Restaurierung in der Votivkirche
Liturgische Geräte sind wertvoller als gedacht
Studentinnen der Angewandten restaurieren derzeit die originalen liturgischen Geräte der Votivkirche. Diese sind von höherer Qualität als angenommen.
WIEN/ALSERGRUND. Studierende des Instituts für Konservierung und Restaurierung der Universität für angewandte Kunst Wien restaurieren derzeit die Altargegenstände aus der Votivkirche. Diese wurden einst gleichzeitig mit dem Bau der Kirche angefertigt. Zahlreiche dieser „vasa sacra“ sind heute noch erhalten. Zu den Prunkstücken zählen drei Monstranzen – das sind jene Objekte, mit denen die geweihten Hostien ausgestellt werden. Weiters gibt es ein Ziborium – einen Altarüberbau – zwei Kelche, ein Vortragekreuz, ein Bischofsstab und eine Vielzahl unterschiedlicher Altarleuchter.
Vier Studentinnen erforschen die besonderen Stücke und bereiten sie für die Ausstellung vor, die ab Herbst im Chorumgang der Kirche zu sehen sein wird. Dafür waren zunächst Vorbereitungsarbeiten wie eine konservatorische Bestandsaufnahme und naturwissenschaftliche Untersuchungen notwendig.
Prunkmonstranz ist Architekten-Entwurf
Bald wurde klar, dass es sich um besonders hochwertige Goldschmiedearbeiten handelt. Die Prunkmonstranz aus vergoldetem Silber ist mit kostbaren Edelsteinen besetzt. Sie wurde vom Architekten der Kirche Heinrich von Ferstel persönlich entworfen, der Hinweis darauf ist direkt am Objekt vermerkt. Das Ziborium wurde von der Goldschmiedewerkstatt A. E. Köchert gefertigt und gestiftet. Das Objekt spiegelt eine große Bandbreite an Goldschmiedetechniken wider und zeigt, zu welchen Höchstleistungen die zeitgenössischen Wiener Handwerksbetriebe in der Lage waren.
Das Vortragekreuz aus vergoldetem Messing und emailliertem Kupfer war durch einen Sturz stark beschädigt, zahlreiche Elemente waren deformiert und verbogen. Das Kreuz musste daher komplett demontiert werden. Dank der originalen Schraubverbindungen war dies zerstörungsfrei möglich. Die Studentin Linda Kral bewahrte den Überblick über die vielen Einzelteile, festigte das fragile Email und formte mit viel Fingerspitzengefühl die deformierten Elemente zurück.
Herausforderung Ewig-Licht-Ampel
Auch die Ewig-Licht-Ampel, die ursprünglich über dem Hochaltar hing, stellt eine restauratorische Herausforderung dar. Das Objekt ist mit Grubenemail und Emailmalerei versehen und aus Emailliertombak gefertigt, einer speziellen Messinglegierung mit geringem Zinkgehalt. Um das Objekt wieder hängend präsentieren zu können, musste die beschädigte Hängevorrichtung restauriert werden. Da bei der Herstellung bereits ein genormtes Zollgewinde verwendet worden war, konnte die Studentin Julia Cheng fehlende Gewindestangen nachfertigen und die Hängevorrichtung so in der originalen Technik wiederherstellen.
Gewachsenen Zustand bewahren
Für die geplante Präsentation der Objekte in der Ausstellung musste ein Ziel der Konservierung und Restaurierung formuliert werden. Der gewachsene Zustand soll bewahrt, gleichzeitig jedoch auch das ursprünglich prunkvolle Erscheinungsbild wiederhergestellt werden. Die Objekte wurden und werden daher vorsichtig gereinigt, lose Elemente wieder befestigt und spezielle Verpackungen genäht, welche die Objekte bis zur Ausstellung vor Staub und Schadstoffen schützen.
Die Votivkirche ist einer der bedeutendsten neugotischen Sakralbauten Österreichs und gilt als ein Hauptwerk des Historismus. Architekt Heinrich von Ferstel erhielt nach dem Attentat auf den jungen Kaiser Franz Joseph 1853 die Aufgabe, die Kirche als Dank für die Errettung des Kaisers zu errichten. Die Kirche sollte als Votivgabe der Völker der Monarchie für den Kaiser dienen. Die Bevölkerung wurde daher zu Spenden aufgerufen.
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