Feldstudie CAVE.LIFE am Hintertuxer Gletscher

Einige mitwirkende SchülerInnen und Lehrpersonen am Projekt Cave.Life | Foto: Privat
  • Einige mitwirkende SchülerInnen und Lehrpersonen am Projekt Cave.Life
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TELFS (kati). Es ist längst schon bekannt, dass glaubwürdige Vorbilder bei der Entstehung fachlicher Interessen eine wichtige Rolle spielen. Aber gerade in den Naturwissenschaften wird dieses Wissen nur wenig genutzt. Nicht zuletzt aus diesem Grund hat das Projekt CAVE LIFE die Jury sehr beeindruckt.
In diesem internationalen Forschungsprojekt wird am Hintertuxer Gletscher in Eishöhlen untersucht, wie Organismen unter extremen Bedingungen (kaum Nährstoff, kaum Licht, tiefe Temperaturen, kaum flüssiges Wasser) überleben und mikrobielle Nahrungsnetze aufrecht erhalten werden können. Das Projekt befindet sich an vorderster Front der Forschung, weil diese extrem sensiblen Lebensräume bisher stark vernachlässigt worden sind. Beim Projekt geht es nicht nur um die Charakterisierung von Organismen sondern auch um die Weiterentwicklung und den Einsatz von sog. non-invasiven Technologien, damit kontaminationsfreie Daten aus diesen Lebensräumen gewonnen werden können. Primäre Verantwortung hat ein 5köpfiges interdisziplinäres Kernteam der Universität Innsbruck aus den Instituten Ökologie, Geologie und Geophysik. Internationale Partner kommen aus einer englischen Universität, zwei amerikanischen Forschungsinstituten und der NASA.

Die Datenbasis liefert ein navigierbarer Roboter mit dessen Hilfe mittels Laser eine hochauflösende Dokumentation von Lebensspuren auch aus schwerzugänglichen Stellen möglich wird. Genau 100 Schüler/innen der NMS Zirl und des Gymnasiums in der Au in Innsbruck und 6 Lehrer/innen sind in die Analyse, Bearbeitung und Kommunikation eingebunden. Ausgewählte Schüler/innen werden in Workshops in für sie geeignete Labormethoden eingeführt und dann direkt in den Forschungsprozess eingegliedert. Die Fragestellungen sind meist fächerübergreifend und stammen u.a. aus Biologie, Glaziologie, Meteorologie und Wissenschaftskommunikation.
Mit anderen Schüler/innen wird ein permanentes Eislabor unter 25 m. Eis eingerichtet um gute Bedingungen für weiterführende Versuche zu schaffen. Die meisten Schüler/innen waren offenbar in Kommunikation eingebunden. Es wurden - unterstützt durch die Wissenschaftler/innen - Poster über Gletscherhöhlen als glaziales Refugium von Mikroorganismen gestaltet. Geplant sind Online Lernbehelfe auf Englisch und deutsch unter Beteiligung einer Middle School aus Illinois. Geplant sind auch ein online Kinderbuch über Cave Life und eine Präsentation am Aktionstag „Junge Uni“, bei der Schüler/innen Einblick in den Stand der Arbeit am Gletscher geben.
Besonders bemerkenswert bei diesem Projekt ist der Umgang der Wissenschaftler mit den Schüler/innen. Er geschieht fast auf Augenhöhe. Die gemeinsame Arbeit erfolgt teils an den Schulen, indem Wissenschaftler/innen in den Unterricht kommen, teils werden die Schüler/innen an die Universität eingeladen. Der attraktivste Einsatzort ist natürlich der Hintertuxer Gletscher selbst.
Das Projekt hat offenbar zahlreiche Schüler/innen für Naturwissenschaften begeistert, wobei sich vor allem für die beteiligten Mädchen positiv ausgewirkt hat, dass die Leiterin des Projekts eine Frau ist und es bei diesem Projekt nicht um klassische Laborarbeit geht, sondern auch um Feldarbeit im unwegsamen Gelände des Hochgebirge, bei der Teamarbeit, einander zuarbeiten und improvisieren eine große Rolle spielen und es keine Hierarchie der Geschlechterrollen mehr gibt. Die weibliche Projektleiterin agiert hier als wichtiges Vorbild.
Das Projekt wurde auch evaluiert u.a. indem die Schüler/innen bei der Feldarbeit und im Labor begleitet wurden. Das Ergebnis ist bei Einreichen des Projekts noch nicht vorgelegen. Ein wichtiger Hinweis auf den Erfolg war aber, das sich alle Schüler/innen des Gymnasiums (7.Kl.) bereit erklärt haben, auch im kommenden Jahr wieder am Projekt mitzuarbeiten. Die Beteiligung von Schüler/innen an der aktuellen Forschung ist noch sehr selten. Es sollte aber jede Chance dazu genutzt werden.

Prof. Peter Posch

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