Barmherzige Brüder Eisenstadt
Operation für ukrainischen Zivilisten
Mit Unterstützung durch das österreichische Innenministerium und das Land Burgenland wurde ein ukrainischer Zivilist, nach einer Verletzung bei einem Raketenangriff, zur weiteren Behandlung ins Krankenhaus Barmherzige Brüder Eisenstadt gebracht.
EISENSTADT. An der Abteilung für Orthopädie und Traumatologie wird der verletzte Oberschenkel des Patienten operativ behandelt, mit dem Ziel die Gehfähigkeit wieder herzustellen.
Angriff in Cherson
Cherson ist eine Stadt im Süden der Ukraine mit rund 40.000 Einwohnern. Die am Fluss Dnepr gelegene Stadt war acht Monate, bis Oktober 2022, vom russischen Militär besetzt. Weiterhin ist Cherson Ziel russischer Raketen- und Bombenangriffe, die von diesseits des Dnepr Tag wie Nacht auf die Stadt gefeuert werden. Angriffswarnungen treffen zu kurzfristig oder gar nicht ein. Der in der Stadt lebenden Zivilbevölkerung bleibt oft kaum genügend Zeit, sich in Sicherheit zu bringen.
So erging es auch dem 63-jährigen Viktor, der nun als Patient im Krankenhaus Barmherzige Brüder Eisenstadt operativ versorgt wird. Der Pensionist war als Sicherheitsmann tätig, um das Einkommen für sich und seine Familie aufzubessern. Seine Familie lebt seit April 2022 in Odessa - in Sicherheit. Viktor wollte bleiben, denn Cherson ist seine Heimat, hier fühlte er sich tief verwurzelt.
Transport nach Eisenstadt
Am 23. Dezember 2022 versah er seinen Wachdienst in einem mehrstöckigen Gebäude in Cherson, als er bei einem Raketeneinschlag am Oberschenkel getroffen wurde. Sein Kollege holte rasch Hilfe aus dem nahe gelegenen Krankenhaus. Dort wurde Viktors verletztes Bein erstmals operiert, nach einem Transport ins Krankenhaus nach Nikolajew und einem Weitertransport nach Odessa nahm Viktors Tochter mit einer Hilfsorganisation Kontakt auf. So kam es, dass Viktor mit Unterstützung durch das österreichische Innenministerium und das Land Burgenland zur weiteren Behandlung ins Krankenhaus Barmherzige Brüder Eisenstadt gebracht wurde.
Eingriff am Oberschenkel
An der Abteilung für Orthopädie und Traumatologie wird der Patient von Abteilungsvorstand Primar Dr. Jochen Erhart mit seinem Team betreut. Um die Gehfähigkeit des Patienten zu erreichen, wurde ein erster operativer Eingriff am Oberschenkel durchgeführt. „Wir wollen die bei der Explosion entstandene Infektion sanieren und eine Wiederherstellung des fehlenden Oberschenkelknochens erreichen. Erzielt wird dies durch einen Knochentransport, der durch die Montage eines speziellen Fixateurs erreicht werden kann,“ fasst Primar Dr. Erhart die komplexe Behandlung zusammen. Beinahe Ironie ist, dass diese von Primar Dr. Erhart angewandte Behandlungsmethode ihren Ursprung in der ehemaligen Sowjetunion, dem heutigen Russland hat und anschließend in speziellen Zentren weltweit weiterentwickelt und weitergeführt wurde.
Wunsch nach Frieden
Die gebürtige Ukrainerin Dr. Olena Mikula ist Ärztin in Basisausbildung im Krankenhaus Barmherzige Brüder Eisenstadt und sozusagen das „Sprachrohr“ für Viktor indem sie übersetzt. Sie hat selbst auch Familie in der Ukraine. Gemeinsam mit Viktor erzählt sie, wie die Menschen in der Ukraine leben, was sie denken und empfinden. „Wir Ukrainer sind stark und wir haben schon viel erlebt. Jetzt erleben wir nur Zerstörung. Was schön und brauchbar war, das ist geplündert oder zerstört,“ berichten die Beiden. Gefragt was sich Viktor wünscht, wird er emotional: „Wir wollen Normalität und Freiheit. Wir wollen Essen, Arbeiten und mit unseren Familien in Ruhe leben."
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