschen. "Trinken Sie ein Glas Wasser und lassen Sie es sich gut gehen.", schloss Jochen Jung seine Ausführungen. Gut gehen lassen kann man es sich als von Literatur begeisterte Person gewiss, beim sehr breit gefächerten Programm des diesjährigen Literaturfestes. Das detaillierte Programm und Infos zum Erwerb von Tickets findet man unter: www.literaturfest-salzburg.at
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