Unsere Gäste wollen mehr als Skifahren

Veronika Scheffer | Foto: Franz Neumayr

Salzburgs Seilbahnen geben heuer 125 Millionen Euro für neue Anlagen, mehr Komfort und dichtere Beschneiung aus. Fast die Hälfte davon, nämlich 57 Millionen Euro investieren die 24 Seilbahnunternehmen von Ski Amadé. Wie wird das finanziert – reichen die Einnahmen aus dem Ticketverkauf für derartige Ausgaben?
VERONIKA SCHEFFER:
Wir finanzieren das selber, unsere Seilbahnen erhalten keine Förderungen, es gibt – bis auf Dachstein, die gehören dem Land Steiermark, finanzierne sich aber auch selbst – keine Landesbeteiligungen. Wir investieren den Cash Flow jedes Jahr aufs Neue, damit wir das machen können, was der Gast wünscht.

Mit 30 Millionen Euro fällt der Großteil der Ski Amadé-Investitionen auf die Beschneiungstechnik. 85 Prozent der heimischen Pisten sind beschneibar, das Ziel liegt – wie in Südtirol – bei 90 Prozent. Wie lange wollen oder können wir dem Klimawandel noch ein Schnippchen schlagen?

VERONIKA SCHEFFER: Wir wollen dem Klimawandel kein Schnippchen schlagen. Unser Ziel ist es, bei entsprechender Kälte innerhalb von einer Woche unsere Pisten beschneien zu können. Wärmer werden vor allem die Sommer, im Winter wird es immer Kälteperioden geben, das sagen auch die Forscher.

WLAN-Verbindung und Sitzheizung sind Standard, nun kommen noch etwa Online-Angebote unter anderem zum Musik-Download, aber auch der Ausbau der Datenskibrille zum Navigationsgerät dazu: Wie wichtig sind derartige Innovationen zum Halten von Gästen, wie wichtig für die Ansprache neuer Gästeschichten?
VERONIKA SCHEFFER: Als Skigebiet muss man Innovation zeigen und etwas für die Jungen tun. So haben wir etwa 20 Funparks, das spielerische Skifahrenlernen für Kinder ist uns ein großes Anliegen. Im Vorjahr konnten wir den Verkauf von Kinderskitickets um sechs Prozent steigern, das zeigt, dass wir familienfreundlich sind. Im Jänner werden wir heuer die Minis Week speziell für Familien mit kleinen Kindern einführen. Unsere Daten- skibrille wird von Gästen aller Altersschichten genutzt. Sie ist lustig und bietet neben Unterhaltung auch allerhand nützliche Informationen wie: Wo ist die nächste Toilette, wo geht's zur nächsten schwarzen Piste oder wo finde ich einen Schraubenzieher vor, mit dem ich meine lockere Bindung festziehen kann.

Was wäre, wenn es diese Angebote nicht gäbe? Blieben die Gäste aus?
VERONIKA SCHEFFER:
Nein, die Gäste würden nicht ausbleiben. Aber die Gäste sind auch sehr verwöhnt – und dankbar für jeden Benefit, der als Überraschung dazu kommt. Perfekte Pisten und komfortable Lifte sind eine Selbstverständlichkeit, der Gast möchte darüber hinaus aber auch einen Mehrwert, er möchte unterhalten werden. Etwas zu erhalten, was man nicht erwartet, das ist Kundenbindung.

Als Geschäftsführerin der Zauchensee Liftgesellschaft und Ski Amadé-Präsidentin sind Sie eine von wenigen Frauen an der Spitze heimischer Seilbahnen. Ski Amadé hatte mit der "Ladies Week" ein spezielles Angebot extra für Frauen, das von der Gleichbehandlungsanwaltschaft gekippt wurde. Ironie des Schicksals?
VERONIKA SCHEFFER:
Wenn wir darüber diskutieren, dann werden wir auf keinen grünen Zweig kommen. Die Ladies Week ist in Ski Amadé kreiert worden und war sehr erfolgreich. JJetzt gibt es ein "Ladies Week Revival", und das wird geschlechtsneutral sein. Das heißt, eins plus eins gratis – egal, ob es zwei Freundinnen, ein Paar aus Mann und Frau oder was auch immer ist. Dazu wird es ein spezielles Rahmenprogramm mit Wellness und Modeschauen geben – zu dem natürlich auch alle Herren eingeladen sind. Es ist übrigens interessant, wie viel Zeit manche Menschen haben, um sich über so etwas wie die "Ladies Week" Gedanken zu machen. Für unsere Gäste war das jedenfalls kein Thema.

