Brigittenau und Döbling
Das Nussdorfer Wehr im Laufe der letzten 130 Jahre
Vor gut 130 Jahren wurde mit einem Gesetz der Weg zur Errichtung des Nussdorfer Wehrs geebnet. Die BezirksZeitung nimmt dies zum Anlass, sich das berühmte Bauwerk anzusehen.
WIEN/BRIGITTENAU/DÖBLING. Es ist ein großes Jubiläum, welches vielen vielleicht doch nicht bewusst ist. Am 18. Juli 1892 wurde das "Gesetz betreffend die Ausführung öffentlicher Verkehrsanlagen in Wien" im damaligen Reichsrat beschlossen.
Hört sich unspektakulär und staubig an? Im Gegenteil – das 130 Jahre alte Gesetz ebnete den Weg für die Nussdorfer Wehr- und Schleusenanlage, mit deren Bau nur zwei Jahre später begonnen wurde. Viele verbinden mit der Brücke den Architekten, Ingenieur und Stadtplaner Otto Wagner. Doch das stimmt nur teilweise. Denn hier haben viele ihren Stempel hinterlassen.
Was ist Wagner?
Zwar wurde das Sperrwerk (Schleuse und Wehr) 1894–1898 um gut neun Millionen Kronen durch Wagner errichtet. Das eigentliche Sperrschiff – ein Schwimmtor, welches den Donaukanal zum Beispiel im Winter vor Eisstößen schützen sollte – ist aber bereits 1873 errichtet worden. Und zwar von Ingenieur Wilhelm Engerth. Nach diesem ist übrigens auch die Engerthstraße benannt, die längs des 2. und 20. Bezirks verläuft.
Das Schwimmtor wurde am 11. November 1902 in das neue Wagner-Bauwerk eingehängt. Eine eingebaute Schleuse gewährte Schiffen vom Donaustrom kommend das Absenken auf Donaukanal-Niveau – und wieder zurück. Mehr als 40 Jahre schützte dieses Sperrschiff die Bewohner und die Donaukanal-Wirtschaft vor Gefahren. Dann fiel es im Zweiten Weltkrieg einem Bombardement zum Opfer.
Hier brüllt der Löwe
Zeit also für eine Grunderneuerung. 1964 hat der Umbau des Nussdorfer Wehrs begonnen – hier konzentrierte man sich hauptsächlich auf die Schleusenanlage. Das charakteristische Brückenaussehen, welches typisch an andere Wagner-Bauwerke erinnert, blieb erhalten. So auch die Löwen an beiden Enden der Brücke.
Diese Bronzelöwen sind aber ebenso kein Werk und Vermächtnis von Wagner, sondern von Rudolf Weyr. 1975 war die Anlage dann komplett erneuert und wurde eröffnet. Neu war unter anderem ein Schleusentor-Modell. Heute dient das Nussdorfer Wehr im Sommer dem Schleusenbetrieb, im Winter sorgt es für die Kühlwasserversorgung der Simmeringer E-Werke und verbessert allgemein den Hochwasserschutz.
Kleinkraftwerk, Magistratsamt, Fischtreppe
Das Wehr hatte im Laufe der Zeit also viele verschiedene Aufgaben und es kamen immer wieder neue hinzu. 2005 wurde die denkmalgeschützte Wehr- und Schleusenanlage um ein Kleinkraftwerk ergänzt. Dieses besteht aus zwölf Hydromatrix-Turbinen mit einer Gesamtleistung von 4,8 Megawatt.
Die letzte große Veränderung hat das Wehr 2017 erlebt. Seitdem befindet sich die Zentrale der Magistratsabteilung 45 – Wiener Gewässer im von Otto Wagner geplanten Schleusengebäude des Nussdorfer Wehrs. 2017 wurde auch eine Fischtreppe eröffnet. Damit können Fische – trotz Höhenunterschied von 3,6 Metern – barrierefrei von der Donau in den Donaukanal schwimmen.
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