Fokus Frau
„Tägliche Herausforderungen“
Andrea Kaufmann ist eine der wenigen Bürgermeisterinnen in Vorarlberg
Dornbirn. Neun Bürgermeisterinnen gibt es im Ländle, drei hören auf und damit sinkt die Frauen- quote wieder. Eine davon ist die Dornbirner Stadtchefin Andrea Kaufmann, die im „Dornbirner Anzeiger“- Interview Einblicke gibt.
Wie schwer/wie leicht ist es, sich als Bürgermeisterin in der Stadt und den Sitzungen durchzusetzen?
Wie in politischen Gremien Diskussionen geführt und Entscheidungen getroffen werden, ist weniger eine Frage der Durchsetzungsfähigkeit, sondern des Stils der politischen Arbeit. Hier macht es auch keinen Unterschied ob das Bürgermeisteramt von einer Frau oder einem Mann bekleidet wird. Mir persönlich ist wichtig, dass alle Argumente vorgelegt werden können und dass sie auch gemeinsam besprochen werden. Auf Gemeindeebene geht es in erster Linie um sachliche Entscheidungen und kaum um ideologische Standpunkte. Das politische Klima in Dornbirn ist sehr gut, weil wir über Parteigrenzen hinweg auf Augenhöhe diskutieren. Dass ist übrigens meiner Meinung nach eine der wichtigsten Grundlagen für die erfolgreiche Entwicklung der Stadt in den vergangenen Jahren.
Welche Hürden sind im Tagesablauf zu bewältigen?
Von Hürden würde ich hier gar nicht sprechen. Sowohl das Amt als auch die politischen Gremien sind sehr gut organisiert – wir stellen die Informationen für die Ausschüsse und den Stadtrat vor Sitzungen digital zur Verfügung. Manchmal sollte ein Tag mehr Stunden haben, um die Fülle der Arbeit besser unterzubringen. Glücklicherweise kann ich auf ein ausgezeichnetes Team, sowohl in der Verwaltung als auch in meiner Fraktion zurückgreifen. Damit können wichtige Entscheidungen rasch umgesetzt und Projekte engagiert weiterentwickelt werden.
Warum sollten mehr Frauen Mut haben, solche wichtigen Aufgaben zu übernehmen?
Weil sie mitunter einen anderen Blick auf gesellschaftliche Veränderungen haben; letztlich aber auch, weil sie sowohl in der Politik als auch in der Wirtschaft entsprechend ihrer gesellschaftlichen Repräsentanz vertreten sein sollten. Ich bin ein Fan von gemischten Gremien, weil so am besten die unterschiedlichen Sichtweisen zusammenkommen und sich positiv ergänzen. Deshalb würde ich mir natürlich wünschen, dass mehr Frauen in Politik und Führungspositionen vertreten sind.
Sind sie eigentlich zu Hause auch die „Bürgermeisterin“?
Zu Hause bin ich Mama und Ehefrau und versuche wie alle Familienfrauen den Alltag bestmöglich zu organisieren und zu managen. Da müssen natürlich alle zusammen helfen, sonst funktioniert das nicht. Ich bin glücklich und dankbar, in der Familie einen guten Rückhalt zu haben. Wir versuchen, möglichst viel der knappen Zeit gemeinsam zu verbringen und gemeinsame Dinge zu unternehmen.
Bleibt denn genügend Zeit für die Familie?
Diese Frage stellen sich wahrscheinlich fast alle Väter und Mütter in Familien, in denen zwei berufstätig sind. Wie für andere ist es auch für uns die nahezu tägliche Herausforderung, alles soweit unter einen Hut zu bringen, dass alle zufrieden sind, was ehrlicherweise nicht immer gleich gut gelingt. Ich glaube aber, dass wir das in meiner Familie ganz gut schaffen: mit etwas Disziplin, gutem Willen und einer guten Struktur ist es machbar.
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