"Wir dürfen nicht nur ohnmächtig vorm Fernseher sitzen": Wiedner Pfarre St. Elisabeth hilft Flüchtlingen
Auf der oberen Wieden macht man auch gerade Wohnraum für eine Flüchtlingsfamilie frei.
WIEDEN. Und plötzlich ist das Selbstverständliche ein Luxus. "Zu Essen zu haben, ein Dach über dem Kopf und vorallem ohne Gefahr auf die Straße zu können, das alles sieht man mit anderen Augen", sagt Nina Sevelda. Die ehrenamtliche Helferin hat Flüchtlingsübernachtungen in der Pfarre St. Elisabeth koordiniert. 50 Menschen haben hier übernachtet.
Erschreckende Bilder
"Hauptsächlich haben wir Familien betreut. Es war aber auch ein alter Mann über 70 Jahre dabei mit nichts an den Füßen als Badeschlapfen. Er war völlig erschöpft, ist zusammengebrochen und musste ins Spital gebracht werden", erzählt Sevelda.
Ein Französisch-Lehrer aus Damaskus erzählte ihr weinend, er habe eben im Internet über den Tod Verwandter im syrischen Kugelhagel erfahren. Solidarität bis an die eigene Schmerzgrenze ist für sie selbstverständlich. Von Freitag bis Montag hat sie keine zehn Stunden geschlafen. "Es ist ständig etwas zu tun, das Telefon hört nie auf zu läuten. Aber man muss etwas machen. Wir dürfen nicht nur ohnmächtig vorm Fernseher sitzen.", ist Sevelda überzeugt.
Menschlichkeit und Solidarität
Dabei hat Sevelda vor allem der Einsatz der freiwilligen Helfer gerührt. "Wir konnten in zwölf Stunden alles organisieren. Decken, Matratzen, Verpflegung, ärztliche Versorgung und viele Helfer." Über Doodle, Facebook und Whatsapp wurden Aufrufe gestartet. Die Leute sind gekommen und waren teilweise 15 Stunden oder länger im Einsatz. "Ein Dolmetscher ging zufällig in der Früh vorbei und fragte, ob er helfen kann. Anrainer meinten, sie gehen in den Supermarkt und ob wir etwas brauchen", ist Sevelda über den Einsatz noch immer gerührt.
Zivile Hilfe hat Grenzen
Gleichzeitig mahnt sie aber auch die Regierung ab. "Ich fordere schnelle, unbürokratische Hilfe. Ich frage mich, warum die Kasernen leer stehen und Flüchtlinge in Tiefgaragen und Zelten schlafen müssen", so Sevelda. Gerade jetzt, wo die Tage kälter werden wird die Situation immer schwieriger. "Wir werden in der Pfarre eine Familie aufnehmen und einen Wohnraum zur Verfügung stellen. In der Pfarre Auferstehung Christi in Margareten sind derzeit 67 Flüchtlinge untergebracht", so Sevelda. Dennoch muss ihrer Meinung nach der Staat koordinieren und noch viel mehr fördern. "Es ist beschämend, wenn man sieht, wie Leute teilweise leben müssen", sagt Sevelda.
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