WG Yunus: So leben jugendliche Asylwerber in Wien

Von den staubigen Straßen Quettas in ein bunteres Leben: Hussein (16) ist angekommen.
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WIEN. Auf der Sonnenterrasse des ehemaligen Wombat’s Hostels wurden schon immer spannende Reisegeschichten erzählt. Ein knallbuntes Graffito versprüht das Flair der großen, weiten Welt, alles erinnert an tausendmal erlebte Szenen in Billigunterkünften: Woher kommst du? Wohin gehst du?

Zwei Monate nach Europa

Doch der Erzähler ist diesmal kein Reisender, er war nicht auf einem Trip, sondern auf der Flucht. Husseins Geschichte beginnt in der pakistanischen Stadt Quetta und endet in Traiskirchen. Dazwischen liegen zwei Monate auf iranischen, türkischen und griechischen Straßen, davon zwei Wochen durchgehend in einem Lkw. "Da verliert man jegliches Zeitgefühl", erzählt der 16-Jährige mit ruhiger Stimme. Hussein spricht Farsi (Persisch), der Dolmetscher übersetzt geduldig die Erzählungen. Der Jugendliche wählt seine Worte mit Bedacht, wenn er von seiner ehemaligen Heimat Afghanistan, der Flucht seiner Familie nach Pakistan, von Verfolgung, dem Verschwinden seines Vaters und von Explosionen berichtet. Erlebnisse, die das Kind rasant erwachsen werden ließen.

Verfolgt im eigenen Land

Als Angehörige der Hazara war Husseins Familie weder in Afghanistan noch in Pakistan gern gesehen. Die Hazara bilden neben den Paschtunen und den Tadschiken die drittgrößte Ethnie des Landes, doch im Gegensatz zu Letzteren sind sie keine Sunniten, sondern Schiiten. Wegen ihrer Glaubensrichtung wird das Volk in Afghanistan und Pakistan diskriminert. "Auch in Quetta konnte ich nicht mehr zur Schule gehen. Ich fühlte mich wie ein Gefangener im eigenen Haus", erläutert Hussein. Mit 16 kam der Entschluss zur Flucht nach Europa, zur Flucht in eine bessere Zukunft. Seine Mutter und die beiden Schwestern musste der Asylwerber zurücklassen. "In meiner alten Heimat wird es jedoch auch in Zukunft keine Sicherheit für uns geben", ist er überzeugt. Die vorerst letzte Station auf Husseins Weg ist die Grangasse 6. Hier hat er Zuflucht gefunden.

Heim für 45 Jugendliche

Die bunte Eingangshalle, das Schlüsselbrett, die Gemeinschaftsküche und die Bar, bestückt mit Geldscheinen aus aller Welt, vermitteln Reiselust. Doch das Schlüsselbrett ist leer und an der Bar werden keine Drinks mehr ausgeschenkt. Einzig in der Küche herrscht Normalbetrieb. Hier kocht Happy (17) Rindfleisch mit Reis. Der Nigerianer wirkt wie ein glücklicher Tourist, die Kopfhörer lässig um den Hals gelegt, bereit zur Stadterkundung. Der Schein trügt, auch er ist Asylwerber und hat eine Odyssee über das Mittelmeer hinter sich. Heute wohnt er gemeinsam mit 44 weiteren jugendlichen Flüchtlingen zwischen 14 und 18 Jahren in der WG Yunus. Heimleiterin Kristina Yakovlev versucht, den Jugendlichen ein normales Leben zu bieten. "Wir wollen den Flüchtlingen wieder Struktur geben", sagt sie. Diese Woche fangen die Deutschkurse an, nachmittags wird gerne Fußball gespielt.

Kleine Einheiten, bessere Betreuung

Das ehemalige Hostel, spontan von Caritas und Stadt Wien als Flüchtlingsunterkunft adaptiert, wird rund um die Uhr von drei Sozialpädagogen betreut. Das Projekt ist auf unbestimmte Zeit geplant. Die Jugendlichen sollen hier Zeit haben, selbstständig zu werden.
In ganz Wien gibt es derzeit drei vergleichbare Wohngemeinschaften. Hier will man die Einheiten so klein wie möglich halten, um eine bessere Betreuung zu gewährleisten. "Langfristig soll ein Bezugsbetreuersystem entstehen, wo ein Betreuer auf maximal drei Jugendliche kommt", erklärt Caritas-Pressesprecherin Michaela Sieger.
Nicht alle sind so selbstständig wie Hussein. Der verbringt nämlich jetzt schon den Großteil seiner Freizeit vor Deutschbüchern. "Deutsch zu lernen ist mein erstes Ziel", sagt der Afghane. "Danach möchte ich Medizin studieren und auch meine Familie in Sicherheit bringen." Auf der Sonnenterrasse hat er jedenfalls einen schönen Platz zum Lernen. Gemeinsam mit Waldorfschülern wollen die Asylwerber hier eine grüne Oase schaffen.

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