Schäden in Privathaushalten
Kein Wiener Fonds für Naturkatastrophen

- Hochwasser oder überlasteter Kanal? Die Bilder aus der Donaustadt beweisen, dass auch die Kanalüberflutung großräumige Folgen haben kann.
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- hochgeladen von Christine Bazalka
Einen Teil des Schadens nach Überschwemmungen ersetzt das Land aus dem Katastrophenfonds. In Wien wurde ein solcher nicht eingerichtet – das ist für die Schäden von Mitte Juli aber gar nicht der Punkt.
WIEN. In Floridsdorf, in Favoriten, am schlimmsten wohl in der Donaustadt – in vielen Wiener Bezirken präsentierte sich am Wochenende vom 17. und 18. Juli das gleiche Bild: Überflutete Keller, Wasser im Garten, unter Wasser gesetzte Garagen. In den Tagen und Wochen danach versuchen die Bewohnerinnen und Bewohner, die Schäden zu beseitigen, Dinge zu entsorgen oder zu reparieren.
Wer bezahlt nun aber die Schäden, die pro betroffenen Haushalt in die Zehntausende gehen können? Einen Teil übernimmt in der Regel die Haushaltsversicherung. Im Fall einer Naturkatastrophe – und so wurden die Kanalüberflutungen in Folge des Starkregens in Wien von der Versicherung eingestuft – ist die Auszahlung allerdings gedeckelt. Üblich ist eine Summe von etwa 4.000 Euro, die übernommen wird.
Versicherung übernimmt nur ein Drittel
Und der Rest? Den müssen die betroffenen Personen selbst übernehmen. Ein Umstand, der dem Donaustädter Helmut Z. unangenehm aufstößt: Der Starkregen hat sein Untergeschoß, in dem auch gewohnt wird, einen halben Meter unter Wasser gesetzt. Die Schadenshöhe kennt er noch nicht, fürchtet aber sie könnte sich auf 25.000 Euro belaufen. Boden, Teppiche und einige Geräte sind kaputt, die Wände müssen trockengelegt werden. "Wir bekommen 8.000 Euro von unserer Versicherung", sagt er. Er ärgert sich darüber, dass es in Wien keinen Katstrophenfonds gibt: "Würde ich zwei Kilometer weiter nördlich wohnen, würde das Land meinen Schaden übernehmen", sagt er.

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Das stimmt allerdings so nicht. Es ist zwar richtig, dass in der Liste der Katastrophenfonds der Bundesländer eines nicht aufscheint: Wien. Es gibt also keine Rücklagen, die extra dafür gebildet werden, Privaten und Gebietskörperschaften im Katastrophenfall unter die Arme zu greifen. Das erklärt ein Sprecher des Wiener Finanzstadtrats Peter Hanke (SPÖ) so: "In Wien ist es aufgrund der geographischen Gegebenheiten sehr unwahrscheinlich, dass ein Hochwasser auftritt." Und wirklich hat der Hochwasserschutz Donauinsel auch beim Unwetter im Juli seinen Dienst getan. Die Überflutungen in den Wiener Flächenbezirken waren ja das Resultat überlasteter oder verstopfter Kanalanlagen.
Nicht überall war Katastrophengebiet
In so einem Fall, also wenn Wasser in einzelne Keller eintritt oder Garagen überschwemmt, gehen die Geschädigten auch in den anderen Bundesländern leer aus. Nur die Regionen, in denen es tatsächlich durch Unwetter zu Hochwasser gekommen ist, werden berücksichtigt, erklärt Andreas Gellner von der niederösterreichischen Landesregierung. Zu Katastrophengebieten erklärt wurden nach dem 17./18. Juli drei Gemeinden im Bezirk Amstetten, zwei Gemeinden im Bezirk Krems und eine Gemeinde im Bezirk Melk. Nur die Bewohnerinnen und Bewohner dieser Gemeinden können sich also ihre Kosten – nach entsprechender Begutachtung und Dokumentation – zum Teil aus dem Fonds ersetzen lassen. In den Wiener Umlandgemeinden muss die Wiederherstellung der durchnässten Keller also auch aus eigener Tasche beglichen werden.

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Was aber, wenn es in Wien wirklich einmal zu einer Katastrophe kommen sollte? Während Vermurungen und Hangrutsche eher unwahrscheinlich scheinen, hat der Tornado im niederösterreichisch-tschechischen Grenzgebiet im Juni gezeigt, dass im Zuge der Klimakrise auch hierzulande ungewöhnliche Extremwetterereignisse auftreten können. In so einem Fall wird auch den Wienerinnen und Wienern geholfen, sagt der Sprecher des Finanzstadtrats: "Wien ist dann für die Abwicklung und Auszahlung zuständig, die Gelder fließen aber zum Teil aus dem Bundeskatastrophenfonds." Den gibt es nämlich auch noch; er ersetzt den Ländern 60 Prozent der Kosten und hier zahlt auch Wien ein. Zu als Katastrophe eingestuften Hochwassern ist es auch bereits gekommen, so der Hanke-Sprecher: Zuletzt offenbar unter Bürgermeister Helmut Zilk, der 1984 bis 1994 im Amt war.
"Undankbare Position"
Eine Katastrophe für die Versicherung, aber keine für die Verwaltung: Diese Position empfindet Helmut Z. als undankbar: Er hat sogar versucht, sich für eine höhere Summe versichern zu lassen – in der Donaustadt sei das allerdings unmöglich, habe ihm der Berater gesagt: Das Gebiet sei zu risikoreich. "Wir bekommen also nur wenig von der Versicherung und nichts von der Gemeinde", sagt er, "und unter den Betroffenen sind ja auch ältere Damen oder andere Menschen, die sich eine Sanierung nicht so einfach leisten können. Sollen die verkaufen?"





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