Steter Tropfen... Im Kampf gegen das Schulsystem

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Michaela Oberlechner ist Erziehungswissenschaftlerin, Mutter und Kommunalpolitikerin aus Schwaz und kämpft, ähnlich der literarischen Figur Don Quijote, gegen die Windmühlen des Schulsystems an. Sie will, dass sich etwas ändert und erklärt uns einige Ansätze.

Michaela Oberlechner hat drei Söhne, die auf alle drei Schultypen aufgeteilt sind. Elias, 17 Jahre, besucht das musische BORG, Samuel ist zwölf Jahre und besucht das Unterstufengymnasium und Vincent ist sieben Jahre und geht in die Volksschule. „Von Natur aus sind alle Menschen wissbegierig. Die Neugier entwickelt sich aus der Umwelt“, weiß Oberlechner, die Erziehungswissenschaften an der Universität Innsbruck studiert hat. Seit Jahren ärgert sie sich im Herbst aufs Neue, dass sich an den alten, eingesessenen Strukturen nichts ändert. „Bei unserem System stehen Disziplin, Pünktlichkeit und Ruhe im Zentrum. Dabei zeigen Forschungen, dass beispielsweise viel Bewegung zum Lernen und Merken essentiell ist“, zeigt sie eines der Probleme auf.

Lehrer sollen Vorbilder sein

„Es gibt Lehrer, die eine große Leidenschaft für ihren Beruf mit Jugendlichen haben. Sie sind Vorbilder für die Schülerinnen und Schüler. Sie brennen für ihr Fach und schaffen es, dass der Funke der Begeisterung auch überspringt. Ein wichtiger Punkt dabei ist das ganzheitliche Arbeiten. Das heißt mit allen Sinnen arbeiten, so sollte der Unterricht geführt werden“, ist sich Oberlechner sicher.
Als engagierte Mutter ist sie in sämtlichen Elternvertretungen an den Schulen ihrer Söhne involviert. „Die Regulation in der Schule passiert lediglich über die Schülerinnen und Schüler selbst sowie über die Eltern“, beklagt sie ein fehlendes Kontrollsystem für die Einrichtungen. „Ich habe eine Strategie und empfehle das bei Gelegenheit auch anderen Eltern: Die Schule bietet eine Dienstleistung an – zwar gezwungenermaßen – aber dennoch eine Dienstleistung, die meine Kinder betrifft und von meinem Steuergeld bezahlt wird. Ich habe ein Recht darauf, artikulieren zu dürfen, was ich gerne für meine Kinder hätte“, so ihr deutlicher Ratschlag. Sie ist sich sicher, dass Bildung überall passiert und nicht nur auf den Schulraum begrenzt ist. „Wir dürfen nicht ohnmächtig sein, sondern müssen selbst mitbestimmen.“ Zum Thema Mitbestimmung werden immer wieder Projekte gestartet, die allerdings meistens im Sand verlaufen. Die Mitbestimmung funktionert im Sonderpädagogischen Zentrum Hans Sachs in Schwaz. Dort findet in regelmäßigen Abständen das Schülerparlament statt. „Können das bitte alle Schulen machen?“, ist Oberlechner begeistert.
Ein weiterer toller Ansatz ist der verschränkte, ganztägige Unterricht, wie er in vereinzelten Klassen an der Polytechnischen Schule Schwaz abgehalten wird. „Interessanterweise sind das genau jene Schulen, die in der breiten Öffentlichkeit als weniger erstrebenswert erscheinen. Warum ist das so?“, stellt Oberlechner die Frage in den Raum.

Arbeitsgruppe „Schule im Aufbruch“

Michaela Oberlechner ist seit diesem Herbst in einer Arbeitsgruppe, die vom Landesschulrat gemeinsam mit der Pädagogischen Hochschule initiiert wurde. Unter dem Titel „Schule in Aufbruch“ stehen besonders die Übergangsphasen vom Kindergarten in die Volksschule sowie Lehr- und Lernmethoden im Fokus der Gruppe. Dabei spielen die potentialfokussierte Pädagogik, die Schularchitektur, Lehrmittel und Lehrbücher eine Rolle. Die Arbeitsgruppe, die aus DirektorInnen, BeamtInnen vom Land Tirol, PolitikerInnen und natürlich PädagogInnen besteht, hat nun schon erste konkrete Ziele und die benötigten Mittel festgelegt, jetzt geht es an die konkrete Umsetzung.
„Kinder sind so schlau, man muss sie nur dabei unterstützen, dass sie selbst entdecken und lernen können. Eltern müssen das einfordern und Kinder und deren Bedürfnisse ernst nehmen. Es muss ein offener Kontakt zu den Lehrern und der Schule entstehen, um gemeinsam mit den Pädagoginnen zu planen und zu interagieren, zum Wohle der Kinder. Ich habe es eigentlich satt, dass ich mich als Mama oder Kommunalpolitikerin um Dinge kümmern muss, für die andere mit meinem Geld eigentlich bezahlt werden. Aber es ändert sich nichts und deshalb kämpfe ich weiter“, zieht Michaela Oberlechner ein Fazit.

Thema Bildung

Informationen zum Thema Bildung finden Sie unter www.tirol.gv.at/bildung
Zum Bereich Mitbestimmung gibt es eine Fülle an Fachliteratur, die sich auf die Beteiligung von Schülerinnen und Schülern sowie der Eltern spezialisiert hat.

Foto: MEV
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