Schlacht nachgestellt: Exerzierende Kinder in Brigittenauer Moschee
Die Wochenzeitung Falter berichtet von Kriegsspielen in der Atib-Moschee in der Dammstraße. Das Jugendamt ermittelt vor Ort.
BRIGITTENAU. Fotos auf Facebook, die der Wochenzeitung Falter vorliegen, sollen zeigen, was sich in einem islamischen Zentrum in der Brigittenauer Dammstraße abgespielt hat: Die Fotos würden kleine Buben zeigen, die in Tarnuniform in der Moschee exerzieren, salutieren und türkische Fahnen schwenken, berichtet der Falter. Das Zentrum wird von Atib, der türkisch-islamischen Union in Österreich betrieben, die als der türkischen Religionsbehörde unterstellt gilt. Laut Falter wurde die Schlacht von Çanakkale nachgestellt - eine im Deutschen als Schlacht von Gallipoli bekannte, fast ein Jahr dauernde Auseinandersetzung auf den Dardanellen und im Marmarameer im ersten Weltkrieg, in den Jahren 1915/1916. Der Krieg vor den Toren Istanbuls wurde zwischen der Entente und dem Osmanischen Reich unter massiven Verlusten auf beiden Seiten ausgetragen - insgesamt starben 350.000 Soldaten. Eine Eroberung des Gebiets bzw. in weiterer Folge Istanbuls gelang den Westmächten nicht, weshalb die Schlacht im türkischen Nationalgedächtnis einen besonderen Platz einnimmt.
Jugendstadtrat Jürgen Czernohorszky (SPÖ) hat nach Bekanntwerden der Bilder eine Prüfung der Ereignisse angeordnet: "Für mich sind diese Bilder extrem verstörend. Die Bilder zeigen Militarismus und Nationalismus, und dafür werden offenbar Kinder missbraucht, was absolut inakzeptabel ist."
Die Wiener Kinder– und Jugendhilfe prüft jetzt, ob eine Kindeswohlgefährdung gegeben ist. Kinder dafür zu instrumentalisieren, kriegerische Handlungen zu verherrlichen, widerspricht eindeutig dem Kindeswohl, heißt es in einer Stellungnahme. Die Prüfung werde aber unter dem Aspekt erfolgen, dass religiöse Rituale und Traditionen zu respektieren sind. Die Erhebungen hätten eben erst begonnen, die Ergebnisse seien abzuwarten.
Zuständiger Obmann bereits zurückgetreten
Die Atib-Zentrale schreibt in einer Stellungnahme, dass man schon vor Bekanntwerden reagiert habe: Man habe die Veranstaltung damals sofort abgebrochen, nach einer Prüfung auch den Obmann des Mitgliedsvereines zum Rücktritt veranlasst. Das Gedenken an die Schlacht sei durch die Teilnahme von Kindern in Uniformen zweckentfremdet worden - "diese Entgleisung ist nicht mit der Linie von ATIB in Einklang zu bringen", heißt es.
Auch die Wiener Oppositionsparteien haben sich bereits zu Wort gemeldet: Neos-Wien-Chefin Beate Meinl-Reisinger findet, es sei höchst an der Zeit, sich mit der Islamischen Glaubensgemeinschaft und türkischen Verbänden zusammenzusetzen und Spielregeln auszumachen. "Das ist der Preis der rot-grünen Politik des Wegschauens, Leugnens und Blockierens. Diese hat es ermöglicht, dass Generationen von Kindern über Jahre hinweg in islamischen Kindergärten von der Mehrheitsgesellschaft isoliert zu Parallelgesellschaften herangezogen wurden“, saget Stadtrat Markus Wölbitsch (ÖVP). Die Wiener SPÖ sei für die wachsende Einflussnahme Erdogans in Wien genau so verantwortlich wie dieser selbst, sagt Vizebügermeister Dominik Nepp von der FPÖ.
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