Donaustädter Ortsbild
Schillochweg im Bauwahn
Der Schillochweg werde zubetoniert, kritisieren Anrainer und Mitglieder von Siedlervereinen.
DONAUSTADT. "Die Lebensqualität der Anrainer wird drastisch reduziert." Das sind die Worte eines verärgerten Anwohners. Grund dafür: Auf den Grundstücken Schillochweg 21 und 25 realisiert die Baufirma Agenda Bau 26 Eigentumswohnungen in vier Gebäuden.
"Jetzt kommt ein monströser Wohnbau, der hier nicht her passt, statt wie bisher vier kleine Einfamilienhäuser", ergänzt der Anrainer.
Neuer Wohnbau
Laut Auskunft der MA 37 (Baupolizei) und der MA 19 (Architektur und Stadtgestaltung) werde das Ortsbild am Schillochweg durch die Projekte nicht gestört. "Grundsätzlich kommt es nach § 85 Abschnitt 2 der Bauordnung für Wien auf das ,mit dem Bebauungsplan beabsichtigte örtliche Stadtbild‘ an. Es ist also nicht maßgeblich, was sich bisher an Bauwerken in einer Gegend befindet, sondern was im Bebauungsplan vorgesehen ist", erklärt Gerhard Cech, Abteilungsleiter der Baupolizei. Das sieht auch Etem Baglayan, Geschäftsführer von Agenda Bau, so: "Die Anlage ist nicht so groß und es entsteht ein schönes, hübsches Projekt."
Die Grundstücksfläche beträgt 3.000 Quadratmeter. "Hier standen vier kleine Häuser und ungefähr zehn Bäume. Es war sehr grün", erinnert sich ein Nachbar. Die 26 Wohnungen werden auch über zehn Pkw-Abstellplätze verfügen. "Das gewachsene Ortsbild wird zerstört. Der Schillochweg und das Erholungsgebiet Mühlwasser werden zum Parkplatz", meint der Anrainer. Weiters erzählt er: "Agenda Bau ist schon am Angoraweg auffällig geworden."
Das Bauprojekt wurde vorerst geändert. In der Bezirksvertretungssitzung im September 2020 brachte die FPÖ einen Resolutionsantrag dazu ein. Der damalige Bezirksvorsteher-Stellvertreter Werner Hammer und Klubobmann Andreas Dvorak (beide FPÖ) sprachen sich gegen die Realisierung des "völlig überdimensionierten Bauvorhabens in der geplanten Form" aus.
Der Antrag wurde einstimmig angenommen. Ob für den Schillochweg ein Antrag folgt, steht noch nicht fest. Donaustädter Gemeinderat Anton Mahdalik (FPÖ) werde sich jedoch mit den Anrainern in Verbindung setzen und danach entsprechende Schritte in der Bezirksvertretung und im Gemeinderat setzen.
Siedlervereine kämpfen weiter
"Es wird nur die Bauverdichtung als Ziel angeführt, egal was dabei zerstört wird", sagt Gottfried Krause, Obmann des Siedlervereins (SV) Nordrandsiedlung. Gerhard Podloucka, Obmann des SV Lobau, bedauert, dass Anrainer und Siedlerverein nicht von Anfang an eingebunden wurden. "Das liegt wahrscheinlich daran, dass das Projekt als §-70a-Verfahren eingereicht wurde und somit keine offizielle Bauverhandlung von der MA 37 ausgeschrieben wurde", erklärt er. Bauingenieur Wolfgang Winter rät Anrainern, eine aktuelle Fotodokumentation bei Verdacht auf Fehlverhalten oder Beschädigungen durch die Baufirma zu erstellen.
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