Währinger und Döblinger Gürtel
Polizei ist Roadrunner-Szene auf der Spur
Immer wieder benutzen Raser den Gürtel als Rennstrecke. Die Polizei will mit Aktionen einschüchtern. Neben Roadrunnern liegt ihr Augenmerk auch auf weiteren Problemstellen.
WIEN/WÄHRING/DÖBLING. Ruhig ist es auf der Heiligenstädter Straße selten. Der D-Wagen bringt die Bezirksbewohnerinnen und -bewohner bis in die Innenstadt, für viele Autofahrende ist es eine der Hauptverkehrsrouten. Gegen 22 Uhr nimmt die Straße jedoch andere Dimensionen an.
Tendenziell jüngere Männer und Frauen in aufgemotzten Autos fädeln sich entlang der Heiligenstädter Straße zwischen dem McDonald's und der Tankstellen auf – nicht zum Parken versteht sich. Laute Musik, Hupkonzerte und aufheulende Motoren nachts stehen am Programm und sorgen bei Anrainern und Anrainerinnen für großen Ärger und rauben ihnen den Schlaf.
Die Roadrunner-Szene - also jene Personen, die mit getunten Fahrzeugen durch die Straßen rasen – ist im 18. und 19. Bezirk nicht unbekannt. Sorgenkind der Polizei war in der Vergangenheit das Gebiet rund um Kahlenberg. Dort konnte man mit baulichen Maßnahmen wie Betonwänden, Tempo 30 oder Einbahnen dem Problem entgegengewirkten. MeinBezirk.at berichtete:
Die Vorkehrungen entlasten zwar, die Rasenden weichen nun aber unter anderem auf die Heiligenstädter Straße aus. Der Polizei ist das Problem aber keineswegs unbekannt. Regelmäßig veranstalten sie Schwerpunktkontrollen. Vor Kurzem war man mit 30 Beamten und Beamtinnen in Ottakring, Währing und Döbling im Einsatz auf der Suche nach durch Suchtmittel beziehungsweise Alkohol beeinträchtigte Fahrzeuglenkende und Rasende.
Ein guter Fang
Mit Erfolg: Die Aktion war erst kurze Zeit im Gange, fischten die Beamten einen alten Bekannten aus dem Verkehr. Aus vorherigen Straftaten hatte er 30.000 Euro Strafe offen. Dieses Mal stand er unter Einfluss von Suchtgift und war ohne Führerschein unterwegs, den er übrigens nicht nur zu Hause vergessen hatte: "Ich habe noch nie einen gehabt", sagt er bei der Festnahme.
Die nächsten sechs Wochen – länger ist bei einer Verwaltungsstrafe nicht möglich – wird er nicht mit dem Auto unterwegs sein, er muss einen Teil der Strafe absitzen. "Ich bin schon ziemlich stolz, weil wir nach so kurzer Zeit bereits Erfolge erzielt haben", sagt Kommandant des Stadtpolizeikommandos Döbling, Christian Sandner.
Das Team der Währinger und Döblinger Polizei entwickelte über die Jahre ein geschultes Auge. So hatten sie bei einem anderen Fahrer ebenfalls den richtigen Riecher: Er machte auf sich aufmerksam, indem er bei orange über die Kreuzung raste. Beim Anhalten wurde ein Beamter durch dessen Alkoholfahne stutzig. Die Folge: Ein Vortest mit einem Wert 0,27 Promille und ein Alkotest von 0,46 Promille – Glück im Unglück: Für den Autofahrer geht es weiter und ebenso für die Polizei, denn schon bald kommen die Roadrunner in Fahrt.
Verdächtiger der Szene flog auf
Je später es wird, desto mehr Autos sind entlang des Gürtels zu finden. Von unauffällig kann man bei der Roadrunnerszene nicht sprechen: Von Heckspoiler bis sehr spezielle Lackierungen ist alles zu finden: So war es bei einem Audi TT der Fall, der trotz beschwichtigender Worte des Lenkers Verstärkung erforderte. "Wir haben einen zusätzlichen Beamten hinzugerufen, der sich mit getunten Autos auskennt. Die Prüfanstalt stellt schließlich zehn schwere Mängel fest, unter anderem weil der Heckspoiler nicht eingetragen war und die Reifen abgenutzt waren. So wurde ihm das Kennzeichen abgenommen", sagt Sandner.
Die starke Aufmerksamkeit der Polizei schien die Rasenden an jenem Abend einzuschüchtern, hin und wieder ließen die Roadrunner zwar ihre Motoren aufheulen, generell ging es an diesem Abend aber verhältnismäßig ruhig zu.
"Wir setzen Aktionen mit Konsequenzen. So gehen wir ihnen auf die Nerven", sagt Sandner. Eine positive Bilanz zieht man aber dennoch: Im Zuge der Aktion wurden vier durch Alkohol sowie neun durch Suchtmittel beeinträchtigte Lenkende angehalten. Weiteres kam es zu 123 Verwaltungsanzeigen, 30 Organmandate und vier Kennzeichenabnahmen.
Das könnte dich auch interessieren:
Du möchtest selbst beitragen?
Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.
2 Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.