Marmeladen wie von der Großmutter in der Herzmanufaktur
Die Damen der Herzmanufaktur kochen nicht nur mit Herz ein, sie servieren auch Essen wie bei Oma.
ALSERGRUND. Eigentlich kommen Michaela Ulreich und Gabriele Kaindl aus der Tourismusbranche. Die eine war 13 Jahre lang Hotelrezeptionistin und managte im Backofficebereich die gelbgrünen Touristenbusse. Die andere lernte als Reiseleiterin die ganze Welt kennen. Sie sind seit Langem befreundet, aber die Idee, aus dem Tourismusgeschäft auszusteigen und gemeinsam ein Lokal zu eröffnen, nahm erst vor drei Jahren langsam Gestalt an. "Ich wollte zuerst etwas mit Wein und Blumen machen, aber Gabis Kochkünste und ihre Leidenschaft fürs Einkochen und natürlich Haltbarmachen waren als Argumente einfach nicht zu überbieten", lacht Michaela Ulreich. Wein gibt es natürlich trotzdem, Blumen stehen auf den Tischen, aber im Mittelpunkt steht das Essen.
Das Lokal in der Rotenlöwengasse, die frühere Brionithek, fanden die beiden im Internet. Genauso wie die alten Sessel und Kaffeehaustische, die, nachdem sie Jahrzehnte im Café Markusplatz in den Tuchlauben ihren Dienst getan hatten, hier ein Comeback erleben.
"Nachhaltigkeit war schon bei der Einrichtung unser Thema und ist es auch beim Einkochen. Die Gläser gibt es nur mit Einsatz, weil wir sie gerne wiederverwenden möchten und wir sie beim Einkauf unserer Zutaten für den täglichen Mittagstisch brauchen." Wenn Suppe und Hauptspeise – ganz in Altwiener Art zubereitet – einmal aus sind, zaubert Küchenchefin Gabriele Kaindl etwas anderes aus dem Ärmel. Aber zu viel auf Verdacht kochen und dann wegwerfen, geht gar nicht. Und dass es hier die "Suppe mit Sinn" der Wiener Tafel gibt, versteht sich von selbst. Oder dass beim Kauf der Marillen-Rosenwasser-Marmelade mit dem Namen "Viktoria" ein Euro an die Krebsforschung geht. "Unsere Freundin Viktoria ist vor zwei Jahren an Krebs gestorben", erklärt Ulreich den Grund für die Namensgebung. Auch deshalb heißt das Lokal zu Recht Herzmanufaktur.
Umrühren und Kochkunst
Die wöchentliche Speisekarte wird von den beiden Damen gemeinsam beschlossen, auch eingekauft wird meist zu zweit. In der Erntezeit holt Ulreich frisches Obst, Kräuter und Gemüse aus dem großen Garten ihrer Familie im burgenländischen Oberwart. Alle anderen Lieferanten sind den beiden Herzmanufaktur-Damen seit Langem bekannt und längst zu Freunden geworden. Schließlich müsse man wissen, woher die Zutaten kommen. Das Kochen ist allerdings Kaindls Metier, ihre Passion, wie sie sagt. "Mein größtes Glück war schon als Kind, wenn ich neben der Großmutter am Herd stehen und in einem großen Topf umrühren durfte. Egal, auch wenn dort nur Wasser drin war", lacht sie.
Dauerbrenner beim täglich wechselnden Mittagsmenü sind Paprikahendl, Gulasch, Schinkenfleckerl und Krautrouladen. Mal gibt es Blunzengröstl oder Kaspressknödel. Eben Omas Hausmannskost, die hier in diesem "erweiterten Wohnzimmer" salonfähig gemacht wird.
Du möchtest selbst beitragen?
Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.