AMS Scheibbs: Anstieg der Arbeitslosigkeit gebremst
Stabile Beschäftigungsentwicklung: Das Arbeitsmarktservice Scheibbs zieht Arbeitsmarktbilanz 2016 und hält Ausschau auf 2017
SCHEIBBS. „Der Scheibbser Arbeitsmarkt hat sich 2016 besser entwickelt als ursprünglich gedacht“, so die erste Bilanz des Geschäftsstellenleiters des Arbeitsmarktservice (AMS) Scheibbs, Sepp Musil. Eine vergleichsweise belebte Konjunktur stützte die Nachfrage der Unternehmen nach Arbeitskräften und sorgte für neue Beschäftigungsrekorde im Bezirk Scheibbs. Die Zahl der Arbeitslosen nahm im Gegensatz zu 2015 voraussichtlich um 1,7% ab. 2015 stieg die Arbeitslosigkeit um 2,3% an. Gewinner am niederösterreichischen sowie am Scheibbser Arbeitsmarkt waren 2016 junge Menschen im Alter bis 25. Zu den Verlierern gehörten Personen ohne Ausbildung, mit gesundheitlichen Einschränkungen und Migrationshintergrund.
Die Steuerreform war ein wesentlicher Faktor, um den privaten Konsum und damit die Konjunktur in Österreich etwas anzukurbeln. „Das Jahr 2016 wird mit einem voraussichtlichen Plus von 1,6 bis 1,7% ein vergleichsweise dynamisches Wirtschaftswachstum vorweisen können“, so AMS Scheibbs-Chef Sepp Musil. Die Jahre davor sowie der Blick in Richtung 2020 waren bzw. werden mit einem realen BIP-Zuwachs von nicht mehr als 1% geprägt sein.
Die etwas belebtere Entwicklung in diesem Jahr sorgte auch im Bezirk Scheibbs für eine anhaltende Nachfrage nach Fachkräften. Bis Jahresende haben die Scheibbser Unternehmen 3.850 Vakanzen (Stellen und Lehrstellen) gemeldet. Gleichzeitig konnten knapp 2.800 freie Stellen und Lehrstellen mit einer passenden Arbeitskraft besetzt werden. Das sind um rund 580 mehr (Lehr-)Stellenbesetzungen als im Jahr davor! Der Zuwachs an Arbeitskräften, der in diesem Jahr am scheibbser Arbeitsmarkt zur Verfügung stand, war geringer als die zusätzlichen Jobangebote, die die Unternehmen bereithielten. Sinkende Arbeitslosigkeit (im Gegensatz zum NÖ-Trend) war damit die Folge.
Die wichtigsten Eckpunkte:
+ 0,7% mehr Beschäftigung: Knapp 16.700 Personen waren im Jahresdurchschnitt 2016 unselbständig beschäftigt. Gegenüber dem Vorjahr ist dies ein Plus von über 118 Beschäftigten (+ 0,7%). Ein wesentlicher Treiber des gesamten Beschäftigungszuwachses sind allerdings Teilzeitjobs.
-1,7% weniger Arbeitslosigkeit: Während im Jahr 2015 die Arbeitslosigkeit im Jahresdurchschnitt noch um 2,3% gestiegen ist, sank diese 2016 um 1,7% auf voraussichtlich 863 Personen.
-3 % weniger Arbeitsaufnahmen: Bis Jahresende ist es in Scheibbs rund 2.350 Personen gelungen, aus der Arbeitslosigkeit heraus wieder eine Beschäftigung aufzunehmen. Gegenüber dem Vorjahr ist das ein Minus von 74 Personen.
5,1% Arbeitslosenquote: Die durchschnittliche Arbeitslosenquote für den Bezirk Scheibbs wird 2016 bei 5,1% und damit deutlich unter dem Bundesdurchschnitt von 9,1% liegen.
Gewinner am Scheibbser Arbeitsmarkt: Jugendliche und Lehrstellensuchende
Zu einer erfreulichen Trendumkehr am Scheibbser Arbeitsmarkt kam es im abgelaufenen Jahr für job- oder lehrstellensuchende Jugendliche. Das AMS Scheibbs geht davon aus, dass im Jahresdurchschnitt 2016 die Zahl der Vorgemerkten in der Altersgruppe bis 25 um 5,3% auf 129 zurückgehen und jene der Lehrstellensuchenden mit 17 gleich wie im Vorjahr sein wird. „Diese Entwicklung hat zum einen demographische Ursachen und ist zum anderen auch auf unsere konsequente Arbeitsmarktpolitik zurückzuführen“, ist der Geschäftsstellenleiter Sepp Musil überzeugt.
Golden Ager: mehr Beschäftigte, aber Arbeitslosigkeit steigt weiter
Besonderes Augenmerk hat das AMS Scheibbs in diesem Jahr wieder Jobsuchenden im Alter ab 50 Jahren gewidmet. Wie im Vorjahr gehörte fast jede/r dritte arbeitslose Kunde/Kundin des AMS Scheibbs der Generation 50+ an: jahresdurchschnittlich rund 270 Personen, +20 oder 8,5% gegenüber 2015. Mehr als 410 ehemals arbeitslose Golden Ager aus Scheibbs haben im letzten Jahr den Wiedereinstieg ins Erwerbsleben geschafft, das sind um 2,8% mehr als im Jahr 2015.
