Theater um stinkende Ziegen in Telfes

Foto: privat
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Vielleicht erinnern Sie sich: In unserer Ausgabe vom 20. Juli berichteten wir über das Verbot, Ziegen auf Almen in Schutzwaldgebieten aufzutreiben. Dieses eigentlich schon länger bestehende Gesetz muss heuer erstmals konsequent eingehalten werden. Alfons Bazzanella aus Telfes wurde das bereits zum Verhängnis!

TELFES (tk). In unserem Artikel ärgerte sich der ehemalige Ortsbauernobmann von Fulpmes, Klaus Krösbacher, ob der – nicht nur in seinen Augen unverständlichen – neuen Situation. Aber die Tiroler Waldordnung verbietet neuerdings eben bei Strafandrohung Ziegenweiden im Schutzwald – in Neustift zum Beispiel betrifft das 90 Prozent (!) des Gemeindewaldes.

So kam es, dass Alfons Bazzanella seine acht Pfauenziegen in diesem Jahr nicht wie sonst üblich auf die Alpeinalm in die Sommerfrische schicken konnte, sondern die Tiere auf der 3500 qm großen Weide neben seinem Haus am Ortsrand von Telfes ausließ. Das ging nicht lange gut! Der 62-Jährige wurde prompt angezeigt. Seine „stinkenden, exotischen Ziegen“ würden „die ganze Gegend verpesten“, man könne „am Tag keine Fenster öffnen“, schrieb ein wütender Nachbar der Bezirkshauptmannschaft Innsbruck mit Abschrift an die Gemeinde. Der anonyme Verfasser erhob außerdem noch andere schwerwiegende Vorwürfe etwa in Richtung Tierquälerei, weil der Stall zu klein wäre und ersuchte die BH, „dies rasch einzustellen“.

Wo ein Kläger, da ein Richter, obwohl die Ziegen das schönste Leben hatten
Harter Tobak für Bazzanella, zumal er an den Tieren der vom Aussterben bedrohten Rasse viel Freude hatte: „Die Ziegen habe ich mir als Hobby angeschafft. Ich war immer schon ein Viehnarr und bin Mitglied im Ziegenzuchtverein Stubai-Wipptal. In den letzten Jahren gab es keinerlei Beschwerden aus der Nachbarschaft! Schade, dass man nicht erst das Gespräch sucht, sondern gleich zu solch drastischen Mitteln greift.“

Hierzu muss erwähnt werden, dass das Gebiet, in dem der Ehrenhauptmann der Schützenkompanie Telfes wohnt, nicht gerade „dicht“ besiedelt ist und die acht Pfauenziegen – wie auch bei einem Lokalaugenschein der Redaktion festgestellt werden konnte – idyllisch leben! Auch von Gestank war keine Spur. Bazzanella hatte nämlich keine stinkenden Böcke, sondern nur zwei männliche Jungkitze im Alter von drei und vier Monaten und die Unterbringung des Viehs war ebenfalls tadellos – der Vorwurf der „Tierquälerei“ wird wohl jeglicher Grundlage entbehren!
Aber: Im Wohngebiet ist es im Grunde genommen nicht erlaubt, Tierhaltung zu betreiben und so sieht der Telfer keine Wahl und wird seine Ziegenzucht auflösen: „Es kann der Frömmste nicht in Frieden leben, wenn es dem bösen Nachbarn nicht gefällt! Und der hat sein Ziel erreicht. Was sollte ich tun? Ich sitze am Ende ja doch am kürzeren Hebel.“ Bgm. Georg Viertler dazu: „Man könnte eine Rückwidmung in landwirtschaftliches Mischgebiet beantragen, aber das hat sich mit dem Verkauf der Ziegen eh erübrigt.“ Alles in allem erachtet aber auch der Ortschef die Aufregung als übertrieben: „Bazzanella wohnt in unmittelbarer Nähe zu landwirtschaftlichen Flächen, vor allem im Norden und zum Wald. Ich meine, diese Art der ‚Belästigung‘ wäre im Freien durchaus aushaltbar! Wir reden ja von nichts mehr als maximal einem bäuerlichen Duft – es ist ja alles in einem sauberen Zustand.“

Vermutlich kein Einzelfall
Obwohl Viertler des Öfteren feststellt, dass die Städter einerseits aufs Land drängen, andererseits aber die hier gegebenen Voraussetzungen ungern zur Kenntnis nehmen wollen, ist ihm so ein Fall noch nie untergekommen: „Ich dachte, das Repertoire wäre erschöpft, aber wie man sieht, kommt doch immer wieder Neues hinzu.“ Und der Telfer ist sicher nicht der letzte Bürgermeister, der mit so einer Problematik konfrontiert wurde, denn dass Bazzanella ein Einzelfall bleibt, davon kann leider nicht ausgegangen werden!

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