5 Minuten Wien
5 Minuten vor Kassaschluss im Supermarkt. Es ist Samstag, draußen tobt der Sturm. Im Fleischregal liegt noch ein Steak. Fein, da weiß ich, was ich heute esse, wenn das Wetter schon zum Daheimbleiben einlädt. In der Schlange Richtung Kassa bemerke ich aber, dass mein Fleisch eigentlich seit gestern abgelaufen ist. Sollte nicht passieren, kann aber natürlich passieren. Glück im Unglück außerdem, denn abgelaufene Sachen werden gratis ersetzt.
Ich deponiere den erkannten Makel daher bei der Kassiererin, als ich an die Reihe komme. Die Causa wird zur Chefsache erklärt, der Filialleiter kommt, während hinter mir alle in der Schlange warten müssen. Unangenehm, aber was soll’s. Jetzt habe ich die Diskussion angezettelt und muss sie zu Ende bringen. Die Reaktion fällt überraschend aus: "Das Fleisch kann ich nicht ersetzen, weil es das letzte ist, und ich kann es Ihnen auch nicht schenken. Das muss ich jetzt ins Burgenland schicken", meint der Filialleiter. "Um was zu machen?", frage ich. "Um es verbrennen zu lassen", gibt dieser ungerührt zurück. Schnauben hinter mir, allmählich dauert das zu lange.
Während ich nach einer Antwort suche, platzt einer älteren Dame hinter mir der Kragen: "Was, Sie lassen das Fleisch lieber vernichten, anstatt es dem jungen Mann zu schenken? Das darf ja nicht wahr sein. Verschwendung!" Zustimmendes Gemurmel, böse Blicke in Richtung Manager. Der wird nervös und sucht nach einem Ausweg. "Sagen wir 50 Prozent Rabatt, dann können Sie es einbuchen und ich habe heute ein gutes Abendessen", schlage ich vor.
Der Filialleiter betrachtet das Steak. "Sieht eigentlich frisch aus", murmelt er. Dann bucht er den Rabatt ein. Später stelle ich fest: Der Filialleiter hatte recht. Ein gschmackigeres Steak habe ich selten gegessen.
p.ehrenberger@bezirkszeitung.at
www.meinbezirk.at/5minuten
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