Durchquerte Luchs Ludek Urfahr-Umgebung?
BEZIRK (fog). Groß war die Überraschung als im August 2015 ein Luchs bei Linz, im Kürnberger Wald auftauchte. Der gleiche Luchs soll nun laut österreichischen und tschechischen Luchsforschern wieder im tschechischen Böhmerwald aufgetaucht sein. Ein Fellmustervergleich von Luchsbildern aus Fotofallen soll beweisen, dass der Luchs im Freiwald/Novohradske hory der gleiche ist, wie im Kürnbergerwald. Luchs Ludek, von dem die Wissenschafter annehmen, dass es ein junges Männchen ist, soll zweimal das Mühlviertel durchquert haben und zweimal die Donau überwunden haben.
Kürnbergerwald zu eng?
Im Kürnbergerwald wurde es Ludek offensichtlich zu eng, ist dieser Wald doch nur ca. 1200 Hektar groß und kommt somit als dauerhaftes Luchsrevier nicht in Frage. So eines misst durchschnittlich 10.000 Hektar. Luchse brauchen zudem Artgenossen als Nachbarn, die hatte er dort nicht. Gegen Süden versperrte ihm außerdem allerhand menschliche Infrastruktur den Weg. Denn mit Einkaufszentren, Flughafen, Straßen, Industrie und wenig Wald in der Landschaft hat man als Luchs wenig Freude. Was tun? Wieder retour. Im Grenzgebiet von Oberösterreich, Niederösterreich und Südböhmen, welches auf österreichischer Seite Freiwald und auf tschechischer Seite Novohradske hory heißt, konnte Luchs Ludek schließlich im Oktober und November 2015 mehrfach festgestellt werden.
Ludek in UU nicht gesehen
Demnach müsste Ludek höchstwahrscheinlich auch Urfahr-Umgebung durchquert haben. Laut dem stellvertretenden Bezirksjägermeister Josef Rathgeb ist der Luchs in diesem Zeitraum im Bezirk nicht gesichtet worden. "Es ist nicht auszuschließen, dass Ludek durchgekommen ist. Mehrere Luchse frequentieren das Mühlviertel", so Rathgeb. Ein Rehriss im Dezember 2015 in Reichenthal könnte aber muss nicht auf die Kappe von Ludek gehen, so der Luchsbeauftrate des Bezirks Alois Hinterhölzl, er ist Jagdleiter in Zwettl. Weitere Luchsaktivitäten verzeichnet er im Jänner 2015 bei bei einem Rehriss in Herzogsdorf. Der letzte Sichtung eines Luchses im Bezirk, war laut Josef Rathgeb vor drei oder vier Monaten im Bereich Ahorn/Traberg. Eine halbe Stunde konnte der Luchs beobachtet werden.
Die Urfahraner Jäger akzeptieren den Luchs im Revier und gönnen ihm ein paar Rehe. Rathgeb: "Ein weit größeres Problem als der Luchs sind die 20.000 Rehe die jährlich auf Oberösterreichs Straßen überfahren werden."
Durchlässigkeit ist Thema
„Wir kennen den genauen Weg von Luchs Ludek nicht, seine bekannten Aufenthaltsorte liegen aber einmal 70 und dann wieder 60 km Luftlinie voneinander entfernt. Es ist eine beachtliche Strecke, die dieser Luchs hier zurückgelegt hat und es war wohl auch ein recht gefährlicher Weg“, sagt Thomas Engleder vom Luchsprojekt Österreich Nordwest. Auch die neue S10 die Mühlviertler Schnellstraße muss Luchs Ludek irgendwie über- oder unterquert haben, oder aber er ist ihr großräumig ausgewichen. Luchs Ludek unterstreicht einmal mehr, dass die Durchlässigkeit von Landschaften für Wildtiere ein großes Thema ist und dass wandernde Luchse oft nur kurze Zeit in einem Gebiet sind.
Die böhmisch-bayerisch-österreichische Luchspopulation im Böhmerwald und den angrenzenden Gebieten erstreckt sich von der Oberpfalz bis in die Wachau und zählt 60 bis 80 selbständige Tiere. Für ein nachhaltiges Überleben sind das aber zu wenige Individuen. "Es braucht verteilt auf das ganze Gebiet vor allem mehr besser geschützte Teilräume, wo Luchsinnen ihre Jungen erfolgreich groß ziehen können", sagt Thomas Engleder.
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.