Tattoo-Szene in Eisenstadt
Den Tätowierern gehen die Farben aus
Mit 4. Jänner trat die neue EU-Chemikalienverordnung REACH in Kraft. Damit wurde die Verwendung von Tätowierfarben massiv eingeschränkt. Die RegionalMedien Burgenland hörten sich bei Tattoo-Studios in Eisenstadt und im Bezirk Eisenstadt-Umgebung um.
BEZIRK. Die Änderung der EU-Chemikalienverordnung REACH schränkt die Verwendung von über 4.000 Chemikalien in Tätowierfarben und Permanent Make-up ein. Nicht mehr zugelassen sind zahlreiche Inhaltsstoffe, chemische Bestandteile der Farben sowie Binde- und Konservierungsmittel. Die Grundlage der Verordnung ist, dass bei der Mehrheit der Farbstoffe das Krebsrisiko und mögliche sonstige Gefahren nicht ausgeschlossen werden können. Für die Farben Pigment Blau 15:3 und Pigment Grün 7 gibt es einen 24-monatigen Übergangszeitraum – bis 4. Jänner 2023.
Kritik von Branchenvertretern
Branchenvertreter sehen europäische Tätowierer und Pigmentierer in der Existenz gefährdet. Die Farbpalette für Tätowierungen wird durch so um zwei Drittel der möglichen Farben reduziert. „Das führt zu einer massiven Verschlechterung der wirtschaftlichen Wettbewerbsfähigkeit europäischer Tätowierer und Pigmentierer gegenüber Anbietern außerhalb der EU und gefährdet die Existenz dieser Berufszweige stark“, erklärt Bundesinnungsmeisterin Dagmar Zeibig.
Bewährungsprobe
Nach den mehrfachen Lockdowns, bei denen die Tätowierer als körpernahe Dienstleister besonders betroffen waren, ist dies eine weitere Bewährungsprobe für die Branche. Mehrere Tattoo-Studios im Bezirk haben derzeit ihre Türen geschlossen. Andere, wie zum Beispiel das "Burn Ink Tattoo" in Eisenstadt, stehen weiterhin für ihre Kunden zur Verfügung: „Natürlich kommen weniger Kunden, ich habe aber auch viele Stammkunden, die bereit sind, zu warten", berichtet Tätowierer Thomas Waldherr von "Burn Ink Tattoo".
Gute Planung ist wichtig
„Die aktuelle Pandemie erschwert die Arbeitsbedingungen sehr. Während den Lockdowns, durften wir nicht arbeiten. Viele Kunden fieberten ihren neuen Tattoos aber entgegen und so schoss die Buchungslage nach jedem Lockdown-Ende von 0 auf 200 Prozent hoch", erklärt Lena Lierl vom Tatoo-Studio "Nadelhaft" in Eisenstadt und erläutert: „Durch die Omikronwelle gibt es derzeit viele Terminverschiebungen. Ich bemühe mich, die Ersatztermine zeitnah zu geben. Derzeit ist es sehr wichtig, gut zu planen und Polster für etwaige Ausfälle beiseitezulegen." Damit die Sicherheit in ihrem Tattoo-Studio gegeben ist, tätowiert Lierl mit der 2G Plus Reglung.
Farben schnell ausverkauft
Trotzdem besteht auch derzeit die Möglichkeit auf farbige Körperverzierungen: Denn seit Mitte Januar sind Farben am Markt, welche durch ihre veränderte Zusammensetzung in der EU erlaubt sind. „Derzeit habe ich die Farben Gelb, Grün und Blau. Es gibt neue Farben auf dem Markt, diese sind aber schwer zu bekommen, weil sie sehr schnell vergriffen sind", erklärt Waldherr. Bereits bei der Terminvergabe würde er seine Kunden informieren, dass zurzeit nicht alle Farben zur Verfügung stehen. „Manche Kunden müssen warten, bis die Farben wieder geliefert werden. Meine Kunden reagieren zum Glück verständnisvoll", so Waldherr. Neben den Farben Blau, Grün und Gelb sind auch Tätowierungen in „Black and Grey", also in Schwarztönen, möglich. Auch hier wurden die Farben an die neue Verordnung angepasst.
Lena Lierl tätowiert florale Motive in „Black and Grey". „Ich hatte das Glück, dass ich nicht so viele Farben weghauen musste. Im Internet habe ich nach längerer Suche einen Anbieter gefunden und ich bekam die neuen Farben am selben Tag, an dem die Verordnung in Kraft getreten ist, geliefert", freut sich Lierl.
Tattoos sind im Trend
Im Burn Ink lässt sich etwa ein Drittel der Kunden Farb-Tattoos stechen, die anderen bevorzugen schwarze Tätowierungen. Beliebt seien derzeit individuelle Tätowierungen, einen klaren Trend gäbe es nicht. „Die Tätowierungen sind insgesamt im Trend. Deshalb kann ich mich nicht beschweren", berichtet der Tätowierer.
Individuelle Motive sind gefragt
Etwa 90 Prozent sind Kundinnen im "Nadelhaft" in Eisenstadt. „Da meine Tätowierungen florale Motive sind, kommen vermehrt Frauen in ihren 20er zu mir. Ich hatte aber auch bereits einen Mann über 70 als Kunde. Generell sind individuelle Motive im Trend. Jedes Tattoo ist ein Einzelstück. Zudem sind kleine Motive, die am Körper verteilt sind, derzeit sehr gefragt", berichtet Lierl, die selbst eine Kunstschule besuchte.
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