Patriotismus, Not und Elend
Zwettl im Ersten Weltkrieg
Der Erste Weltkrieg (1914-1918) wird von Historikern als die Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts bezeichnet. Von diesem ersten industriell geführten Krieg war auch die Bevölkerung in der Heimat schwer betroffen.
Frauen und Kinder produzierten massenweise „Kälteschutzmittel“ und Wäsche für die Soldaten an der Front. Alle Schulen im Land wurden per Erlass verpflichtet, den Handarbeitsunterricht ganz in den Dienst des Krieges zu stellen. Da die Winterausrüstung der Soldaten höchst mangelhaft war, strickten die Mädchen Socken, Schals, Hauben und Pulswärmer. Ganze Schulklassen sandten im ersten Kriegswinter kleine Päckchen mit Süßigkeiten als „Liebesgaben“ an die Soldaten an der Front.
Unmittelbar nach Kriegsausbruch brachte man Personen, die als politisch unzuverlässig galten und die man der Konspiration mit dem Feind verdächtigte, im Hinterland in Internierungslagern unter, so auch in Zwettl. Diese Gefangenen wurden später von Flüchtlingen aus Galizien und Slowenien abgelöst.
Um den Krieg finanzieren zu können, legte man Kriegsanleihen auf. Die Regierung appellierte an den Patriotismus der Bevölkerung, diese Anleihen zu zeichnen und dadurch dem Vaterland zum Sieg zu verhelfen. Zahlreiche Menschen, darunter auch Schulkinder, investierten ihr erspartes Geld in diese Wertpapiere. Mit der Niederlage der Mittelmächte im November 1918 war das gesamte Kapital mit den versprochenen Zinsen für immer verloren.
Schon 1916 traten in der Versorgung der Bevölkerung des Hinterlandes große Probleme auf, schließlich brach sie völlig zusammen. Nahrungsmittel wurden streng rationiert, sie waren nur mehr gegen Lebensmittelkarten erhältlich, häufig gab es aber trotzdem nichts zu kaufen. Im Laufe des Krieges erreichte die Not unvorstellbare Ausmaße. Die Bevölkerung litt Hunger, Feldfrüchte und Vieh wurden beschlagnahmt, Verstöße gegen die Bewirtschaftungsgesetze wurden streng geahndet.
Man sammelte Rohstoffe wie Papier, Metalle und Textilien sowie Ersatzstoffe wie zum Beispiel Queckenwurzeln als Pferdefutter, Brombeer- und Buchenblätter als Tee- und Tabakersatz und Brennnesselstängel zur Gewinnung von Fasern für die Produktion von Kleidungsstoffen. In erster Linie waren es Schulklassen, die diese Sammlungen durchzuführen hatten.
Zahlreiche junge Männer mussten an die Front. Sie kämpften in Serbien, Galizien und am Isonzo, in einem Krieg, der unvorstellbare Ausmaße erreichte. Viele von ihnen liegen dort begraben.
Mit all diesen Themen befasst sich die aktuelle Sonderausstellung des Zwettler Stadtmuseums. Sie ist wieder ab 1. Mai 2015 zu den Öffnungszeiten des Museums zu besichtigen.
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