"Vermisse die Ruhe und Muße im Kaffeehaus"
Viele Schärdinger leben im Ausland. Darunter der Raaber Bernhard Ganglmair, der in Texas gelandet ist.
RAAB, DALLAS (smp). Ge-plant hatte der gebürtige Raaber das Auswandern allerdings nicht. Nach seinem Doktoratsabschluss in Volkswirtschaftslehre an der Universität in Zürich entschied er sich, in der Wissenschaft zu bleiben. Eine Stelle als Assistenzprofessor war sein Ziel. Allerdings wollte er viel forschen und wenig lehren. Das beste Angebot stammte von der Universität Dallas in Texas. "Die Lehrverpflichtung war im Vergleich zu Österreichischen Unis gering und die Forschungsmittel umso großzügiger", erzählt der Ökonom. Außerdem war Texas für Ganglmair kein fremdes Land. Schon im Gymnasium verbrachte er ein Auslandsjahr dort. Anschluss fand der Raaber schnell. "Die Texaner sind sehr offen und hilfsbereit." Ganglmaier ist damit einer von 19 Schärdingern, die zum 755 Mitglieder umfassenden Auslands-Oberösterreicher-Netzwerk "Upper-Austrians Abroad" zählt. Dabei handelt es sich um eine Vereinigung, die ausgewanderte Oberösterreicher im Ausland zusammenbringt. "Die Mitglieder sollen sehen, dass es in dem Land, in dem sie leben, auch andere Oberösterreicher gibt, mit denen sie sich zusammenschließen können", erklärt Netzwerk-Leiterin Magdalena Bigonski.
Gulasch-Kochwettbewerb
Generell unterscheidet sich Ganglmairs Leben in Texas nicht sehr von dem in Österreich. "Ich versuche meinen eigenen Weg zu gehen. Da kann man schon mal wo anecken. Hier hat jeder seine Besonderheiten, da fallen meine nicht auf." Apropos Besonderheiten: In Texas essen die Menschen viel Fleisch. "Aber trotzdem ist das Angebot an guten Wurstwaren dürftig", erzählt Ganglmair. Mittlerweile gibt es in den Großstädten auch Bäckereien mit verschiedenen Brotsorten. "Die Zeiten, in denen es im Supermarkt nur schwammigen weißen Toast zu kaufen gab, sind glücklicherweise vorbei." So gut wie beim Bäcker in Raab schmeckt das Brot aber dennoch nicht. "Die Qualität der Lebensmittel ist nicht das einzige, was fehlt. Auch den gemütlichen Dorfwirt oder Zeltfeste sucht man vergebens", bedauert der Exil-Raaber. Und noch etwas vermisst Ganglmair – das Gefühl von Gemeinschaft. "Alles ist viel hektischer. Ich vermisse die Ruhe und Muße im Kaffeehaus zu sitzen, des Kaffeehaussitzens wegen." Am meisten fehlt ihm aber seine Familie. Nur ein bis zwei Mal pro Jahr sieht er sie – wenn überhaupt. Abwechslung bringen hingegen die Zusammenkünfte mit anderen Auslandsösterreichern, die in Dallas leben. "Wir treffen uns regelmäßig zum Gulasch-Kochwettbewerb, Nikolaus und Weihnachten feiern oder Palatschinken machen", so der Innviertler.
Boston nächstes Ziel
Aktuell verbringt der Assistenzprofessor sein Sabbatical (Sonderurlaub) in Boston. Nicht zuletzt, weil dort seine Frau wohnt und sowohl das Wetter als auch das Essen besser sind. Sollte er eine Stelle in Boston finden, möchte er bleiben. Auf die Frage, ob er sich eine Rückkehr nach Österreich vorstellen kann, meint der Raaber: "Derzeit haben wir noch nichts geplant. Aber ausgeschlossen ist ein Umzug zumindest in den deutschsprachigen Raum nicht." Denn: "Die Kinder sollen auch mit Großeltern, Cousins und Cousinen aufwachsen können", so Ganglmair.
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