Sie sagen, Nähe ist wieder gefragt Heißt das, Sie rechnen wieder mit mehr einheimischen Gästen, die nicht nur als Tagesskifahrer kommen sondern ihren Skiurlaub in der Region verbringen wollen?
VERONIKA SCHEFFER:
Wir liegen geografisch gut in der Mitte Österreichs, unser wichtigster Gast ist nach wie vor der Deutsche – und die Deutsche – aber an zweiter Stelle kommen Österreich gefolgt von den Niederlanden. Der russische Markt ist eingebrochen, wie sich der Brexit auswirken wird, wird man frühestens nächstes Jahr sehen. Die Lage in und außerhalb Europas führt dazu, dass man bei einem Skiurlaub bei uns keine Angst haben muss, nicht wieder so nach Hause zu kommen, wie man möchte. Deshalb ist Nähe ein Thema.

Eva Brucker von der FH Salzburg hat bei einer Expertenrunde zum Thema Kulturelles Erbe und nachhaltiger Tourismus die Frage gestellt: Wird das gebaut, was der Kunde erwartet oder das, was der kulturellen Identität der Region entspricht? Wie sehen Sie es?
VERONIKA SCHEFFER:
Dass auf unseren Hütten möglichst viele Produkte aus der Region serviert werden, ist eine Sache. Eine zweite Sache geht für uns aber über Essen und Trinken hinaus. Wie statte ich unsere Hotels aus, wie zeige ich dem Gast, dass das wir sind? Brauche ich ein modernes Pub oder lieber eine urige Skihütte? Ich glaube, wir leben das sehr gut. Es ist auch eine Freude, zu sehen, wie positiv unsere Gäste auf unseren höchst gelegenen Bauernmarkt reagieren. Der findet vom 18. bis 25. März statt, die Anbieter auf den Marktständen sind alle aus der Region. Und in dieser Woche kann man auf unseren Hütten dann die Produkte, die verkocht werden – also etwa den heimischen Käse zu den Kasnocken – auch kaufen.

Hochgeschwindigkeitssessellifte, Daten-Features und Apps, mehr Schneesicherheit: Wie nachhaltig ist das jährliche Wettrüsten der Skigebiete?
VERONIKA SCHEFFER:
Ja, es ist ein Wettrüsten, aber: Die Zahl der Skifahrer sinkt. Dank unserer Innovationen sind wir auf dem europäischen Markt aber besser als andere, deswegen spüren wir die Einbrüche bei den Skifahrern nicht.

Ihr Ausblick auf die bevorstehende Saison?
VERONIKA SCHEFFER:
Durch den späten Ostertermin müssen wir ab Mitte März mehr Aufwand betreiben und dafür mehr Kosten in Kauf nehmen. Auch bei hohen Gästezahlen werden wir das Vorjahresergebnis vielleicht nicht halten können, aber ein kleines Umsatzplus ist durchaus zu schaffen.

ÜBER SKI AMADÉ
Mit seinen 24 Seilbahngesellschaften, 904 Ganzjahresarbeitsplätzen und 1.200 Saisonanstellungen ist Ski Amadé der größte Arbeitgeber in der Region der Skigebiete Salzburger Sportwelt, Schladming-Dachstein, Gastein, Hochkönig und Großarltal. In der Saison 2015/16 wurden 2,8 Millionen Skitickets verkauft und mehr als 78 Millionen Liftfahrten gezählt. Der Umsatz belief sich auf 224,9 Millionen Euro (im Vergleich zum Jahr davor ein Plus 6,4 Prozent). Im Vorjahr investierten die Seilbahngesellschaften 44 Millionen Euro, heuer sind es 57,6 Millionen Euro.

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