Jüdische Tradition im Fußball
Beim Pokalschlager First Vienna FC gegen Maccabi Wien soll vergessene Geschichte lebendig werden.
DÖBLING. Zwei Fußballvereine mit gemeinsamen Wurzeln. Die Geschichte des First Vienna FC ist ohne die jüdische Kultur Wiens nicht denkbar. Das gilt auch für den in der Leopoldstadt beheimateten Sportclub Maccabi Wien. Er hat sich der Pflege jüdischer Tradition verschrieben, steht aber auch nicht-jüdischen Spielern offen. 1995 wurde er vom heutigen Präsidenten der israelischen Kultusgemeinde Oskar Deutsch neu gegründet.
Jüdische Tradition hervorheben
Am Mittwoch, 28. November, trifft der Club im Rahmen des Wiener TOTO-Cups auf den First Vienna FC 1894. Dieser Cup ist ein Pokal-Wettbewerb für Wiener Fußball-Amateurteams. "Uns ist klar, aus diesem Termin wollen wir etwas besonderes machen", sagt Vinzenz Jager von der "Football School", die das Spiel sponsort. "Denn viele wissen gar nicht, dass es auch bei der Vienna von Beginn an eine lebendige und wichtige jüdische Tradition gibt."
Diese Auffassung beruht auf Gegenseitigkeit. Auch die, bei den "Vienna Supporters" organisierten, Fans wollen das Spiel nutzen, um sich mit der Vergangenheit ihres Vereins auseinanderzusetzen. "Es ist für uns die erste und wohl auch einzigartige Möglichkeit, ein Bewerbsspiel mit dem einzigen jüdischen Fußballverein Wiens zu besuchen", sagt Robert Haidinger, der Obmann der Vienna Supporters. "Wir wollen das Spiel nutzen um gemeinsam mit Maccabi Wien einen würdigen Saisonabschluss zu feiern".
Erinnerung an Funktionär
Als Anlass des Spiels haben sich die Vienna-Fans mit ihrer eigenen Vergangenheit beschäftigt. Herausgekommen ist eine Broschüre mit dem Titel "Vertrieben und ermordet – Jüdische Mitglieder des First Vienna Football Club 1894". Diese soll während des Spiels verkauft werden.
"Wir wollen mit der Broschüre insbesondere unserem fast vergessenen Funktionär Rudolf Grünwald gedenken", sagt Haidinger. "Er war der ehemalige Leiter unserer Fußballsektion. Als Jude wurde er von den Nationalsozialisten verfolgt und am 15.6.1944 in Maly Trostinec ermordet." Die Idee, jenen Vereinsmitgliedern zu gedenken, die Opfer der Nazis geworden waren, sei schon länger im Raum gestanden. "Ein Vorbild sind für uns die Ultras der Fangruppe 'Schickeria München', die das Andenken an den ehemaligen jüdischen Bayern München Vereinspräsidenten Kurt Landauer dem Vergessen entrissen haben", sagt Haidinger.
Prominenter Gast aus Israel
Der FC Maccabi Wien organisiert für das Spiel ein buntes Rahmenprogramm. Mit Unterstützung der Football School gibt es vor dem Anpfiff ein Kinder-Fußballturnier. Und es hat sich hohe Prominenz angemeldet. Alon Turgeman, ein Stürmer bei der Austria Wien, wird dem Spiel beiwohnen. Er steht außerdem im Kader der israelischen Nationalmannschaft. Das Spiel beginnt am 28. November um 19 Uhr auf dem Platz des WAF Brigittenau in der Meldemannstraße 13.
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