Der weiße Engel vom Alsergrund
Seit 54 Jahren führt Alexander Pekarek seine Drogerie. Dabei setzt er besonders auf persönliche Beratung. Zu kaufen gibt es keine Supermarktware, sondern selbst hergestellte Produkte und Hausmittel.
ALSERGRUND. "Ich habe einen Kratzer in meinem Holztisch, haben Sie da vielleicht etwas, um den auszubessern?" Alexander Pekarek überlegt kurz, ehe er dem Kunden eine Farbpalette vorlegt. "Welche Farbe brauchen’S denn?", fragt er. Eines wird einem beim Kontakt mit dem Drogisten sofort klar: Hier ist er in seinem Element. Hier, in seiner Drogerie "Zum weißen Engel" in der Liechtensteinstraße 16, fühlt er sich wohl. Sie ist eine der letzten traditionellen Drogerien, deren Wurzeln bis 1904 zurückreichen. "Der Name der Drogerie stammt noch aus dem Mittelalter. Weil die Leute damals weder lesen noch#+schreiben konnten, musste man sich einer bildreichen Sprache bedienen", erklärt Pekarek. 1964 hat er die Drogerie dann von seinem Vater übernommen.
Die Zeiten ändern sich
"Als ich die Drogerie übernommen habe, haben mir die Leute die Tür eingerannt. So, als ob es etwas gratis gäbe", erinnert sich der 78-Jährige. Damals war es noch üblich, dass eine Drogerie ihre Waren selbst herstellt. Doch mit dem Einzug von Supermarktketten, die ihre Waren in großer Auswahl anbieten, wurde es auch für Drogerien zunehmend schwierig. Heute machen ihm Supermärkte jedoch keine Konkurrenz mehr: "Man muss mit der Zeit gehen und sich anpassen. Bei mir gibt es das, was es in herkömmlichen Supermärkten nicht gibt. Produkte wie Lippenstifte biete ich nicht mehr an, weil ich mit der Auswahl der Konkurrenz nicht mithalten könnte." Daher versucht er, gezielt Lücken zu füllen. Als Beispiel demonstriert er einen weißen Beutel mit der Aufschrift "Meerschaum". Dabei handelt es sich um eine zu feinem Pulver gemahlene Gesteinsart, mit der sich mühelos Fettflecken aus Textilien entfernen lassen.
Bestens beraten
Im Gegensatz zu Supermärkten hat Pekarek jedoch einen entscheidenden Trumpf im Ärmel: seine Beratung. Denn als geprüfter Drogist weiß er bestens über seine Waren Bescheid, nimmt die Sorgen seiner Kunden ernst und reagiert auf die neuesten Trends.
"Derzeit erhalte ich viele Anfragen für Natron, zu Deutsch Speisesoda. Man kann es zu Reinigungszwecken, aber aufgrund seiner leicht alkalischen Wirkung auch als Mittel gegen Sodbrennen einsetzen", weiß Pekarek. Auch auf die Sonderwünsche seiner Kunden geht der Drogist gerne ein: "Vor Kurzem habe ich für eine Kundin Zahnpulver mit Menthol-Geschmack hergestellt", ist Pekarek stolz. Wann der 78-Jährige sein Geschäft schließen wird, weiß er noch nicht genau: "Ich verspreche meiner Frau jedes Jahr aufs Neue, dieses Jahr aufzuhören, mache dann aber doch noch weiter", lächelt der Drogist. Doch bis es dann endgültig so weit sein wird, heißt es weiterhin: "Nicht verzagen, den Drogisten fragen!"
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