Krisenzeiten
"Wichtig Gefühlen Raum zu geben"
Zusammenhalt und Verständnis statt Hass und Spaltung: Das braucht es jetzt ganz besonders!
DÖBLING. Es war die letzte Nacht, nur ein paar Stunden vor dem erneuten Lockdown – für viele die letzte Gelegenheit im November noch gemütlich etwas zu trinken oder eine Mahlzeit zu genießen. Als man sich noch dachte, ob es denn 2020 noch schlimmer kommen könne, kam es dann tatsächlich noch schlimmer. Der 2. November wird uns allen als der furchtbare Tag in Erinnerung bleiben, an dem in der Wiener Innenstadt der Anschlag verübt wurde, bei dem vier Menschen starben. Wie man mit dieser Situation umgehen kann und worauf es jetzt wirklich ankommt, erzählen vier Döblinger.
Aiva Zukova, Leiterin des Kinder- und Jugendtreffs „ju9teen“: „Es ist wichtig, über die Sorgen, Unsicherheiten und Trauer zu sprechen. Wir versuchen als Team, gemeinsam die vielen Informationen zu sortieren und zu besprechen. Wir bieten Kindern und Jugendlichen einen sicheren Raum für Gespräche und versuchen auch online, mit ihnen in Kontakt zu bleiben. Gleichzeitig ist es wichtig, in den Alltag zurückzufinden, der ein Gefühl von Sicherheit und den Blick nach vorne ermöglicht.“
Alfred Hofstadler, Döblinger tätig im Multireligiösen Forum Wien 18: „Ich sehe Religion als etwas Friedensstiftendes. Wir sollten schauen, was wir gemeinsam haben und nicht, was uns trennt, das Miteinander stärken, statt auf Hass und Vorteile zu hören. Menschen, die jetzt mit ‚Wir haben es immer schon gesagt‘ kommen, darf man nicht nachgeben. Solcher Hass ist genau das Ziel von solchen Anschlägen. Wir sollten jetzt alle zusammenhalten, bei solchen Aussagen entgegenstehen und versuchen, aufzuklären."
Lia Böhmer, Leiterin der Mobilen Jugendarbeit 19-KMH: „Als Jüdin kenne ich die Seitenstettengasse gut – nicht nur, weil dort die Synagoge ist, sondern auch andere Vereine der jüdischen Gemeinde, in denen ich viel Zeit meiner Jugend verbracht habe. Das nimmt einen schon mit. Es ist furchtbar, was dort passiert ist. Darüber zu reden, sowohl privat als auch in der Arbeit mit Jugendlichen, und den Gefühlen Raum zu geben, ist gerade jetzt ganz besonders wichtig."
Petra Sallaba, Direktorin des Hauses Hohe Warte: „Es ist aktuell ein Wechselbad der Gefühle und daher besonders wichtig, über alles, was passiert ist, zu sprechen – nicht nur mit den Mitbewohnern, sondern auch mit den Mitarbeitern. Wir sind ein sehr buntes Team und haben doch einige, die aus Kriegsgebieten stammen. Da kommt schon viel hoch nach so einem Anschlag. Aber gemeinsam sind wir stark. Es ist unser Wien. Das lassen wir uns nicht nehmen."
Du möchtest selbst beitragen?
Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.