Verlierer am Arbeitsmarkt: keine Ausbildung, gesundheitliche Probleme und Migrationshintergrund
Bei steigender Konkurrenz am Arbeitsmarkt haben es vor allem jene schwer, die nicht oder schlecht ausgebildet sind, wegen gesundheitlicher Probleme schwer vermittelt werden können bzw. deren Wurzeln außerhalb Österreichs sind, selbst dann, wenn sie bereits die österreichische Staatsbürgerschaft haben.
Jede/r dritte AMS-Kunde/Kundin (33%) im Bezirk Scheibbs konnte in diesem Jahr nicht mehr als einen Pflichtschulabschluss vorweisen.
Die Zahl der AMS-KundInnen mit gesundheitlichen Problemen und daher eingeschränkter Vermittelbarkeit ist im Vergleich zum Vorjahr um 11,6% auf jahresdurchschnittlich knapp 320 Personen gestiegen.
Während die Arbeitslosigkeit bei Personen ohne Migrationshintergrund 2016 um -2,7% sinkt, steigt sie bei jenen mit Migrationshintergrund um 3,3% an. Allein die Zahl der Asylberechtigten hat sich im Vergleich zu 2015 fast verdoppelt. (+85% von 18 auf 34).
Arbeitsmarktprognose für 2017:
Trotz positiver Signale der Industriebetriebe im Bezirk, die voraussichtlich auch 2017 zusätzliches Personal benötigen werden, bleibt die Lage am niederösterreichischen Arbeitsmarkt aus heutiger Sicht sicher noch bis 2020 angespannt.
Zentrale arbeitsmarktpolitische Schwerpunkte für das AMS werden daher auch im kommenden Jahr die Verhinderung von dauerhafter Ausgrenzung aus dem Arbeitsmarkt sowie Förderung der Reintegration von Frauen und jungen Menschen sein. „Gleichzeitig gilt es, unseren Einschaltgrad am Stellenmarkt auszubauen“, so der AMS-Chef Musil.
Die wichtigsten Ziele für das Jahr 2017 lauten:
Qualifizierung: erfolgreich und mindestens die Hälfte der Fördermittel für Frauen reserviert!
In Zeiten hohen Konkurrenzdrucks am Arbeitsmarkt laufen vor allem Frauen, die familiär bedingt eine Erwerbspause einlegen mussten oder nur eine geringe Ausbildung vorweisen können, Gefahr, langzeitarbeitslos zu werden. Das AMS Scheibbs steuert hier mit hochwertigen und maßgeschneiderten Qualifizierungs- und Unterstützungsangeboten gegen. Unter anderem wird für Berufsrückkehrerinnen nach der Babypause im Frühjahr und im Herbst ein Kurs für jeweils 12 Teilnehmerinnen abgehalten. Zudem haben wir im Frauenberufszentrum in Amstetten etwas mehr als 50 Plätze für Frauen aus der Region reserviert.
Nicht mehr als 19 junge Menschen länger als ein halbes Jahr ohne Job- oder Ausbildung!
Die Ausbildungsgarantie und damit zu verhindern, dass junge ScheibserInnen dauerhaft vom Arbeitsmarkt ausgegrenzt werden, ist dem AMS ein ungebrochen zentrales Anliegen. Darüber hinaus wird das AMS ab 2017 in Kooperation mit anderen Einrichtungen die Programme „AusBildung 18“ sowie „Ausbildungsgarantie bis 25“ umsetzen, um sicher zu stellen, dass Bildung nahtlos, passend und nachhaltig erfolgen kann.
Nachhaltige Arbeitsmarktintegration von 40 Langzeitarbeitslosen:
Um den Aufbau der Sockelarbeitslosigkeit von Jobsuchenden im sogenannten Haupterwerbsalter (bis 45 Jahren) zu verhindern, hat das AMS Scheibbs das Ziel, 40 Personen aus dem Bezirk Scheibbs, die bereits mehr als zwölf Monate arbeitslos vorgemerkt sind, nachhaltig in den Arbeitsmarkt zu integrieren. „Mit Nachhaltigkeit meinen wir, dass diese Personen sich mindestens 62 Tage durchgängig in einem Dienstverhältnis befinden“, erklärt Sepp Musil.
Rund 810 Jobsuchende im Alter ab 45 stehen wieder im Berufsleben
244 jobsuchende Frauen und 565 Männer im Alter ab 45 sollen im kommenden Jahr mit Unterstützung des AMS wieder im Berufsleben stehen.
Einschaltgrad des AMS am Stellenmarkt sicherstellen:
Im kommenden Jahr sollen 2.680*) freie Stellen und Lehrstellen mit einer passenden Arbeitskraft besetzt und mindestens 875 Vakanzen mit einem monatlichen Bruttoverdienst von 1.900,- € (pro Vollzeitstelle) akquiriert werden.
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