Was der Brexit für Salzburgs Wirtschaft bedeutet
Großbritannien ist der drittwichtigste Handelspartner Salzburgs.
Jährlich exportieren 130 heimische Unternehmen Waren im Wert von 467 Millionen Euro nach Großbritannien.
IV-Geschäftsführerin Irene Schulte sieht negative Folgen vor allem für die Briten selbst, denn: "Es gibt viele Firmen aus Übersee, die ihren europäischen Standort in England bezogen haben – von der Autoindustrie bis zu Versicherungskonzernen. Der Standortwettbewerb um diese Firmen beginnt jetzt."
WKS-Präsident Konrad Steindl hofft im Sinn der heimischen Unternehmen auf eine bilaterale Lösung ohne neue Zoll- und Bürokratieschranken zwischen der EU und dem dann neuen Drittstaat Großbritannien. Als beitragspflichtiges Drittland könnte Großbritannien übrigens weiterhin in bestimmte EU-Förderprogramme aufgenommen werden.
Exporte werden teurer
Von einem derartigen "Rosinenpicken" hält Salzburgs AK-Präsident Siegfried Pichler nichts. "Weitreichende Zugeständnisse in wirtschaftlicher Hinsicht würden die Idee der Europäischen Union auf eine wirtschaftliche Freihandelszone reduzieren", ist er besorgt.
Zu den Konsequenzen gehören unter anderem das Aus für ein Mitspracherecht bei EU-Gesetzgebungsverfahren, den freien Zugang zum EU-Binnenmarkt, den Zugang zu EU-Subventionen oder das Aus für die Reisefreiheit innerhalb der EU. Das Ende dieser Reisefreiheit für Briten wird sich – neben dem Tief des Britischen Pfunds, das nicht nur die heimischen Exporte nach Großbritannien verteuert, sondern auch einen Urlaub britischer Touristen in der EU – auch auf den heimischen Tourismus und damit den Arbeitsmarkt auswirken.
"Der Nationalismus kriegt mit dem Brexit in ganz Europa Oberwasser, für viel ist das wie ein Startsignal", befürchtet Salzburgs Bürgermeister Heinz Schaden.
"Der Brexit ist nicht das Ende von Entwicklung", ist hingegen Hans Holzinger von der Robert-Jungk-Bibliothek für Zukunftsfragen in Salzburg überzeugt. Global agierende Großkonzerne und globale Kapitalmärkte könnten an Bedeutung verlieren, die Landschaft der Klein- und Mittelbetriebe erblühen. "Wirtschaftsdemokratie würde in diesem Sinne auch bedeuten, dass wir als Bürger und Bürgerinnen wieder verstärkt regionale Produkte kaufen. Das hat nichts mit Nationalismus zu tun, sondern fördert Resilienz und Nachhaltigkeit", so Holzinger.
Abgrenzen von Nationalismus
Aber: "Politisch geht es darum, Regionalisierungsbestrebungen von rechtem Nationalismusgetöse abzugrenzen", betont er.
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