Profi aus Döbling
Bridge-Staatsmeister Bernd Saurer will zur WM
Aus Döbling zur WM nach Marrakesch. Das sind die diesjährigen Pläne für den amtierenden Staatsmeister im Bridge, Bernd Saurer. Wie der Döblinger zu diesem Nischensport kam und warum dieser ihn auch nach 30 Jahren immer noch begeistert erzählt er im Gespräch mit der BezirksZeitung.
WIEN/DÖBLING/ALSERGRUND. Bernd Saurer ist 48 Jahre alt. Der Jurist und Ex-FPÖ-Politiker lebt in Döbling, doch in seiner Freizeit begegnet man ihm im Bridgecentrum in der Porzellangasse am Alsergrund. Dem Denksport geht er mittlerweile seit rund 30 Jahren nach, war Juniorenweltmeister und erlangte im vergangenen Jahr mit seiner Spielpartnerin Doris Fischer den Staatsmeistertitel.
Angefangen hat die Bridgegeschichte für Bernd Saurer in der Schule. Ab der Maturaklasse spielte er regelmäßig Tarock, über einen Spielpartner bekam er schließlich Zugang zum Juniorenbridge. Seitdem hat ihn das Spiel mit den 52 Karten "nie mehr losgelassen". Mehrere Staatsmeistertitel und internationale Turnierteilnahmen folgten, Saurer hat nach wie vor Freude am Bridgespielen. Für ihn ist die jahrelange Auseinandersetzung mit dem Kartenspiel eine Art "umgekehrte Pyramide". Aller Anfang ist schwer, aber je länger man sich damit beschäftigt, umso mehr Begeisterung weckt der Denksport in einem.
Bridge und der Glücksfaktor
Besonders fasziniert ist der amtierende Staatsmeister auch nach 30 Jahren noch vom "Variantenreichtum und Facettenreichtum des Bridgesports". Im Gegensatz zu anderen Kartenspielen gibt es hier nämlich "keinen Glücksfaktor im Sinne von guten oder schlechten Karten". Die Aufgabe besteht bei Bridge darin, mit den guten oder schlechten Karten, die auch dem Gegnerischen Team zur Verfügung stehen, ein gutes Ergebnis zu erzielen. Für Bernd Saurer ist "jedes Spiel, das sieben Minuten dauert eine Herausforderung, man kann sich nie zurücklehnen und es ist immer spannend". Anfänger würden in dem Sport auf Grund der hohen geforderten ständigen Konzentration, oftmals bereits nach ein bis zwei Stunden "eingehen wie die Primeln".
Den Zugang zum Bridgesport sieht Saurer in Österreich als eher "stiefmütterlich". Im Gegensatz zu Ländern wie Polen gäbe es keine Integration in die Schulen durch das Lehrpersonal. Der Zugang für junge Menschen erfolgt meist über bridgespielende Eltern. Auch klagt Saurer darüber, dass beispielsweise der Denksport Schach Teil der Österreichischen Bundes-Sportorganisation ist, Bridge hingegen nicht.
Obwohl nicht Teil der Bundes-Sportorganisation, existiert mit dem Österreichischen Bridgesportverband einer der ältesten seiner Art weltweit. Saurer ist neben seiner aktiven Spielerkarriere auch im Verband tätig. Im Ehren- und Disziplinarrat beschäftigt sich der studierte Jurist mit Regelverstößen und Beleidigungen im Bridgesport. Diese Tätigkeit sei in Österreich jedoch "überschaubar".
Nächster Stopp: Weltmeisterschaft
Bridge stellt für Saurer auch immer einen Ausgleich zum Alltag dar. Beim Spielen sei er "völlig in seiner eigenen Welt". Durch sein Antreten bei internationalen Turnieren und Meisterschaften, "die oftmals dort stattfinden, wo man nie von selbst hinkommen würde", steht Bernd Saurer in regem Austausch mit anderen Spielerinnen und Spielern. Da die Turniere auf Grund der Pandemie in den letzten Jahren nicht im vollen Umfang stattfinden konnten, habe Saurer "hier und da Online-Bridge gespielt", der soziale Aspekt sei ihm dabei aber "natürlich abgegangen".
Während im Frühjahr noch die Staatsmeisterschaft und die European Winter Games in Tignes, Frankreich anstehen, plant Bernd Saurer im kommenden Sommer an der Team-Weltmeisterschaft in Marrakesch, Marokko teilzunehmen. Mit seinem Team erreichte Saurer bei der Weltmeisterschaft 2017 in Lyon, Frankreich den neunten Platz.
Um in Österreich mit dem Bridgespielen anzufangen gibt es jedes Jahr diverse Anfängerkurse. Auch Online-Kurse würden mittlerweile existieren. Die beste Voraussetzung sei eine Affinität zum Kartenspielen von klein an. Den "Ausgleichsdenksport" kann der Staatsmeister nur jeder und jedem ans Herz legen, ob jung oder alt. Die festzustellende "Überalterung" des Sports bedauert er. Saurer schwärmt von Jugendcamps, die in der Vergangenheit regelmäßig stattfanden. Heute sei die Bezeichnung "Seniorensport" durchaus angemessen.
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