Film ab
Schatzkammer für Zeitreisende
Kaum eine Film- oder TV- Produktion kommt ohne Österreichs größten Requisitenfundus in der Brigittenau aus.
BRIGITTENAU. Taborstraße 95, ein in inzwischen schmutzigem Gelb gestrichener alter Fachwerkbau auf dem früheren Nordwestbahnhofgelände: Nicht-Eingeweihte würden hier niemals einen riesigen Fundus an Film-Requisiten vermuten, die auf 3.400 Quadratmetern und drei Stockwerken untergebracht sind. Rund eine Million kleiner und großer Schätze aus der Zeit ab 1800 warten in endlosen Regalreihen auf ein Comeback in einem Kino-, TV-Film, oder Werbespot. "Es sind gerade diese kleinen, unbelebten Dinge, die unverzichtbar sind, um einen Film authentisch und lebendig zu machen", erklärt Thomas Vögel, Filmausstatter und Bühnenbildner. Er legte 2005 seinen privaten Requisitenfundus mit dem mehrerer Kollegen zusammen und gründete daraufhin den Verein props.co in der Brigittenau.
Alles hat Geschichte
Vieles hier ist nicht wirklich wertvoll, jedes einzelne Stück hat aber Seltenheitswert und hinter jedem steckt eine oft unglaubliche Geschichte. So etwa hinter 300 schwarzen Regenschirmen aus der Zeit um 1900. Thomas Vögel organisierte diese für einen Film, den Regisseur István Szabó in Budapest drehte. „Er wollte unbedingt eine Demo-Szene mit 300 schwarzen Regenschirmen haben. Eine Woche war ich vergeblich auf der Suche, als ich einen Anruf aus Deutschland bekam: Da bot mir doch jemand, der gar nicht wusste, dass ich welche suche, 300 alte Schirme an!“ Die wurden natürlich gekauft, restauriert und dann doch nicht verwendet. Die Szene wurde nämlich gestrichen – „auch das passiert". Die schöne, alte Ölpumpe im Untergeschoß hat Vögel beispielsweise vor Jahren in einer aufgelassenen Werkstankstelle entdeckt und gegen eine Flasche Cognac getausch.
Umzug steht bevor
Das unscheinbare Gebäude mit der Laderampe sei damals ein echter Glücksfall gewesen: Groß genug, zentral gelegen, ideal zum Be- und Entladen und leistbar. Schon für 2016 war erstmals der Auszug von props.co vom Nordwestbahnhofgelände angekündigt, weil das Areal dort stadtentwickelt wird. „Die ÖBB hat uns den Mietvertrag aber mehrfach verlängert, Ende 2020 ist jetzt aber wirklich Schluss“, bedauert Vögel den schon lange drohenden und jetzt tatsächlich beginnenden Umzug an den Stadtrand. „Wir haben lange ein geeignetes Objekt gesucht, in Wien zentral ist das nicht leistbar, deshalb ziehen wir nach Aderklaa um." Derzeit wird der neue Standort den Bedürfnissen des riesigen Requisitenlagers angepasst. Trotz Umzug wird der Betrieb aufrecht erhalten. Die logistische Herausforderung sei nicht ohne, abgesehen von den Kosten. Mehr Kopfzerbrechen bereitet props.co aber, dass man sich dabei von einigen Stücken trennen wird müssen.
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