Mehr als die Hälfte der Landärzte geht in zehn Jahren in Pension

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Immerhin 43 Prozent (3,6 Millionen) der Österreicherinnen und Österreicher sind direkt von der Frage betroffen, wie es mit der medizinischen Versorgung auf dem Land weitergeht. Denn sie leben in Gemeinden mit bis zu 3000 Einwohnern und werden von etwas mehr als 1500 praktischen Ärztinnen und Ärzten betreut. Dazu kommen noch gut 200 Fachärztinnen und -fachärzte, die in diesen Gemeinden die medizinische Versorgung mit aufrechterhalten.
Allerdings sind 28 Prozent der Landärzte bereits über 60 Jahre alt, ebenfalls 28 Prozent zwischen 55 und 60. Innerhalb der nächsten zehn Jahre werden also 56 Prozent aus dem Berufsleben ausscheiden. Spitzenreiter sind Kärnten (67 Prozent) und die Steiermark (66 Prozent), wo in den nächsten zehn Jahren zwei Drittel der Landärztinnen und Landärzte das Pensionsalter erreichen werden. Es folgen das Burgenland (60 Prozent), Oberösterreich (54 Prozent), Niederösterreich (52 Prozent) und Tirol (51 Prozent). Nur in Salzburg (48 Prozent) und Vorarlberg (46 Prozent) wird im kommenden Jahrzehnt weniger als die Hälfte der Landärzte pensionsbedingt aus dem Beruf aussteigen (Zahlen ÖÄK, 2013).
Immer weniger Bewerber
Doch es finden sich immer weniger Bewerber für freie Stellen, die inzwischen mehrfach und oft auch österreichweit ausgeschrieben werden müssen. Während sich früher oft zehn oder mehr Ärzte für eine Kassenstelle beworben haben, ist es heute oft bestenfalls noch ein einziger. Was vor zehn, fünfzehn Jahren auch kaum vorstellbar war: Sogar in namhaften Tourismusgemeinden fallen Kassenstellen weg. Es finden sich einfach keine junge Ärztinnen oder Ärzte, die bereit sind, zu den gegenwärtigen Arbeitsbedingungen auch noch das unternehmerische Risiko einer Landarztordination zu tragen.
Natürlich liege das auch am eingeschränkten kulturellen und sozialen Angebot, was oft nicht in ein „junges" Lebenskonzept passe, meint Johannes Steinhart, Obmann der Bundeskurie niedergelassene Ärzte und Vizepräsident der Österreichischen Ärztekammer (ÖÄK). „Wichtig ist aber auch, ob man mit einer Landarztpraxis eine Familie finanziell erhalten kann, wie Kinderbetreuung und Schulausbildung zu organisieren sind und ob der Beruf Zeit für Familie und Freunde lässt“, so Steinhart.
Auf die Frauen kommt es an
Mehr als die Hälfte aller Spitalsärzte und ein Drittel aller niedergelassenen Ärzte sind inzwischen weiblich. Aber nur 21 Prozent aller Landärzte sind Frauen. „Wenn der ärztliche Nachwuchs zunehmend weiblich wird und die medizinische Versorgung weiterhin gesichert sein soll, müssen sich die Arbeitsbedingungen an die Bedürfnisse von Frauen anpassen“, stellte ÖÄK-Präsident Artur Wechselberger klar. „Das Bild vom männlichen Arzt, der rund um die Uhr für seine Patienten im Einsatz sein kann, weil seine Frau das Familienleben managt, ist endgültig passé“, so der Ärztekammer-Präsident.



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