Neue Galerie eröffnet in der Großen Neugasse
Der britische Künstler Nick Treadwell zeigt in seiner Galerie eine Hieronymus-Bosch-Ausstellung.
WIEDEN. Pink von Kopf bis Fuß, von den Haaren bis zu den Schuhen. Exzentrisch, vulgär und voller Leidenschaft - selbst beschreibt sich Nicholas Treadwell dennoch als "Mr. Normal". Wie kein Zweiter lebt der Gründer der Superhumanism-Bewegung seine Leidenschaft aus. Die persönliche Finanzkrise als ständiger Begleiter, kann der 79-Jährige auf ein bewegtes Leben zurückblicken - sich zur Ruhe setzen will er sich aber noch lange nicht. Nach 16 Jahren im Mühlviertel, will der Brite am 25. September eine Galerie in der Großen Neugasse eröffnen. Gemeinsam mit 28 Künstlern und Künstlerinnen widmet Treadwell dem niederländischen Künstler Hieronymus Bosch eine eigene Ausstellung.
Übersiedelung nach Wien: "ganz spontan"
"Ja, ich lebe hier. Ich lebe immer dort, wo ich ausstelle", erklärt Treadwell beim Betreten seiner Wohnung und serviert sogleich eine Tasse Tee - mit Milch, wie es sich für einen waschechten Briten gehört. Seine letzte Galerie befand sich in einem ehemaligen Gerichtsgebäude samt Gefängnis im oberösterreichischen Aigen-Schlägl. Ganz getreu seinem Motto lebte Treadwell so für einige Jahre in einem Gefängnis.
Der Brite ist es gewohnt mit seiner Galerie durch die Welt zu reisen, seine Werke zierten Museen in London, in Paris oder in New York. Über 1000 Kunstwerke haben sich so im Laufe seines Lebens angesammelt, es benötigte sechs LKWs um sie alle nach Wien zu transportieren. Dass er einmal in Wien landen würde, damit hätte er selbst nie gerechnet. Durch eine Verkettung glücklicher Zufälle wurde er auf das leerstehende Gebäude in der Großen Neugasse aufmerksam, welches er "ganz spontan" entschloss zu kaufen.
"Last-Minute-Panik" und schwitzige Hände
Beim ersten Betrachten des Gebäudes habe er bereits gewusst: "Das könnte eine absolut brillante Galerie werden". Das war im April dieses Jahres. Jetzt, kurz vor der Eröffnung der Ausstellung, habe er schon ein bisschen schwitzige Hände, es gäbe noch sehr, sehr viel zu tun. Aber diese "Last-Minute-Panik", wie Treadwell sie nennt, scheint er zu brauchen, sie scheint ihm im Laufe seines Lebens auch nicht von der Seite zu weichen. Mehrere Male schien der 79-Jährige zu straucheln, vor allem finanzielle Probleme setzten ihn immer wieder unter Druck. Und genauso oft kam der Brite wieder zurück auf Kurs: "Die Finanzen können manchmal sehr lähmend für einen Künstler sein, doch ich habe am Ende immer das erreicht, was ich erreichen wollte".
Pink von Kopf bis Fuß
Als sich in den 70ern Museen weigerten seine Werke auszustellen, denn diese seien vulgär und geschmacklos, begann Treadwell - als eine Art Trotzreaktion - seinen einst schwarzen Truck durch einen Pinken zu ersetzen. Es folgten pinke Schuhe und in den 90ern wurden auch die Haare pink. Mittlerweile gibt es kein Kleidungsstück an Treadwell, welches nicht pink ist - seine Brille miteingeschlossen. Selbst der Besen in seiner Wohnung ist pink.
Am 25. September will "Mr. Pink" auch in Wien voll durchstarten. Bis zum 17. Dezember stellen 28 Künstler und Künstlerinnen aus der Ukraine, Großbritannien und Österreich Werke in Erinnerung an Hieronymus Bosch aus. "Das wird eine faszinierende Ausstellung", freut sich Treadwell bereits jetzt. Die Frage, ob Wien seine letzte Station sein wird, quittiert der Brite mit einem lauten Lachen, eine endgültige Antwort bleibt er schuldig.
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