Schleudern auch mit ABS und ESP möglich
Unterschiedliche Untergründe, Bremsen in der Kurve und "Verreißen" als Auslöser
ÖSTERREICH. In einer Kurve liegt ein Stein mitten auf der Fahrbahn, nach einer Kuppe steht ein defektes Fahrzeug, ein Hund läuft plötzlich auf die Straße – das sind Situationen, die eine Notbremsung erfordern. Im Vorteil ist, wer ein Auto mit Assistenzsystemen wie ABS, ESP oder automatischem Notbremssystem besitzt. "Die moderne Technik hat Autofahren in den vergangenen Jahren sicherer gemacht. Doch die Grenzen der Physik kann man nicht überwinden", warnt Roland Frisch, Pkw-Chefinstruktor der ÖAMTC Fahrtechnik.
Wenn sich die Räder auf unterschiedlichem Untergrund befinden, wenn in einer Kurve gebremst wird oder wenn der Fahrer das Lenkrad verreißt, kann ein Auto bei einer Notbremsung trotz ABS ins Schleudern geraten.
"Befindet sich z. B. eine Seite des Fahrzeuges auf einer Bodenmarkierung oder die rechten Räder fahren auf dem unbefestigten Bankett, die linken auf asphaltierter Straße, dann ist der Reibungsunterschied zwischen rechter und linker Seite sehr groß. In diesem Fall kann es bei einer Notbremsung trotz ABS durch einseitiges 'Ziehen' zum Schleudern kommen", erklärt der ÖAMTC Fahrtechnik-Experte.
Schleudergefahr in der Kurve und durch Verreißen des Autos
Gefährlich sind auch Notbremsungen in der Kurve. "Beim Kurvenfahren wirkt die Fliehkraft auf das Fahrzeug. Durch das Bremsen verlagert sich das Gewicht des Fahrzeugs in Richtung Vorderachse und entlastet damit die Hinterachse. Bei diesem Fahrzustand kann es vor allem in einer Kurve passieren, dass das Fahrzeug die Haftung an den Hinterrädern verliert und ins Schleudern kommt", so Frisch.
Die größte Gefahr aber ist eine falsche Reaktion des Fahrers. "Auch bei besten Bedingungen kann ein Auto bei einer Notbremsung ins Schleudern geraten, wenn der Fahrer erschrickt und sein Fahrzeug verreißt. Ähnlich wie beim Kurvenfahren werden durch die Notbremsung die Hinterräder entlastet. Durch eine ruckartige Lenkbewegung kann das Fahrzeug dann auch auf gerader und asphaltierter Straße ins Schleudern geraten", weiß der Pkw-Chefinstruktor der ÖAMTC Fahrtechnik. Er rät dazu, Notbremsmanöver regelmäßig auf einem sicheren Gelände zu üben.
Übung macht sicher und verkürzt den Anhalteweg
Wie viel Übung ausmacht, erlebt der Fahrtechnik-Experte bei den Trainings in den ÖAMTC Fahrtechnik Zentren. "Anfangs bremsen die Teilnehmer noch sehr zögerlich. Mit der Anzahl der Übungen wird der optimale Ablauf einer Notbremsung gefestigt, das richtige Handlungsmuster wird automatisiert und im Kopf abgespeichert. Dadurch wird der Anhalteweg kürzer."
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