Bundespräsidenten-Stichwahl: Dauereinsatz für Beisitzer
Die Neuwahl des Bundespräsidenten im Herbst sorgt bei 1.446 Beisitzern im Bezirk St. Pölten – darunter auch im Wienerwald – für Frust.
REGION WIENERWALD/NEULENGBACH (mh). Während andere mit ihren Familien feiern, Sonntagsausflüge machen oder einfach nur entspannen, sitzen sie in Schulklassen, Hinterzimmern von Gasthäusern und Gemeindestuben. Von 6 Uhr früh bis 20 Uhr an jedem Wahlsonntag. Die Bezirksblätter haben mit einigen der 1.446 Wahlbeisitzer im Bezirk gesprochen. Über die Liebe zur Demokratie, den Schaden – und jetzt auch den Spott, den man für diese freiwillige Arbeit nun ertragen muss.
Kuchen und Kaffee
Regina Podhrazky, seit 15 Jahren bei rund 30 Wahlen Beisitzerin in Altlengbach, sieht die Reaktionen gelassen: "Natürlich ist es bedauerlich, dass die Wahl wegen Formalfehlern wiederholt werden muss. Doch für den einzelnen Wähler, der nicht wie wir den ganzen Tag mit der Wahl beschäftigt ist, ist das ein minimaler Aufwand von fünf bis zehn Minuten." Die Arbeitsweise in ihrem Sprengel im Kindergarten beschreibt die ehemalige SPÖ-Gemeinderätin als "akkurat" und "sehr genau". Ein typischer Wahltag beginnt für Podhrazky um 6.30 Uhr, eine halbe Stunde vor Wahlbeginn. "Wir bereiten von den Kuverts über die Wahlzettel und die Wahlurne alles vor. Um Punkt 7 Uhr wird dann das Wahllokal geöffnet." Völlig ehrenamtlich ist die Tätigkeit nicht. Pro Stunde gibt es eine Aufwandsentschädigung von 5 Euro. "Und wir werden von der Gemeinde mit Kaffee, Wasser und Kuchen versorgt", ergänzt die langjährige Beisitzerin.
Spott von der FPÖ
Auch Neulengbachs ÖVP-Bürgermeister Franz Wohlmuth kann auf eine jahrelange "Karriere" als Beisitzer und Wahlleiter zurückblicken. "Für jemanden, der in der Kommunalpolitik tätig ist, muss es eine Selbstverständlichkeit sein, auch bei Wahlen mitzuwirken." Sauer stößt Wohlmuth auf, dass der meiste Spott von der FPÖ kommt, die die wenigsten Beisitzer stellt. "Bei uns sitzen die meisten in einer Schule und bekommen ein Salzstangerl und eine Flasche Mineralwasser als Dank und die anderen lachen." Das kann Beisitzer und FPÖ-Chef Peter Matzel so nicht stehen lassen: "Wir müssen auf der Basis der letzten Nationalratswahl die Wahlbeisitzer stellen. Uns sind vom Gesetzgeber die Hände gebunden, die Wahlbeisitzer aufzustocken."
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