Solidarität groß geschrieben: „Gemeinsam können wir alles schaffen!“
Eine logistische Meisterleistung vollbrachte eine Frauengruppe aus dem Bezirk Schärding im Herbst des vergangenen Jahres: Von September 2015 bis Jänner 2016 kochten sie warme Mahlzeiten für Flüchtlinge, die in Schärding Zwischenstation machten bevor sie in andere Länder weiterzogen.
Täglich versorgten sie zwischen 600 und 1800 Personen, an einigen Tagen waren es sogar an die 3000. Dafür überreichten ihnen Landeshauptmann Dr. Josef Pühringer und Bischof Manfred Scheuer kürzlich den Solidaritätspreis der Linzer Kirchenzeitung. Den muslimischen Frauen war es ein Anliegen, dass die Menschen erstens eine warme Mahlzeit bekamen und zweitens ähnliche Gerichte, die sie von zu Hause kannten. Organisatorin Netice Akceylan aus Taufkirchen an der Pram und 22 weitere türkische Frauen waren gut vernetzt. Anfangs kochten sie zu Hause in 30-Liter-Töpfen, später in 40- und zuletzt in 70-Liter-Töpfen und bezahlten alle privat. Als die Initiative bekannt wurde, erhielten sie zahlreiche Spenden und tatkräftige Unterstützung auch von SchärdingerInnen.
Netice Akceylan ist an dieser Aufgabe gewachsen: „Ich hätte mir das vorher nie vorstellen können, innerhalb weniger Stunden für so viele Leute zu kochen“, ist sie selbst im Nachhinein über die Dimensionen dieser Aktion erstaunt. „Ich habe in dieser Zeit gelernt, dass wir durch Zusammenarbeit sehr viel schaffen können“, sagt sie – nicht nur im Hinblick auf ihre Frauengruppe, sondern auch im Hinblick auf Integration. „Ich habe das Vertrauen gewonnen, dass wir alles schaffen können, was wir gemeinsam anpacken.“ Die Dankbarkeit der Menschen, die ihre Heimat verlassen mussten, hat sie sehr berührt. Besonders die Mütter haben sich über die warmen Mahlzeiten für ihre Kinder gefreut. Oft aßen sie unterwegs nur Bananen, was zu Verstopfung oder aber zu Durchfall führte. Netice Akceylan ist selbst Mutter von drei Kindern und hat sich immer wieder in die Lage der geflüchteten Menschen versetzt. Begonnen hat ihr freiwilliges Engagement durch Kontakte zu Flüchtlingen im Heim in Obernberg. Inzwischen hilft sie auch im Flüchtlingsheim Taufkirchen bei der Hausaufgabenbetreuung. Ihre Sprachkennnisse kamen und kommen ihr beim Dolmetschen zu Gute: „Ich spreche Kurdisch und ein wenig Farsi.“
Da der Flüchtlingsstrom Richtung Deutschland Ende Jänner endete, war noch Spendengeld übrig, das die Köchinnen nun wiederum unter den Flüchtlingshäusern aufteilen wollen. Auch den Solidaritätspreis in Höhe von 3000 Euro geben sie weiter in Form von Einkaufsgutscheinen an die Heime Taufkirchen, Andorf und Schärding, sowie an den Türkischen Verein und das Rote Kreuz, von denen sie beim Kochen unterstützt wurden.
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