Papierschnipsel statt Geldscheinen: Unternehmer wurden in Wels Opfer eines Rip-Deals

Im Rahmen eines Immobiliendeals befanden sich anstelle von Geldscheinen nur Papierschnipsel im vereinbarten Schließfach. | Foto: panthermedia/HelmaSpona
  • Im Rahmen eines Immobiliendeals befanden sich anstelle von Geldscheinen nur Papierschnipsel im vereinbarten Schließfach.
  • Foto: panthermedia/HelmaSpona
  • hochgeladen von David Hollig

WELS. Laut Polizeimeldung wurden am 16. Juni 2014 Geschäftsleute in Wels Opfer eines sogenannten Rip-Deals und verloren dabei fast 370.000 Euro. Im Zuge des Verkaufs einer Immobilie im Wert von 3,25 Millionen Euro trafen sich die späteren Opfer am 29. Mai 2014 in Mailand mit einem Vermittler. Im Laufe der folgenden Verhandlungen wurde der Immobiliendeal vertragsreif gemacht, am 17. Juni 2014 sollte in Wels die Vertragsunterzeichnung erfolgen. Für den Vermittler des Deals sollten die Verkäufer 370.000 Euro Provision entrichten. Der Vermittler stellte als Bedingung für das Zustandekommen der Unterzeichnung, dass er seine Provision am Tag vor Vertragsunterzeichnung sehen und prüfen wolle. So kam es, dass am 16. Juni 2014 ein Abgesandter des Vermittlers im Tresorraum einer Welser Bank seine Provision besichtigte, zählte, neu verpackte und versiegelte und sich, nachdem das geprüfte Geld scheinbar wieder im Schließfach deponiert wurde, verabschiedete.

Umfangreiche Ermittlungen

Von den Käufern wurde in der Folge die Vertragsunterzeichnung unter verschiedensten Vorwänden hinausgeschoben, schließlich brach der Kontakt ab. Als die Verkäufer die noch immer im Schließfach verwahrte Provision am 30. Juni 2014 von dort entnahmen, stellten sie fest, dass nur einige echte Banknoten vorhanden waren und es sich beim Rest um zurechtgeschnittenes Papier handelte. Seitens des Landeskriminalamtes Oberösterreich wurden zur angezeigten Straftat bereits umfangreiche Ermittlungen geführt. Die in Wels angewandte Vorgehensweise, bei der die Opfer mit dem Geld nicht mehr zu den Tätern ins Ausland, vorwiegend Italien, fahren müssen, sondern die Täter zu den Opfern zur Geldprüfung kommen, wird bereits seit Mitte 2013 beobachtet. Von daher war auch schon bekannt, dass diese Straftaten nach wie vor von den vorwiegend in Italien tätigen "originalen Rip-Deal-Tätern" organisiert werden. Zur Tatvollendung werden aber meist rumänische Staatsbürger entsendet.

Durch Fingerabdrücke überführt

Am 4. Dezember 2014 wurde von der Polizei ein erster Erfolg dahingehend verzeichnet: In Linz wurden bei einem neuerlichen Versuch zwei rumänische Staatsbürger auf frischer Tat festgenommen. Den Festgenommenen konnte zwar nachgewiesen werden, dass sie im Auftrag derselben Gruppierung tätig waren, eine direkte Verbindung zur Welser Tat konnte aber nicht hergestellt werden. Durch, auf den in Wels zurückgelassenen Papierschnipseln, gesicherte Fingerabdruckspuren und durch Lichtbildvorlagen konnte schließlich der in Wels unmittelbar tätige Geldwechsler in Person eines 55-jährigen Rumänen eindeutig identifiziert werden. Ihm werden zwei weitere in der Schweiz durchgeführte "Geldprüfungen" im Jahr 2013 mit Schäden von 480.000 Euro und 700.000 Schweizer Franken zugerechnet. Wegen dieser Taten besteht auch in der Schweiz ein nationaler Haftbefehl gegen ihn. Der 55-Jährige wurde in seiner Heimat in der Vergangenheit wegen Suchtgiftdelikten zu 12 Jahren Haft verurteilt.

Außerdem konnten zwei der in Italien tätigen Hintermänner in Person eines in Deutschland geborenen, 31-jährigen Staatenlosen und eines in Frankreich geborenen, 44-jährigen Staatenlosen namentlich ausgeforscht werden. Der in Wels tätig gewordenen kriminellen Vereinigung werden insgesamt fünf vollendete Rip-Deals mit einem Schaden von etwa 1,5 Millionen Euro zugeordnet. Dazu kommen einige versuchte Fälle, von denen bereits im April 2014 zwei kurz vor der Vollendung befindliche Versuche in Wien und Linz mit einem zu erwartenden Schaden von 1,8 Millionen Euro verhindert wurden. In Wien kam es dabei zur Festnahme von zwei Tätern.

Haftbefehle erlassen

Die identifizierten Bandenmitglieder wurden im März 2015 der Staatsanwaltschaft Wien zur Anzeige gebracht. Von dort wurden gegen den in Wels unmittelbar tätig gewordenen Geldprüfer und den in Italien agierenden 31-jährigen Hintermann nationale Haftbefehle erlassen.

Anzeige
KR Herbert Brandmayer, Mag. Michael Hag, Dr. Franz Schellhorn und Dir. Günter Stadlberger beim Unternehmerabend der Raiffeisenbank Wels. | Foto: Raiffeisenbank Wels
11

Österreichs Wirtschaft wächst nicht mehr
Unternehmerabend der RAIFFEISENBANK WELS mit Franz Schellhorn

Die RAIFFEISENBANK WELS empfing am Donnerstag, 18. April über 160 Firmen- und Privatkunden zum traditionsgewordenen Unternehmerabend im Stadttheater Wels. Dir. Günter Stadlberger, Vorstandsvorsitzender, berichtete eingangs über die erfolgreiche Entwicklung der Bank. „Unserem Team ist es gelungen, die Kundenzahl um 10 % und das Betriebsergebnis auf € 41 Mio. zu steigern. Damit ist unsere Bank ein starker Partner der Unternehmer und Privaten in der Region Wels. In Kombination mit unseren...

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

UP TO DATE BLEIBEN

Aktuelle Nachrichten aus Wels & Wels-Land auf MeinBezirk.at/Wels&Wels-Land

Neuigkeiten aus Wels & Wels-Land als Push-Nachricht direkt aufs Handy

BezirksRundSchau Wels & Wels-Land auf Facebook: MeinBezirk.at/Wels&Wels-Land - BezirksRundSchau

ePaper jetzt gleich digital durchblättern

Storys aus Wels & Wels-Land und coole Gewinnspiele im wöchentlichen MeinBezirk.at-Newsletter


Du willst eigene Beiträge veröffentlichen?

Werde Regionaut!

Jetzt registrieren

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.